Viele Bio-Produkte wie Cremes, Soßen und Pasten, z.B. von Demeter Dennree oder Rapunzel, sind in Schraubgläsern verpackt. Das ist sinnvoll. Schraubgläser sind sehr nachhaltig, denn man kann sie später weiterverwenden, um eigene Lebensmittel aufzubewahren oder einzukochen. Dazu muß jedoch das ursprüngliche Etikett entfernt werden, und hier beginnen die Schwierigkeiten. Die Etiketten von Tomatenmark, Peperonicreme etc. gehen beim Spülen nicht ab, nicht mal mit dem Stahlschwamm. Also habe ich zwei Optionen: das Glas wegwerfen = zusätzlicher Müll durch ein hochwertiges, mit hohem Energieeinsatz hergestelltes Verpackungsmaterial. Oder Etikettenlöser? = unnötiger Chemikalieneinsatz.
Laut der Ratgeberseite Smarticular gibt es drei verschiedene Etikettenkleber, die mit drei Hausmitteln lösbar sind: 1. Einweichen in Wasser 2. Einpinseln mit Öl 3. Einpinseln mit Alkohol. Ich habe an einem langweiligen Sonntagmittag alle drei Mittel ausprobiert. Einweichen hatte ja schonmal nicht funktioniert. Mit Alkohol kam ich kein bißchen weiter. Mit Öl ließen sich zwar Teile der Beklebung lösen, aber ich mußte heftig mit dem Topfkratzer an den glitschigen Gläsern weiterarbeiten. Der Erfolg ist mäßig. Auch nach einem anschließenden Spülmaschinendurchlauf blieben die Gläser klebrig.
Fazit: ich werde mich nach anderen Produkten anderer Bio-Anbieter umschauen und diejenigen nicht mehr kaufen, mit denen ich diese schlechte Erfahrung gemacht habe. Zuerst aber werde ich die drei Obengenannten anschreiben und nach einer Idee fragen, wie ihre Etiketten vom Glas abgehen - die Antworten finden Sie unten. Oder die Gläser sollten zurückgenommen werden und ich kaufe mir eigene ohne Aufklebedreck. Sinnigerweise tragen die Gläser das Logo des dualen Systems. Offenbar dürfte ich sie also im gelben Sack entsorgen. Dämlicher geht es ja eigentlich nicht mehr...
Die Antworten der von mir angeschriebenen Anbieter
- Von Demeter erhielt ich sofort einen netten Anruf, daß hier nur Vertragspartner unter Demeterlogo ihre Produkte in ihren eigenen Verpackungen anbieten und ich diese direkt anschreiben muß. Leider sind die Etiketten, auf denen der Hersteller draufstand, ja nun entsorgt, aber ich werde das nachholen.
- Von Dennree erhielt ich nach einem Tag eine Mail mit ausführlicher Begründung plus Tipp, wie die Etiketten und ihr hartnäckiger Kleber sich entfernen lassen:
"Bei unseren Produkten können Sie eine hohe Qualität und eine ordentliche Verpackung erwarten. Wir haben uns für lange haltbare, ansprechende Etiketten (vor allem bei Dauerkonserven) entschieden. Unsere Erfahrung zeigt, dass dies viele Kunden schätzen. Zum Ablösen dieser Aufkleber erfordert es einfach etwas Geduld. Gerne nennen ich Ihnen mein persönliches Vorgehen. Vorab spüle ich die Gläser gut mit Spüli ab und sammle eine kleine Anzahl. Diese stelle ich dann offen in einen großen Eimer (Etiketten anritzen), gebe heißes Wasser mit Orangenreiniger dazu (Gläser unter Wasser tauchen) und lasse das mindestens einen Tag stehen. Nach der Wartezeit, kann ich die Etiketten dann mit einem stumpfen Messer leicht abschaben, oder auch einfach abziehen. Falls es noch immer hartnäckige Klebereste gibt, löse ich diese mit Orangenölreiniger." Empfehlung dazu: Orangenölreiniger von Alma Win - Von Rapunzel kam ebenfalls schnell eine ausführliche Antwort: "Sie möchten unsere Gläser wieder verwenden, das können wir gut verstehen. Bei den meisten Produkten, die bei uns in Legau im Allgäu hergestellt werden, wie z. B. Nussmuse, Schokocremes etc., aber auch bei den Zwergenwiese-Gläschen, ist das Etikett wasserlöslich und damit leicht ablösbar. Diese Etiketten lassen sich durch Einlegen in Spülwasser oder in der Spülmaschine einfach ablösen.
