Ein Zehntel der Menschheit hungert.
Aber 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden weltweit weggeworfen, Lebensmittel deren Herstellung 1 Billion Dollar kostet - sechsmal soviel wie weltweit für Entwicklungshilfe ausgegeben wird. (Quelle: GEO 2/21)
Zwei Fakten, die einander gegenüberstehen. Und doch kann man sie nicht einfach mathematisch ausgleichen: a mal b = alle werden satt. Die Gleichung funktioniert leider nicht.
Wir können nicht das halbe Brot, das uns zu trocken ist, in ein Päckchen packen und in den Jemen schicken. Wir können nicht einmal die 2 Euro für das halbe Brot in den Jemen überweisen, um unser Gewissen zu beruhigen. Denn dort kommen die 2 Euro nicht in den Futtertopf, sondern werden ruckzuck in Waffen umgesetzt.
Wir könnten weniger Fleisch essen: denn für die Mast wird gern Soja, Mais oder Getreide eingesetzt, das von dort kommt, wo es Menschen satt machen könnte. Wenn wir schon Fleisch essen (und viele können gar nicht anders) können wir darauf achten, daß es in einem geschlossenen Kreislaufsystem erzeugt wird: sprich, der Bauer füttert mit dem was auf seinen eigenen Feldern vor Ort wächst. Angesichts unserer Agrarlandschaft ebenfalls weitgehend utopisch. Oder wir spenden für jedes Pfund Fleisch das wir verzehren (dazu gehören auch die allerliebsten Knackwürste, deren Rufe aus dem Kühlschrank bis zum Fernsehsofa zu hören sind) nur ein Zehntel auf ein Welthungerhilfekonto, das uns zuverlässig und seriös erscheint. Damit würde das Produkt Fleisch zugleich für uns persönlich die Wertigkeit im Geldbeutel erhalten, die ihm eigentlich zusteht.
Beim Obst und Gemüse ist es leicht, Verschwendung zu vermeiden: saisonal und regional funktioniert. Für 80 Euro monatlich versorgt eine Solidarische Landwirtschaft zwei Personen. Bei rein vegetarischer Ernährung ist es eine Person. Einkochen, fermentieren, einfrieren hilft Überschüsse haltbar zu machen.
Milchprodukte und Käse kommen oft von weither, bei Käse ist das ganz sinnvoll - denn jede Käsesorte schmeckt anders, je nach Herkunft. Auf der Suche nach einer Biomolkerei vor Ort wird man allerdings verzweifeln, die nächste ist ca. 2,5 Autostunden entfernt.
Beim Einkauf nicht den leeren Magen regieren lassen, sondern in Ruhe einen Wochenplan aufstellen und lieber etwas weniger kaufen, dafür öfter.
GEO stellt im Februarheft 2021 die weltweiten Fakten zusammen: 64% Obst, Gemüse, Wurzeln und Knollen werden nicht aufgegessen, sondern entsorgt, 19% Getreide, 8% Milch, 4% Fleisch und 2% Fisch. Diese Lebensmittel verbrauchen 3,3 Gigagtonnen CO2-Äquivalente jährlich (halb soviel wie die USA jährlich erzeugt), blockieren eine Fläche von der Größe Chinas.
In Deutschland werden 54,4 Millionen Tonnen Lebensmittel jährlich verbraucht, davon landen 18 Millionen Tonnen im Müll, dafür wird 120 Tage unnötig produziert. Die Fläche des Saarlandes und Mecklenburg-Vorpommerns wird dafür unnötig blockiert. Unsere Lebensmittel sind zu billig, was dazu führt daß man mehr einkauft als man braucht. 1960 wurden im Schnitt 38% des Einkommens für Lebensmittel, Getränke und Tabak ausgegeben, 2019 nur noch 14 %.
Wie aber kommt das, was wir hier durch klugen Verbrauch an weggeworfenen Lebensmitteln einsparen könnten, in diejenigen Regionen, wo Hunger herrscht?
Regional einkaufen, um das Land in den Hungerregionen nicht zu blockieren, ist schon ein erster Schritt.
Aber auch verantwortungsvoller Umgang mit genverändertem Saatgut könnte helfen: nicht, indem globale Konzerne den Bauern die Möglichkeit nehmen, eigenes Saatgut zu erzeugen. Aber indem den Bauern virusresistenter Reis zur Verfügung gestellt wird, mehltauresistenter Weizen und an Trockenheit und Hitze angepaßter Mais. Oder Feldfrüchte wie Maniok, Hirse, Kochbananen, die von den Konzernen gerne vergessen werden. Wichtig dabei ist, daß die Bauern vor Ort das Saatgut selbst weitervermehren können, es werden also sogenannte samenfeste Pflanzen benötigt.
Spenden: hier kommt es darauf an, daß die Organisation die Spendengelder als Hilfe zur Selbsthilfe verwendet. Wo das Geld in einen riesigen Verwaltungsapparat fließt oder für unsinnige weil nicht nachhaltige Maßnahmen ausgegeben wird, wäre es verschwendet.
Eine Liste verantwortungsvoller und transparent agierender Hilfsorganisationen können Sie hier finden: https://www.test.de/Richtig-spenden-So-erkennen-Sie-serioese-Organisationen-4633447-0/.
Stiftung Warentest hat unter dem Titel "Richtig spenden: So erkennen Sie seriöse Organisationen" eine Reihe von NGOs (non government organisations oder auf deutsch NROs Nicht-Regierungs-Organisationen) unter die Lupe genommen.Tierschutz, Hilfe für Kinder, Gesundheit, Nothilfe und Umweltschutz sind die wichtigsten Ziele von Spenderinnen und Spendern, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Doch woran erkennt man, ob die eigene Spende in die richtigen Hände kommt? Die Finanztest-Experten erklären, worauf zu achten ist, damit möglichst viel Geld in die gute Sache fließt. Eine Checkliste: Die Guten finden sowie das am aussagekräftigsten eingestufte Spendensiegel des DZI finden Sie hier ebenso wie Nicht empfehlenswerte: Von diesen Organisationen raten DZI und ADD ab. Bei DZI sind auch Organisationen eingestuft, die das begehrte Siegel nicht haben, aber trotzdem als seriös und transparent gelten. (ADD = Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz). Beispiele sind etwa SOS Kinderdorf: Jedes Kind braucht ein Zuhause und Ärzte ohne Grenzen: Medizinische Hilfe in 70 Ländern.
Wo Staaten versagen, sehen Sie hier: https://www.transparency.de/. Im Korruptionswahrnehmungsindex 2020 werden weltweit Staaten nach diesem Kriterium eingestuft. Der Jemen wird zusammen mit Syrien, Libyen, Sudan, Somalia, Afghanistan, Nordkorea, Venezuela und anderen als sehr hoch eingestuft. Der Index wird vom Internationalen Sekretariat von Transparency International erstellt und listet Länder nach dem Grad der in Politik und Verwaltung wahrgenommenen Korruption auf. Er erfaßt 13 Einzelindizes von 12 unabhängigen Institutionen, basierend auf Befragungen von Expert*innen und weiteren Untersuchungen, dies ausschließlich im öffentlichen Sektor ohne privaten Steuerbetrug, Geldwäsche, illegale Finanzströme oder andere Formen der Korruption.
Marieta Hiller, im Februar 2021
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