40 Jahre Druckerei Bönsel gab es im August zu feiern. Bei einem großen Fest gab es nicht nur “Mussig Worschd Weck un Woi”, sondern auch viele interessante Informationen zur Druckerkunst, zur Druckerei Bönsel und allen ihren Spezialitäten. Denn die Beedenkirchener Druckerei ist nicht nur mit der hochmodernen Heidelberger Druckmaschine Speedmaster 8-Farben ausgerüstet, sie verfügt auch über Spezialmaschinen zum Nuten, Falzen, Nummerieren, Prägen. Zudem wird viel Buchbinderkunst in Handarbeit angeboten. So wie die Druckerkunst durch die fortschreitende Computertechnik immer mehr verdrängt wird, desto wichtiger wird es, eine Druckerei zu haben die all das noch anbietet. Alle Infos hierzu: www.lautertal-druck.de. Die Schwarze Kunst, erfunden von Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, führte im 15. Jahrhundert durch die Verwendung von beweglichen Lettern zu einer Revolution auf dem “Informationsmarkt”. War zuvor das geschriebene Wort meist dem Klerus vorbehalten, da nur die Mönche den Aufwand des Schreibens pflegen konnten, wurde jetzt Massenproduktion und basisdemokratische Verbreitung des gedruckten Wortes möglich. Zwar dauerte es bis zum heutigen Flugblatt noch eine ganze Weile, aber die Schreiberzunft war nicht mehr exklusiv.

Die Erfindung des Letterndrucks ermöglichte die exakte Reproduktion von Wissen in einem zuvor nie gekannten Ausmaß, die Menschen wurden von einer Alphabetisierungswelle erfaßt, dies führte letztlich zur Bildungsrevolution, deren Nutznießer wir noch heute sind. Das Wissen wurde allgemein zugänglich.

“Hurenkinder” und “Schusterjungen”

Aus dem Bleisatz stammen einige lustige Begriffe, die auch im Computersatz noch vorkommen: “Hurenkind” (die letzte Zeile eines Absatzes, wenn sie zugleich die erste einer neuen Spalte oder Seite ist), “Leiche” (ein fehlender Buchstabe oder ein fehlendes Wort), “Schusterjunge” (ein Seiten- oder Spaltenumbruch unmittelbar nach der ersten Zeile eines neuen Absatzes), “Jungfrau” (ein fehlerfrei gesetzter Text).

Vor 40 Jahren wurde die Druckerei in Eberstadt gegründet. Nach mehreren Umzügen innerhalb Eberstadts kam sie nach Beedenkirchen. Seitdem ist einiges passiert. Dass damals die gesamte Druckerei in den Räumen der heutigen Druckvorstufe untergebracht war, ist heute kaum mehr vorstellbar. Mit der stetigen Weiterentwicklung in allen Produktionsbereichen waren auch An- und Umbauten unumgänglich. In der heutigen Druckvorstufe steht alles im Zeichen der neuesten Technik. In kaum einem Bereich hat die Computertechnik mehr Einzug gehalten. Filme belichten und davon Platten herstellen ist qualitativ und ökonomisch nicht mehr upto-date. Die Belichtung erfolgt per Laser direkt auf die Druckplatte (Computer-to-Plate): mit dem „Suprasetter“ werden seit Herbst 2006 Chemiefreie Druckplatten belichtet, und dies ist nur ein ökologischer Aspekt dieses Geräts. Der geringe Stromverbrauch (entspricht zwei Flachbildfernsehern) vereint zusätzlich Ökonomie und Ökologie.

So entsteht der Durchblick:

Zunächst werden in der Redaktion alle Seiten in einem Satzprogramm auf dem Computer gesetzt, nachdem Texte und Anzeigen - meist auf den allerletzten Drücker - endlich da sind. Aus dieser Satzdatei wird eine druckoptimierte PDF-Datei mit ca. 20-30 MB erstellt und auf den FTP-Server (File Transfer Protocol) übertragen, es muß also keine gebrannte CD mehr nach Beedenkirchen gefahren werden. Dort wird die Datei mit einem speziellen Programm nochmals überprüft, bevor die Seiten zu Druckbogen zusammengestellt (ausgeschossen) werden. Es wird ein Plot dieser Druckbögen zur technischen Kontrolle erstellt und nochmals geprüft. Danach werden die Druckplatten belichtet (Computer-to-Plate - CtP). Die Druckplatten werden in die Druckmaschine eingespannt, die gesamte Maschine wird auf das Druckformat eingestellt. Dann wird schon gedruckt. Es werden gleichzeitig Vorder- und Rückseite in einem Durchgang gedruckt, dafür wird das Papier in der Maschine gewendet. Nach dem Druck werden die Bogen geschnitten, zusammengetragen und geheftet. Nun kann die neue Ausgabe abgeholt werden. Sie wiegt etwa eine Vierteltonne, und in allen Ortsteilen marschieren die Verteiler bei jedem Wetter los, um das Heft in jeden Briefkasten zu stecken. (cb/mh)