September 2021: wissenschaftliche Kooperation zwischen Freilichtlabor Lauresham und Universität Dublin vereinbart
Das sogenannte Auerrindprojekt des Experimentalarchäologischen Freilichtlabors Lauresham in Lorsch zieht weitere internationale Kreise. Wie der Leiter von Lauresham und des Projektes, Claus Kropp, am 8. September 2021 mitteilte, habe er mit der Universität Dublin eine neue wissenschaftliche Kooperation vereinbart. An der Forschung zu dem im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Auerochsen ist künftig auch Prof. Dr. Dan Bradley vom Smurfit Institute of Genetics im Trinity College Dublin beteiligt. Der auf urzeitliche Tierpopulationen spezialisierte Genforscher Bradley ist Leiter des Projekts "Ancestral Wave - 1000 ancient
genomes: gene-economy innovation in cattle, sheep and goat" (UrWelle – 1000 prähistorische Genome: genökonomische Innovation bei Rindern, Schafen und Ziegen). Für sein Projekt will er Kropp zufolge „aDNA“ (alte DNA) aus drei Proben pleistozäner Auerochsenüberreste aus Süddeutschland extrahieren, die das Lorscher Auerrindprojekt zur Verfügung stellt. Mit Hilfe der mehrere zehntausend Jahre alten Proben können weiterte Erkenntnisse über Biologie und Geschlecht der Urrinder gewonnen werden.
Kropp: DNA-Analysen schließen Lücken bei Wissen zum Urrind Seit 2013 arbeitet das Lorscher Auerrindprojekt daran, Rinder möglichst ursprungsnah, sowohl in Erscheinungsbild und Genetik als auch hinsichtlich ihres Verhaltens, an den ausgerotteten Auerochsen heranzuzüchten. Die inzwischen an mehreren Standorten gehaltenen Tiere tragen dabei nicht nur zur Forschung zum Urrind bei. Sie befördern auch nachhaltige
Landschaftsentwicklungen sowie den Naturschutz durch extensive Ganzjahresbeweidung und wirken einer zurückgehenden Artenvielfalt entgegen. Darüber hinaus sind Auerrinder auch ein wichtiger Baustein bei der Vermittlung zu den Themen Wildnis und Jagd im Frühmittelalter, die Lauresham dem Publikum anbietet.
Seit 2018 ist das Auerrindprojekt auch Mitglied des „European Rewilding Networks“ der niederländischen Stiftung Rewilding Europe. Nach den Worten von Kropp ist die Kooperation mit Dublin eine wichtige Fortentwicklung für das Auerrindprojekt: „Wir freuen uns sehr über diese internationale Zusammenarbeit und sind gespannt auf die ersten Ergebnisse. Unser Wissen über die Auerochsen ist stellenweise noch sehr lückenhaft. Daher sind insbesondere Forschungsprojekte mit Analysen alten Erbgutes vielversprechend, um uns der Vergangenheit auf Basis von Evidenz nähern zu können.
Von Bradleys Erkenntnissen werden auch unsere Abbildzüchtungsversuche innerhalb des Auerrindprojektes profitieren.“
März 2020: Auerrindprojekt freut sich über Nachwuchs
Erstes Kalb der zweiten Zuchtgeneration geboren – Projekt erreicht nächste Stufe: das vom Lorscher Freilichtlabor und dem Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. initiierte Auerrindprojekt ist eine neue Phase getreten. In der rheinland-pfälzischen Gemeinde Frankenstein, einer von deutschlandweit nur sechs Zuchtstandorten, ist am Wochenende ein Kalb der zweiten Generation zur Welt gekommen.
