Beides gab es in Groß Umstadt - Wein gibt es noch immer!

Als "Kleine Bergstraße" wird die Odenwälder Weininsel um Groß Umstadt bezeichnet, denn die hier angebauten Weine gehören zur Bergstraße. Hier, im kristallinen Grundgebirge des Odenwaldes, wachsen mitten im umgebenden unfruchtbaren Buntsandstein hervorragende Rot- und Weißweine. Zusätzlich hebt eine angewehte Lößschicht die Bodenqualität.


1959 schlossen sich einige weitsichtige Winzer zur Odenwälder Winzergenossenschaft zusammen. Heute gehören rund 100 Mitglieder dazu mit 75 Hektar Weinbaufläche, also fast 85% der Gesamtrebfläche im Bereich Umstadt. Die drei Rebflächen Herrnberg, Stachelberg und Steingerück werden zu 73% mit Trauben für Weißwein und 27% für Rotwein bebaut. Die Glasflaschen dafür kommen aus der Glashütte Freiberg bei Dresden.
Aber nicht nur hervorragender Wein schreibt in Umstadt Geschichte. Es gibt auch einige frühere Brauereien. Die Schwanen-Brauerei der Familie Ganß wurde 1973 nach 300 Jahren Brauereigeschichte von Henninger aufgekauft und geschlossen. Bei einer abenteuerlichen Führung in die dunklen Braukeller erzählt Stadtführer Herbert Schlegelmilch aus Opas Nähkästchen, denn einst besuchte er als Kind oft den Großvater, der in der Brauerei arbeitete.

Tipps zum Besuch von Groß-Umstadt

PKW: 32 km, ca 45 min., viele Parkplätze an der Stadthalle;
Adventsmarkt:
2. Adventswochenende Museum Gruberhof
3. Adventswochenende Marktplatz vor dem historischen Rathaus

Weinlehrpfad, Weinproben und Weinbergsrundfahrten
Stadtführungen an jedem 1. Sonntag im Monat, 11 Uhr Rathausportal Marktplatz
Altstadtrundgang für Kinder
Waldgeistpfad: Wanderung durch Umstadts Wald zum steinernen Löwen und der Elfenwiese.
Umstädter Brauereigeschichte u.v.m.

https://gross-umstadt.de
Winzergenossenschaft Groß Umstadt: https://vinum-autmundis.de/

Die Schwanen Brauerei in Groß Umstadt: 300 Jahre Glanz, 1973 jähes Ende

 

Der Bierkeller: Reifelager für das fast trinkfertige Bier; links wie es früher aussah, rechts wie es heute aussieht. Öd und leer...
Im Gärkeller sieht man noch heute die offenen Gärbottiche in zwei Reihen. Jeder Bottich faßte 73 Hektoliter. Leider gibt es kein Foto davon, es war zu dunkel...

 

Der große Bierkeller mit Gewölbe - Inschrift auf der Tafel neben dem Eingang: "G. M. Ganß 1876". Heute ist dort das Käselager des Käse-Wolf: https://www.kaese-wolf.de/

 

Links: Weinkeller mit Holzfässern  - Rechts: Filter für die Klärung

 

Historisches zu Groß Umstadt

Die Reste einer römischen villa rustica aus dem 2. / 3. Jahrhundert n. Chr. wurden unter der Ev. Stadtkirche gefunden. Erstmals erwähnt wurde die Siedlung im Jahr 741 n. Chr. unter dem Namen Autmundistat bzw. Autmundisstat. Später hieß sie Omuntesstat, Ohmestatt, Unnestat und 1303 erstmals maior Omstat, also Groß Umstadt. Wenige Jahre später Grozen Omstadt, Ompstat, Umbstat - je nach Schreibweise des jeweiligen Schreibers und seiner Zeit.

Alte Straßennamen in Groß-Umstadt weisen auf die historische Bedeutung hin, so etwa der Fitzweg. Als Fitz bezeichnete das Althochdeutsche ein Weidengeflecht oder allgemeiner Fasergeflecht. Heute kennen wir noch das "Gefitzel". Der Fitzweg führte durch eine Flur, in der Weiden angebaut und geschnitten wurden.
Die geografische Bezeichnung Brühl ist häufig zu finden, so auch in Groß Umstadt. Brühl ist die Verkleinerungsform (Diminutiv) von Bruch zu Brüchel und bezeichnet eine jahreszeitlich überflutete Feuchtwiese. Ähnlich ist es mit Marsch von Althochdeutsch mari / meri. Verschiedene verwandte Wortformen entstanden daraus: Mörs Merse Mersk. Auch diese sind in vielen Gegenden zu finden.
Als Beune wurde eine Fläche für pflegeintensive Gemüse nahe der Stadt bezeichnet. Die Beune lag näher an der Siedlung als die Dreifelderwirtschaftsäcker. Hier wurden z.B. Erbsen, Hanf etc. angebaut. Das Wort kommt von Althochdeutsch biunta und bezeichnet eingezäuntes Gelände. Mancherorts findet man auch die Flurbezeichnung "Beine" oder Straßennamen wie Beinegasse. 

Auch aus dem Felsenmeer findet sich in Groß Umstadt am Lehrpfad ein Felsen.

 

Steinerner Löwe am Lehrpfad, Lößwand am Steinbornshohl

M. Hiller, Dezember 2019