„Der Frieden fängt beim Frühstück an“ - Nachbericht zum musikalischen Literatur-Abend mit Friedensliedern am Sonntag, 30. März, 18 Uhr – Evangelische Kirche Beedenkirchen
„Wir haben dreißig Jahre pausiert, aber als wir vor einiger Zeit wieder ins gemeinsame Musizieren eingestiegen sind, konnten wir aus dem Stand da weitermachen, wo wie vor Jahren aufgehört hatten. Die Musik geht einem ins Blut, man vergisst sie nicht.“ Die Brüder Andreas und Ulrich Erhardt sangen und spielten am Sonntag-Abend in der voll besetzten Kirche Lieder und Songs, die ihnen am Herzen liegen.
Eingeladen hatte der Beedenkirchner Lesekreis „Literatur im Dorf“ zum Musikalischen Literatur-Abend mit Friedensliedern, die Mitglieder leiteten durch den organisatorischen Ablauf des Abends. Vor der Begrüßung der Gäste durch Ellen Bergoint stellte Ilse Pfeifer zunächst das Gedicht von Hanns Dieter Hüsch vor, welches die Gruppe als Überschrift über die Veranstaltung ausgewählt hatte. Mit launigen Worten beschreibt es den Weg der Friedenstaube „… fliegt dann durch die Straßen“ über „… der Vogel fliegt sich wund“ und „… bis die Taube nicht mehr kann“ und schließt mit dem Fazit „Frieden fängt beim Frühstück an“
Nach ein paar Worten zu ihrem musikalischen Werdegang begrüßten die beiden gebürtigen Pfälzer ihre Zuhörer mit „Gut, wieder hier zu sein“, einem Song von Hannes Wader, der die Freundschaft besingt, die dabei hilft, den Gefahren des Lebens gestärkt zu begegnen und die auch das Tragen von Sorgen und Ängsten nur noch halb so schwer macht.
Der 1925 in Moers geborene und im Mittelpunkt des Abends stehende Dichter, literarische Kabarettist und gläubige Christ Hanns Dieter Hüsch könnte im Mai dieses Jahres seinen hundertsten Geburtstag feiern. Von klein auf war der Sohn protestantischer Eltern mit Tonfall und Werturteilen der „kleinen Leute“ vertraut und hier besonders beschäftigte er sich sein ganzes Leben bewundernd und ein bisschen kopfschüttelnd mit den speziellen Wertansichten der „Niederrheiner“. Eine Missbildung seiner Füße machte ihn besonders in Kindheit und Jugend zum Außenseiter, ersparte ihm im Gegenzug aber auch den Kriegsdienst. In den 1960er Jahren wurde er der wichtigste Vertreter des literarischen Kabaretts in Deutschland mit größerer Präsenz im Fernsehen. „Mit seinem „dem Volk aufs Maul“ schauenden, sprachjonglierenden Witz karikierte er Kleinbürger und Spießertum“, ohne sich selbst auszulassen. Hüsch engagierte sich öffentlich auf Evangelischen Kirchentagen, stets für christliche Toleranz eintretend auf dem Weg zu Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Nach einem Schlaganfall 2001 konnte er nicht mehr auftreten. Er verstarb im Alter von 80 Jahren in Windeck im Westerwald.
„Friede sei mit euch“ aus der Feder von Hüsch sprach Conny Dagenbach nun den Zuhörern zu und dann präsentierten die Musik-Brüder den ersten Musik-Block mit Liedern aus der Friedensbewegung - „Blowing in the Wind“ von Bob Dylan, „If I had a Hammer“, der Hymne der Arbeiterbewegung in den 1950ern von Pete Seeger und Lee Hays sowie „Colours“, einem Song von Donovan, in dem er mit Farben und Gefühlen seine Freude auf jeden neuen Morgen beschreibt.
