Ein lieber fröhlicher und lebensfroher Mensch ist viel zu früh gestorben
Urplötzlich ist sie nicht mehr da: Michaela Ehrhardt vom Blumenparadies Brandau. Noch vor einem Jahr feierte sie mit ihrem Partner Smike das 20-jährige Betriebsjubiläum ihres liebevoll gepflegen Blumengeschäfts, und alle - Freunde, Kunden, Geschäftspartner - wirklich alle hätten ihr mindestens noch weitere 20 Jahre im Blumenparadies gewünscht, aber es kam anders. Ganz bestimmt ist sie in ein anderes Paradies gewechselt...
November 2021: 20 Jahre Blumenparadies Brandau: aus Liebe zum Kunsthandwerk
Michaela Ehrhardt feiert in diesem Herbst das 20jährige Bestehen ihres Floristik-Fachbetriebs Blumenparadies in Brandau, gemeinsam mit ihrem Partner Smike.
Der Durchblick hat ihr dazu gratuliert und ein paar Fragen gestellt, denn es ist nach wie vor ein Wagnis, sich mit einem Ladengeschäft selbständig zu machen, und wir stellen daher gerne Unternehmen vor, die dieses Wagnis einst eingegangen sind und bis heute Bestand haben.
Frage: was wolltest du als Kind beruflich gerne werden?
Antwort: Als Kind wollt ich immer Schreiner werden da ich viel bei meinem Papa und Opa in der Werkstatt war, das erste Schulpraktikum habe ich bei einem Schreiner in Brandau gemacht, da es aber zu dieser Zeit noch sehr schwierig war einen Männerberuf zu lernen fiel die 2. Wahl ganz leicht: Floristin zu werden.
Floristin bin ich geworden, weil es auch ein sehr kreativer Beruf ist und man mit dem Kunden schöne Projekte ausarbeiten kann. Meine Lehre habe ich in einem Blumenladen in Bensheim gemacht, und meine Berufsschule war in Darmstadt. Vom ersten Tag war klar für mich daß ich selbständig sein wollte, da ich einfach gerne was erreichen wollte. Zudem plane ich sehr gerne und in meinem Alltag muss ich sehr viel planen damit der ganze Zeitplan paßt. Nach meiner Lehre von 1995 bis 1998 war ich in zwei weiteren Blumenläden um mich zu verwirklichen. Da war mir aber schnell klar: als Frischling hat man es schwer und man muß sich immer beweisen. Und aus Sicht von heute kann man sagen, damals war die Floristik weitaus anders als heute, oft muss ich schmunzeln wenn ich Sträuße für eine Silberhochzeit machen darf…
Wann und warum hast du dich entschlossen, selbst ein Geschäft zu eröffnen?
Wie man dann als junger Mensch so ist … stellte ich mir die Frage ob ich das immer so haben will: viel arbeiten für wenig Geld, an Haupttagen Überstunden schieben ohne Ende - alles stellte ich in Frage !
Dann habe ich durch einen Zufall in der Zeitung gelesen daß in Heppenheim ein großer Markt eröffnet wird und sie noch Personal suchen für das Gartencenter. Also habe ich kurz entschlossen eine Bewerbung geschrieben und konnte sofort anfangen. War eine schöne Zeit wo ich auch viel gelernt habe was den Wareneingang betrifft, aber auch da war mir relativ schnell klar, daß das nicht mein Leben sein sollte so ganz ohne die Floristik.
Meinen Eltern wollte ich nicht wirklich davon erzählen sie wären im Dreieck gehüpft, wenn ich gesagt hätte, ich suche mir schon wieder was Neues. Ich höre meine Mama heute noch sagen „ Jetzt ziehe doch mal was durch und schmeiße nicht immer gleich die Flinte ins Korn“.
Naja - also Zähne zusammenbeißen und durch... Ein bisschen später hat in Brandau in der Hofreite ein Blumenladen eröffnet (Tinas Blumengalerie), zu den Stoßzeiten konnte ich da immer ein bisschen helfen und es war gut mit meinem eigentlichen Job zu vereinbaren. Ein Jahr und ein paar Monate später wurde der Laden geschlossen, dann war die Gemeindeverwaltung darin untergebracht, da das eigentliche Rathaus umgebaut wurde.
Wie lange hast du nach einem geeigneten Raum gesucht und war Brandau für dich von vornherein die erste Wahl?
