Um das Prädikat Heilklimatischer Kurort tragen zu dürfen, muss sich die Stadt Lindenfels einer regelmäßigen Prüfung unterziehen, bei der die bioklimatischen und lufthygienischen Verhältnisse bewertet werden. Die Ergebnisse dienen den Aufsichtsbehörden als Entscheidungsgrundlage für die Verleihung bzw. Bestätigung der verschiedenen Prädikate.

Die Prädikatisierung richtet sich dabei nach der jeweiligen Ländervorschrift sowie den Bestimmungen des Deutschen Heilbäderverbandes e. V. (DHV). Diese sollen gewährleisten, dass Patienten und Kurgäste sowie Touristen und Erholungsuchende in Kurorten und Heilbädern bioklimatische und lufthygienische Bedingungen vorfinden, die eine Anwendung des Klimas und der Luft als natürliche ortsgebundene Heilmittel ermöglichen und bei sonstigen Anwendungen keine abträgliche Belastung darstellen.

Bioklima

Für die Bewertung des Bioklimas spielen vor allem die thermischen Eigenschaften des Ortes eine Rolle sowie die Sonnenbestrahlung. Im Rahmen der Prädikatisierung wurde die Anzahl der Tage mit Wärmebelastung nach dem "Klima-Michel-Modell" berechnet. Danach ist in Lindenfels an ca. 17 Tagen im Jahr (Bezugszeitraum 1971-2000) eine Wärmebelastung gegeben. Damit liegt Lindenfels klar unter dem Grenzwert für Heilklimatische Kurorte, der mit 20 Tagen Wärmebelastung pro Jahr festgelegt ist. Möglichkeiten zur Kältetherapie sind im Winter häufig, in den übrigen Jahreszeiten selten bis vermehrt gegeben. Die mittlere jährliche Sonnenscheindauer ist mit 1.666 Stunden im Jahr als sehr günstig einzustufen. Die Dosierbarkeit der thermischen und aktinischen Eigenschaften, die eine Grundvoraussetzung für die Erholung darstellt, ist in der waldreichen Umgebung von Lindenfels gut möglich. Grünanlagen, Parks, Wälder usw. erlauben dem Patienten und Kurgast sowie dem Touristen und Erholungsuchenden an heißen und wärmebelasteten Tagen schattige Plätze aufzusuchen und bieten überdies Windschutz an kalten Tagen, so dass dort auch Kältereize vermindert werden können.

Eine standardisierte Beurteilung des Bioklimas ergab, dass in Lindenfels optimale bioklimatische Bedingungen für Klimatherapie und Erholung herrschen.

Luftqualität

Primär hängt die Luftgüte von Verkehrs- und Heizungsemissionen ab; ferner spielen die topographische Lage, die Anzahl der Einwohner und das Gewerbe eine Rolle. Daneben haben auch natürliche Quellen (z. B. Waldbrände, Vegetation, Trockengebiete) Einfluss auf die örtliche Luftschadstoffbelastung. Im Rahmen der Prädikatisierung sind alle 10 Jahre Luftqualitätsmessungen durchzuführen. In Lindenfels wurde vom Oktober 2020 bis Oktober 2021 an zwei Standorten die Luft hinsichtlich Stickstoffdioxid (NO2), Fein- und Grobstaub sowie Ruß analysiert. Das so genannte Kurgebiet repräsentiert dabei die Hintergrundbelastung, das Verkehrszentrum die verkehrsbedingte Zusatzbelastung. Die mittleren, gemessenen Konzentrationen der untersuchten Luftbeimengungen und ihre Bewertung sind für die beiden Repräsentanzen Kurgebiet und Verkehrszentrum in der nachfolgenden Bewertungstabelle zusammengefasst. Wie hoch die Konzentrationen der genannten Komponenten sein dürfen, ist in den Bestimmungen des DHV festgelegt. Dabei gelten für das Kurgebiet strengere Richtwerte.

Die Überprüfung der Luft in Lindenfels ergab, dass die Belastung weitestgehend gering oder kurortüblich ausgefallen ist. An der Messstelle des Kurgebiets wurden normale Belastungen beobachtet, während an der verkehrsbezogenen Messstelle die Belastung durch Grobstaub normal ausfiel, die Belastung durch Stickstoffdioxid gering und die Belastung durch Ruß im Feinstaub sogar äußerst gering.

Fazit

Im Rahmen der Prädikatisierung konnte bestätigt werden, dass zurzeit im Beurteilungsgebiet von Lindenfels die bioklimatischen und lufthygienischen Voraussetzungen für die Bestätigung des Prädikates Heilklimatischer Kurort erfüllt sind.

Das positive Ergebnis dieser Überprüfungen sind der erste Schritt im Rahmen des Prädikatisierungsverfahrens, in dem sich Lindenfels derzeit befindet. Nachdem dieser Schritt nun abgeschlossen ist, gilt es im Ort noch einige kurortspezifische Punkte zu klären oder neu auf den Weg zu bringen. Erste Gespräche in diese Richtung haben Bürgermeister Michael Helbig und Klaus Johe, der Leiter des Kur- und Touristikservice, Anfang Februar schon geführt. Nun gilt es Detailfragen mit übergeordneten Behörden abzustimmen. Dabei steht der Kurort im engen Kontakt zum Hessischen Heilbäderverband, der dies begleitet.