Mit einer Auswahl von Texten und Gedichten konnten die Zuhörenden einen Einblick gewinnen in die Vielseitigkeit des Schreibers Hanns Dieter Hüsch. Im Text „In einer fremden Stadt“ (Vortrag: Ellen Bergoint) begegnet man sich selbst und seinen Vorurteilen in der reichen Auswahl an Taxifahrern, die der Dichter auf den Stationen seiner Auftritts-Reisen angetroffen hat. Im Gedicht „Utopie“ (Vortrag: Christine Boß-Engelbrecht) macht Hüsch mit den Schlussworten seine Hoffnung auf die Zukunft deutlich. „… Das ist das Land, nach dem ich mich so sehne, … dass jeder jeden in die Arme nimmt.“ In „Anteilnahme“ (Vortrag: Maria Unger) erfahren die Zuhörenden „… Und da können Sie mir sagen was Sie wollen, alle Menschen werden im Augenblick ganz andere Menschen, wenn sie merken, da ist plötzlich jemand, der oder die sich für das, was ich so mache, interessiert.“ In seinem „Psalm“ (Vortrag: Ute Weber-Schäfer) gibt der Verfasser auch gleich selbst die Antwort auf seine Frage: „Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt.“
Im zweiten Musik-Block fanden sich „We are the World“, der Song, den Michael Jackson und Lionel Ritchie 1985 für die Aktion „Band Aid“ anlässlich der Hunger-Katastrophe in Äthiopien geschrieben haben sowie „Halleluja“, Leonard Cohens Suche nach spiritueller Weisheit und „The Boxer“ von Simon & Garfunkel. Dieser Songtext von Paul Simon über einen einsamen, erfolglosen „Verlierer der Großstadt“ ist autobiographisch angelegt.
Nach dem Glaubensbekenntnis „Credo“ (Vortrag: Lieselotte Rieckher) macht der Dichter in „Mein Bekenntnis“ (Vortrag: Christine Boß-Engelbrecht), wie er gedenkt „den Hass aus der Welt zu vertreiben“ mit dem starken Schlusspunkt deutlich „Ich setze auf die Liebe! Schluss!“ und er bittet Gott in „Segen – Die Welt ist nicht heil“ darum, seine guten Gedanken einzubringen in die Gehirne derer, die für Unfrieden in der Welt verantwortlich sind und bittet für „die Kinder, die nicht verstehen können, was die Erwachsenen tun“.
Der Song von Hannes Wader „Heute hier, morgen dort“ beschreibt das Lebensgefühl eines Menschen, der immer unterwegs ist. Der Text entspringt der „Wandervogel-Bewegung“ im frühen 20. Jahrhundert und beschreibt die vielfältigen Eindrücke, die einem Musiker in seinem wechselvollen Tourneeleben begegnen.
Auf der Suche nach einem Schlusslied für den Musikalischen Literatur-Abend ist Andreas Erhardt dann sogar bei Hanns Dieter Hüsch fündig geworden. Der Literat bringt hier sein besonderes Faible für die kleinen Dinge des Lebens zum Ausdruck mit „… Ameise rast nach Haus … Schmetterling fliegt nach Haus … die Lampen leuchten, der Tag ist aus.“ Christine Boß-Engelbrecht gibt den Besuchern den „Segen für Versöhnung“ mit auf den Heimweg. Nach dem Dankeschön des Lesekreises an die beiden Musiker für die gemeinsame Veranstaltung wird schon an diesem Abend mit der spontan bekundeten Bereitschaft der beiden Brüder auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr der Grundstein für den nächsten Musikalischen Literatur-Abend gelegt.
