Fischbachtal aktiv setzt sich jedes Jahr ein Motto: Um „Ressourcen und Nachhaltigkeit“ dre­hen sich die Aktivitäten in 2021 und 2022. Veranstaltungen zum Thema finden Sie hier: https://www.fischbachtal-kreativ.org/

Ende August 2021 führten drei Fachleute eine trotz Regen beachtliche Gruppe interessierter Wanderer am Steinbach entlang hinauf in den Wald zwischen Steinau und Lützelbach. Am Parkplatz Zindenauer Schlößchen begrüßten Werner Bert von Fischbachtal Kreativ, Karl Schwebel, Georg Allmann und Laurenz Pries die Unerschrockenen. Es begann mit einer Schweigeminute: direkt am Parkplatz lauschten alle den Wassergeräuschen, nahmen den besonderen Geruch des Ortes wahr. Karl Schwebel, Wasserspezialist vom Verband Hessischer Fischer, erläuterte dazu, daß man Wasser schmecken muß. Jeder Bach, jede Quelle habe ihren eigenen spezifischen Geschmack. Nur ein Bach, der murmelt weil das Wasser über Steine springen muß, ist ein lebendiger Bach. Er holte ein Stück Holz aus dem Steinbach, auf dem die Teilnehmer Köcherfliegen und Mückenlarven entdecken konnten. Auf der Unterseite eines Steinbrockens aus dem Bachbett wimmelte es von Lebewesen: unter anderem Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen. Auf dem Weg hinauf zum Quellbereich stellte Schwebel die beiden Fischarten vor, die hier leben: Steinforelle und Mühlkroppe.

Auch die Modau sei so sauber, daß diese beiden Fischarten von der Quelle bis vor Brandau darin vorkommen. Auf die Frage ob es die Artenvielfalt schafft, wenn eine Quelle nicht naturbelassen bleibt, gab er eine klare Antwort: nein. "Artenvielfalt muß schon im Quellbereich geschützt werden." Gerade wassergebundene Insekten sind besonders stark vom Insektensterben betroffen.

Georg Allmann, Wassermeister der Gemeinde Fischbachtal, gab einen Einblick in die Quellkammer. Zwei Bauwerke stehen hier mitten im Wald: das historische Wasserwerk von 1929, dessen Eingang zugemauert wurde, nur zwei Luftschlitze bieten Fledermäusen Einlaß. Nebenan steht das moderne Wasserwerk, das ohne UV-Anlage auskommt. Keine landwirtschaftliche Fläche liegt oberhalb und ringsum die Quellfassung, so daß das Wasser immer klar und rein ist, ohne jeden Nitrateintrag. Die Wassertemperatur beträgt das ganze Jahr 9,4 bis 9,7 Grad, es hat einen pH-Wert von 6,1. Daher muß es auf den optimalen pH-Wert von 7,8 gebracht werden. Etwa 90 Kubikmeter pro Tag schüttet die Quelle und versorgt die beiden Dörfer Steinau und Billings, die - wie sich das für ordentliche Dörfer gehört - sich gegenseitig necken.

Der Steinbach hat mehrere Wasserzuläufe, das obere Quellgebiet liegt unterhalb der Neunkircher Höhe in der Nähe des Radarturmes. Er fließt durch Steinau und mündet bei Billings in den Fischbach, der von Lützelbach kommt. Dieser mündet bei Groß-Bieberau in die Gersprenz.

Laurenz Pries, Förster a.D., erläuterte die Funktion des Hochwaldes für eine Quelle. Bäume schirmen den Boden bis zu 27fach ab, viel Regenwasser verdunstet gleich wieder. Deshalb ist es bei Regen oft neblig im Wald. Nadelwald verdunstet etwa 40% des Regenwassers, Laubwald nur 25%. Daher bepflanzt man Trinkwasserschutzgebiete mit Laubholz, da so mehr Wasser in den Boden gelangt. Gesunder Waldboden kann viel Wasser speichern und schützt so vor Hochwasser und Erosion.

Marieta Hiller, August 2021