Irgendwie ging dann alles ganz schnell und ich konnte im September 2001 meinen Laden eröffnen. Ganz spartanisch mit wenig Kapital und Mamas altem Küchentisch ……
ab jetzt musste ich viel Ehrgeiz und Durchhaltevermögen aufbringen, das war nicht immer leicht. Aber ich wollte es mir und denen die nicht an mich geglaubt haben zeigen und beweisen.
Ohne die zeitliche Unterstützung meiner Eltern hätte ich das alleine nicht geschafft - ich bin unendlich dankbar für das was sie für mich getan haben und heute noch tun.
Dann starb 2009 meine Mama ganz plötzlich und ich musste mich voll umstellen. Voller Trauer und Arbeitswut musste es weiter gehen, ich war wie in Trance in meinem Tun.
Bis für mich 2013 die Welt wieder heller wurde und ich Smike Buschamm auf dem Großmarkt kennen gelernt habe ….
Ein Partner fürs Leben
Zu diesem Zeitpunkt hat er mir jeden Morgen meine Blumen verkauft. Also mein Blumendealer kann man sagen (Lach). Als 2014 der Großmarkt in großer Veränderung stand, war für ihn klar daß er das nicht mehr möchte. Kurz entschlossen ist er bei mir mit eingestiegen. Schließlich ist er ja gelernter Florist sogar mit Meisterbrief.
Wie kommst du wirtschaftlich mit der Pandemie zurecht?
2016 kam dann der Ladenumzug und wir hatten ganz neue Pläne für uns geschmiedet, und so ist es bis heute. Die Pandemie hat alles verändert: das ganze Geschäftsleben ist durcheinander, es macht den Einkauf der Ware schwieriger, die Quadratmeterbegrenzung in einem kleinen Laden ist sehr schwer zu planen - und und und... Näher möchte ich gar nicht aus das besagte Thema eingehen.
In dieser Zeit haben unsere Kunden uns sehr unterstützt und uns immer die Stange gehalten. Hallo Ihr da draußen! Ihr seid echt der Hammer und wir lieben jeden einzelnen von Euch, auch wenn es manchmal stressig ist, schließlich wollen wir ja versuchen jeden glücklich zu machen.
Jetzt laufen die Planungen für die Gedenktage, denn jedes Gesteck stecken wir selbst, auch wenn ihr das nicht sehen könnt. Die Produktion läuft bei uns im Keller zuhause, da wird auch jedes Adventsgesteck selbst entworfen und gesteckt. Unsere Gestecke präsentieren wir Euch dann in unserer Adventswoche.
Was ist das Besondere am Blumenparadies für dich? Bemerkenswertes - Lustiges oder Trauriges?
Ansonsten besteht unser Arbeitstag aus vielen schönen und traurigen Momenten, gerne begleiten wir Hochzeiten, Taufen, Geburtstage, auch die Trauerarbeit gehört dazu und das ist nicht immer leicht. Da ich en echte Hanjer bin und viele kenne, macht es das nicht einfach. Manchmal sitze ich nach einem Trauergespräch in der Werkstatt und weine. Es sind Menschen die mich zum großen Teil in 20 Jahren begleitet haben, deshalb ist es für mich immer eine große Ehre den letzten Gang begleiten zu dürfen.
Jetzt möchte ich mal noch Danke sagen allen, die uns immer unterstützen und auch denjenigen die nur mal so auf ein gutes Gespräch vorbei kommen. Es ist immer schön mit Euch und macht Spaß und genau so soll es sein …
Deshalb bin ich so froh meinen Laden auf dem Land zu haben und nicht in der Stadt.
Gerne sind wir die nächsten Jahre zu unseren gewohnten Öffnungszeiten für Euch da und freuen uns auf Euch! Dienstag bis Freitag 9-12.30 und 15 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr. Sommeröffnungszeiten und Urlaub findet ihr immer auf unserer Homepage, und Vorbestellen lohnt sich immer: am besten 2 Tage im voraus damit wir besser planen können.
Noch ein Wort zum Schluß: Oft werden wir gefragt ob wir zuhause auch so schöne Blumen haben ….
Äh … dazu kann ich nur sagen: der Schuster hat die schlechtesten Schuhe ( aus Zeitmangel da er nur für seine Kunden da ist ) das sind wir aber sehr gerne!
Bis bald Ihr lieben , wir freuen uns auf Euch - Michi & Smike vom Blumenparadies