Das Projekt widmet sich der Erforschung des 1627 ausgestorbenen Auerochsen und züchtet im Rahmen von Naturschutzprojekten eine Rinderrasse, die dieser Wildform heutiger Hausrinder möglichst nahekommen soll. Das Bullenkalb in Frankenstein sei wohlauf, teilte Claus Kropp, der Projektzuständige und Leiter von Lauresham im UNESCO Welterbe Kloster Lorsch, am Montag, den 23. März, mit. Genetisch vereine es zu jeweils 25 Prozent die Rassen Maremmana, Watussi, Sayaguese und Chianina. In den nächsten Monaten würden noch weitere Kälber der zweiten Zuchtgeneration erwartet. Mit diesen Tieren habe das Projekt nun eine neue Stufe erreicht, in der es um eine stärkere Selektion der Tiere in Richtung der gewünschten Eigenschaften gehe. „Jetzt ist ein erstes Etappenziel des Auerrindprojektes erreicht. Ich bin zuversichtlich, dass wir in einigen Jahren bereits Tiere im Projekt haben werden, die dem Auerochsen schon sehr stark ähneln“, sagte Kropp.
Die in Frankenstein aus vier Tieren bestehende Herde durchstreift ein insgesamt über zwanzig Hektar großes Waldweidegebiet im Biosphärenreservat Pfälzerwald. Seit dem Beginn der nachhaltigen Beweidung des Areals durch die Tiere im Juli vergangenen Jahres hat sich die Herde zu einem touristischen Anziehungspunkt entwickelt.
Eine Geopunkt-Tafel „Das Auerrindprojekt“ wurde am 12. August 2020 um 9:30 Uhr an der Wattenheimer Brücke in 64653 Lorsch enthüllt.
August 2020: Laureshamer Auerrindprojekt gewinnt neuen Partner
Der landwirtschaftliche Betrieb Schweickert ist neuer Projektpartner des Laureshamer Auerrindprojektes und züchtet zukünftig Chianina-Rinder. Bereits am 17. August haben Beate und Jörg Schweickert vier Chianina-Rinder bei sich aufgenommen, die bisher bei der Wattenheimer Brücke standen. Die Herde mit drei Kühen und einem Bullen soll nun auf einer mehrere Hektar großen Weidefläche für Nachwuchs sorgen.
Die ursprünglich aus Italien stammende Rinderrasse Chianina setzt das Experimentalarchäologische Freilichtlabor Lauresham seit einigen Jahren in seinem Auerrindprojekt ein. Mithilfe weiterer Rinderrassen wie Maremmana, Sayaguesa und Watussi will das Projektteam um Leiter Claus Kropp eine Rinderrasse züchten, die dem 1627 ausgestorbenen Auerochsen hinsichtlich Erscheinungsbild, Verhalten und Genetik möglichst nahe kommt. Die Partnerschaft mit dem Schwanheimer Bauernhof begrüßt Claus Kropp sehr: „Es ist wunderbar, dass sich ein Betrieb, wie der der Familie Schweickert, die ihren Hof in nun fünfter Generation bewirtschaften, unserem ehrgeizigen Ziel anschließen und uns unterstützen möchte“.
Der Familienbetrieb Schweickert vermarktet sein Vieh, Schweine, Rinder und Geflügel, über den eigenen Hofladen. Das Futter für die Tiere produziert die Familie selbst auf 80 Hektar Ackerland. Mit der Zucht der Chianina-Rinde tragen die Schweickerts zu einem weiteren Ziel des Auerrindprojektes bei: der Erhaltung alter Rinderrassen, die in ihren Ursprungsländern mittlerweile im Bestand bedroht sind. Eine ähnliche Initiative wurde bereits vom Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. gestartet: Die zuvor im Auerrindprojekt eingesetzten Ungarische Steppenrinder werden mittlerweile in Einhausen reinrassig gezüchtet.
Mit den Chianina-Kühen sind auch drei Kreuzungskälber aus dem Auerrind-Projekt nach Schwanheim umgezogen. Im Herbst kommen sie wieder zurück nach Lorsch, wo sie in einer Jungrinderherde auf ihren späteren Einsatz im Naturschutz vorbereitet werden. Auf der jetzt freien Beweidungsfläche rund um die Wattenheimer Brücke wird im kommenden Jahr eine neue Zuchtgruppe aus Kreuzungstieren stehen, die dann mehrere Jahre dort weiden wird.