"Man muß nicht grün sein, um etwas für die Natur zu tun." Mit diesen Worten begrüßte mich der Reichenbacher Alfred Hogen, Ortsvorsteher und für die Lautertaler Bürgerliste im Gemeindeparlament. Wer grün denkt, findet nicht alles gut, was andere Parteien tun. Doch wenn etwas vor Ort getan wird, das allen nutzt und niemandem schadet, bringt das alle weiter voran als die große Politik.

Daß sich unter dem "Straßenbegleitgrün" der Reichenbach verbirgt, konnte man kaum erkennen - Foto Alfred Hogen

Anfang Juli dachte sich Alfred Hogen, daß das vermauerte Bett des Reichenbachs nicht den Vorstellungen eines natürlichen Bachlaufes entspricht und zudem - wie in der Vergangenheit des öfteren der Fall - für vollgelaufene Keller im Höllackerweg sorgte. Das war eine Woche, bevor das Katastrophenhochwasser (13. Juli 2021) über großen Regionen Deutschlands niederging. Der Reichenbach entspringt östlich vom Knodener Kopf und fließt durch den Höllacker nach Reichenbach, wo er westlich der Friedhofstraße in die Lauter mündet.

In einem tiefen ausgemauerten Kanal hat das Wasser bei Starkregenfällen kaum Möglichkeiten, auszuweichen. Zudem können die Anrainer Torsten und Peter Bitsch das vermauerte Bachbett schlecht von Bewuchs freihalten. Deshalb klärte Hogen seine Idee kurzerhand mit dem Gewässerverband Bergstraße und der Gemeindeverwaltung Lautertal ab, Familie Bitsch war einverstanden, und danach rückte die Wasserbaufirma Röder an. Sie entfernte zunächst die Mauersteine, diese konnten später weiterverwendet werden: im renaturierten Bachlauf bilden sie an manchen Stellen kleine Schwellen, an denen das Wasser plätschert und sich mit Sauerstoff anreichern kann. Zugleich werden durch solche unruhigen Elemente im Bachlauf Schlamm und Sand weitertransportiert, so daß sich Kiesgrund bilden kann. Daß das innerhalb von wenigen Wochen gut funktioniert, zeigte sich am 19. August, als ich mit eigenen Augen zwei kleine Forellen im Bach schwimmen sah.

Das vermauerte Bachbett wird aufgebrochen und ausgebaggert - Foto Alfred Hogen

 

Der Bagger von Röder holte alles aus dem gemauerten Bachbett heraus, was störte und flachte die Uferstreifen ab. Der offene Boden zeigt Eisen- und Manganeinschlüsse sowie ölig wirkende Kahmhaut, ein Biofilm aus Mikroorganismen, die Eisen zu Eisenoxid umwandeln. Am 18. August wurde der Boden mit einer Ufermischung aus Mädesüß, Blutweiderich und anderen Uferpflanzen sowie mit einer Feuchtwiesenmischung eingesät.

Noch kann man sich kaum vorstellen, daß das einmal ein natürlicher Bachlauf werden wird - Foto Alfred Hogen

 


Neben den quietschvergnügten Forellen läßt auch beobachten, wie das Grundwasser aus der Wiese in die Bach drückt, so daß die Wiese dadurch etwas trockener wird.

Marieta Hiller, im August 2021

Steinschwellen im Bachlauf sorgen für Unruhe und Belüftung - Foto M. Hiller

 

Der Bachlauf nach der Renaturierung, erste Schilftriebe sind schon wieder zu sehen - Foto Alfred Hogen