Junge Menschen sollen sich nicht gegen ihren Willen zwangsverpflichten müssen. Nicht Bevormundung, sondern Förderung von Jugendlichen ist die Aufgabe des Staates in einer freiheitlichen Gesellschaft.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine wird in Deutschland nicht nur im Hinblick auf den Frieden in Europa und der Welt mit Sorge beobachtet. Auch in der Innenpolitik hat die aktuelle Situation Diskussionen angestoßen. Die alte CDU-Forderung nach einem sozialen Pflichtjahr ist wieder auf dem Tisch.
Freiwilligkeit stärkt die wehrhafte Demokratie: Die DRK Volunta, einer der größten Träger für Freiwilligendienste in Deutschland, lehnt die allgemeine Dienstpflicht kategorisch ab: „Eine Einführung der Dienstpflicht widerspricht zutiefst demokratischen und freiheitlichen Prinzipien“, so Volunta-Geschäftsführer Peter Battenberg. „Die Resilienz einer Demokratie entscheidet sich nicht über die Anzahl an Soldatinnen und Soldaten. Wichtig für eine wehrhafte Demokratie ist es, das Demokratieverständnis in der Breite der Bevölkerung zu stärken“, so Battenberg weiter.
Freiwilligendiensten kommt nach Meinung der hessischen Rotkreuztochter dabei eine wichtige Rolle zu. Denn egal, ob Freiwillige sich bei einem weltweiten Einsatz mit anderen Kulturen auseinandersetzen oder ob sie in ihrem Heimatort in einer Kita, einer Pflegeeinrichtung oder einem sozialen Projekt mitarbeiten: Im Freiwilligendienst sind junge Menschen gefordert, eine andere als die gewohnte Perspektive einzunehmen und sich mit anderen, auch gegenteiligen Meinungen auseinanderzusetzen. Darüber hinaus bietet ein Freiwilligendienst Orientierung für die Berufswahl und vermittelt Kompetenzen, die nicht in der Schule erlernt werden. „Diese lebenslang prägenden Erfahrungen sind Bausteine für eine stabile Demokratie“, so der Volunta-Geschäftsführer.
Dienstpflicht wird nicht den Pflegenotstand lindern: Dass ein soziales Pflichtjahr helfen würde, den Pflegenotstand abzubauen, ist ein Irrglaube: „In der Pflege würde eine Dienstpflicht zur Verstärkung des Niedriglohnbereichs führen. Klar ausgedrückt, würden junge Menschen in ihrer Dienstzeit als billige Arbeitskräfte ausgenutzt. Im Freiwilligendienst dagegen sind ein respektvoller, wertschätzender Umgang, die pädagogische Begleitung durch den Träger sowie umfangreiche Bildungsmöglichkeiten in Seminaren elementar. Wir glauben, dass damit viel mehr Menschen für eine langfristige Berufstätigkeit im sozialen Bereich gewonnen werden können als mit einer Dienstpflicht.“ Und wer will ernsthaft, dass seine Angehörigen von zwangsverpflichteten Jugendlichen gepflegt werden?
Freiwilligendienste für Alle ermöglichen: Anstatt das Prinzip und den Wert freiwilligen gesellschaftlichen Engagements mit einer Dienstpflicht zu untergraben, möchte die Rotkreuztochter den Freiwilligendienst für alle öffnen, die daran Interesse haben. „Leider sind junge Menschen aus finanziell weniger gut ausgestatteten Familien vielfach von diesem Engagement ausgeschlossen“, so Peter Battenberg. Volunta macht sich deshalb bereits seit Längerem für ein „Freiwilligenförderungsgesetz“ – kurz FreiFöG – stark. Es rückt das individuelle Recht auf Bildungsförderung in den Mittelpunkt und unterstützt die Freiwilligen – unabhängig von ihrer persönlichen finanziellen Situation. Das würde auch die sinnlose Taschengelddebatte für immer beenden.
Ein geleisteter Freiwilligendienst sollte außerdem nicht nur Studierenden Bonuspunkte bringen, sondern auch Auszubildenden Vorteile ermöglichen, z.B. eine Verkürzung der Ausbildungszeit. Volunta begrüßt deshalb grundsätzlich die in der aktuellen Debatte vorgebrachten Vorschläge aus der Politik, den Freiwilligendienst mit verschiedenen Faktoren attraktiver zu machen.
Volunta ist eine gemeinnützige Tochter des Deutschen Roten Kreuzes in Hessen. Volunta berät und betreut junge Menschen in ihrem Freiwilligendienst in Hessen und im Ausland. Außerdem organisiert Volunta Schüleraustausch nach Irland, Kanada, Spanien, Südafrika und in die USA.
Weitere Informationen auf www.volunta.de