Tomatenprodukte, Oliven und Co werden direkt in Italien hergestellt. Unsere Hersteller-Partner in Italien, beziehen Ihre Etiketten und Kleber direkt vor Ort, sodass wir darauf nur bedingt Einfluss haben. Wir hatten in der Vergangenheit für eine kurze Zeit wasserlösliche Etiketten für die italienischen Hersteller im Einsatz. Leider hat sich gezeigt, dass sich diese Etiketten bereits während des Transportes von Italien nach Deutschland ablösten, je nach Witterung und Luftfeuchtigkeit, das war nun auch nicht Sinn der Sache.
Hier ein Tipp zum Ablösen der Etiketten: Haben Sie einmal versucht, Kleberreste mit Butter oder Margarine abzulösen? Sie lösen das Etikett zunächst im Spülwasser oder der Spülmaschine, sodass nur noch die dünne weiße Schicht und der Kleber zu sehen sind. Dann eine dünne Schicht Margarine auf den Kleberrückstand auftragen, ungefähr eine Stunde warten (je nach Raumtemperatur und Resistenz der zu lösenden Schicht). Die in der Butter oder Margarine enthaltenen Fettsäuren sollten den Kleber auflösen. Dieser kann dann mit einem Tuch abgenommen werden. Mit einem Topfreiniger aus Metall lassen sich Kleberreste meistens auch sehr gut entfernen. Hierzu bitte ebenfalls das Glas kurz mit heißem Wasser einweichen, die oberste Schicht des Etiketts ablösen und dann den Rest mit dem Topfreiniger entfernen.
Bitte beachten Sie, dass die Gläser bzw. die Deckel, die wir für Schokocremes und Nussmuse verwenden, nicht für Heißabfüllung geeignet sind, sprich unter Umständen kann sich der Deckel lösen. Geeignet für Marmeladen oder zum Einkochen, sind ausschließlich die Gläser unserer Tomatenprodukte und die Gläser der Zwergenwiese-Produkte." - Auf der Seite von smarticular.net gibt es ein Forum für Fragen und Antworten, hier erhielt ich diesen Tipp (noch nicht ausprobiert):
- Die besten Erfahrungen habe ich mit einer Paste aus Öl und Natron die man aufträgt. Dann geduldig warten, die Kombination löst die meisten Kleber recht gut, aber es dauert ein wenig
- ich nutze einen ceranfeldschaber, papier und kleber werden minimiert, den rest erledigt ein trockenes, in spiritus getunktes tuch. die gute alte manuelle methode halt
- Butter mit dem Finger auf dem Etikett einmassieren, dann mit Spülschwamm und heißem Wasser lösen (funktioniert nicht)
- Orangenkraftreiniger: funktioniert ebenfalls nicht...
- "Ich habe sehr gute Erfahrungen mit WD 40 gemacht da gehen sämtliche Aufkleber sehr leicht wieder ab. Einfach das Etikett einsprühen und einige Zeit einwirken lassen und dann ab in den Geschirrspüler. Schaut mal auf YouTube was man alles mit WD 40 machen kann das ist unglaublich."
Fazit: Bioanbieter antworten zwar zeitnah und ausführlich auf Anfragen - im Gegensatz zu einigen anderen Anbietern, die auf ihrer Internetseite zwar eine Kontaktmail angeben, diese führt dann allerdings ins Nirwana - aber sie haben auf ihre Lieferanten keinen Einfluß in bezug auf Etikettenkleber.
Mir ist auch nicht klar, warum Etiketten auf konventionellen Gurkengläsern sich leicht entfernen lassen und trotzdem so lange zuverlässig auf dem Glas haften, bis ich die Gurken aufgegessen habe.
Weitere Ideen und Anregungen dazu, z.B. ob man Bioprodukte besser in Blechdosen statt in solchen Wegwerfgläsern anbieten sollte, gern jederzeit an die Redaktion: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - ich freue mich auf Ihre Meinung dazu!
Marieta Hiller, im Mai 2022