Erläuterung zum Foto:
Gesangs- und Gitarrenduo Andreas (links) und Ulrich Erhardt in der mit Friedenssymbolen dekorierten Evangelischen Kirche Beedenkirchen
Für weitere Informationen oder Fragen:
Pfarrsekretariat - Ellen Bergoint
Pfarrbüro am Di von 15-17 Uhr, am Do von 9-11 Uhr
Beedenkirchen, Reichenbacher Str. 33, 64686 Lautertal
Tel. 06254/7178 mobil 0160/5062793
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Der Frieden fängt beim Frühstück an
Musikalischer Literatur-Abend mit Friedensliedern vom Gitarren- und Gesangsduo Andreas & Ulrich Erhardt und Texten von Hanns Dieter Hüsch
Sonntag, 30. März, 18 Uhr – Evangelische Kirche Beedenkirchen
„Singen und Musizieren gehören schon immer zu unserer großen Familie mit sechs Geschwistern und wurde durch unsere Eltern vorgelebt und weitergegeben.“ So stellen sich die Brüder Andreas und Ulrich Erhardt dem Publikum vor. Als Gesangs- und Gitarrenduo gestalten sie seit vielen Jahren für private Feiern immer wieder gerne den musikalischen Rahmen. Auftritte in verschiedenen Lokalitäten und die Teilnahme an öffentlichen Musikveranstaltungen sind später hinzugekommen. Kurz vor Weihnachten waren sie in der Evangelischen Bergkirche Auerbach zu hören. Sie spielen und singen Lieder und Songs, die ihnen am Herzen liegen - diese sind Ausdruck der Gedanken- und Gefühlswelt, die ihre Generation geprägt hat und Menschen bis heute bewegen.
Über fünfzig Jahre auf Bühnen und in Radio und Fernsehen präsent als philosophischer Clown und Wanderprediger, hatte Hanns Dieter Hüsch grundlegende Prinzipien: Vertrauen auf Gott und Jesus Christus und politisches und gesellschaftliches Engagement gehörten für ihn untrennbar zusammen. Unermüdlich arbeitete er gegen Krieg, Hass und Gewalt, gerne in Form von komischen bis ätzenden Texten, absurd-lakonischen Versen und fröhlich-poetischen Erzählungen mit Widerhaken. Vorgetragen zur Musik seiner kleinen Philicorda-Orgel kamen seine modernen Psalmen über die Erhabenheit Gottes ähnlich zur Geltung wie seine Geschichten von Gott im Kleinen und Unscheinbaren, wenn er seinen Schöpfer wieder einmal in Dinslaken traf und von ihm auf der Lenkstange seines Fahrrads mitgenommen wurde. Immer wieder auch von Kritik und Spott seiner Kabarettkollegen begleitet, hielt er an seiner evangelischen Kirche fest, trat auf Kirchentagen auf und bekannte sich öffentlich zum Protestantismus. Hanns Dieter Hüsch steht für einen fröhlichen Glauben, der das Lachen nicht verlernt hatte, der sich engagierte im Namen der Liebe und der von Gott und den Menschen mit einem Augenzwinkern erzählte. So, wie es am Ende eines seiner Psalmen heißt: "Was macht, dass ich so furchtlos bin an vielen dunklen Tagen. Es kommt ein Geist in meinen Sinn, will mich durchs Leben tragen. Was macht, dass ich so unbeschwert und mich kein Trübsinn hält? Weil mich mein Gott das Lachen lehrt, wohl über alle Welt."
Zusätzlich zu den regelmäßigen Sonntagsgottesdiensten am 2. und 4. Sonntag im Monat wartet die Kirchengemeinde Beedenkirchen an den fünften Sonntagen im Jahr immer wieder mit einer besonderen 18-Uhr-Abendveranstaltung auf. So auch am Sonntag, 30. März, wenn die Mitglieder des Lesekreises „Literatur im Dorf“, den Musikalischen Literatur-Abend in der familiären kleinen Kirche mitten im Dorf präsentieren. Zu hören sind von den Gitarren- und Gesangs-Brüdern politisch engagierte und berührende Lieder von Hannes Wader und Reinhard Mey wie auch der Friedensbewegung, genauso wie ewig gültige Pop- und Folksongs von Simon and Garfunkel, Bob Dylan, Neil Young, Leonard Cohen und anderen großen Interpreten und Musikgruppen der 70er und 80er Jahre. Die Literatur-Freundinnen tragen dazu im Wechsel ihre Lieblingstexte – humorvoll bis nachdenklich - von Hanns Dieter Hüsch vor. Im Anschluss gibt es Gelegenheit, bei einem Glas Sekt, Saft, … noch ein bisschen zu verweilen und sich über das Gehörte auszutauschen. Der Eintritt ist frei.