Die Bedeutung und der Zustand der Böden in Wald und Flur ist immens wichtig für Mensch und Tier, wie der Fürther Revierförster Jens Uwe Eder im Januar 2015 einer Gruppe von Interessierten, darunter zahlreiche Geopark-vor-Ort-Führer, erläuterte.
Anläßlich des Internationalen Jahres des Bodens 2015 hatte Eder einen interessanten Vortrag zusammengestellt und Muster des kostbaren Stoffes mitgebracht: vom mehlartigen Schluff über Staub bis zu einer Korngröße zwischen Sand und Kies hatte er Eimer dabei. „Der Boden verdient unseren größten Respekt“, so Eder.
5 cm Boden benötigen 2000 Jahre zum Wachsen. Von oben nach unten findet man verschiedene Schichten: am Anfang ist nackter Fels vorhanden, in den Wasser eindringt. Bei Sonneneinstrahlung entsteht Wasserdampf, bei Frost Eis. Beides sprengt Risse in den Fels, der sich so in immer kleinere Partikel zerlegt. Dies ist auch im Felsenmeer passiert: kein Riese - so schade es auch ist - warf Steine nach einem anderen. Vielmehr geschah hier die sogenannte Wollsackverwitterung: die Felsen wurden unter der Oberfläche zersprengt und erst später freigelegt. Aus Felsbrocken wird immer feineres Gestein bis hin zum Mehl.
Oben auf diese Schicht folgt Laub und anderes organisches Material, das sich absetzt und verwittert, auf chemischem Weg oder durch Einwirkung von Wasser und Sonne. Die reine Humusschicht ist oft nur wenige Zentimeter dick.
Darin finden sich die meisten Bodenlebewesen: in 0,3 Kubikmeter Humus (das ist die Menge die einen Hektar Boden bedeckt, etwa so viel wie ein Fußballfeld) könnte man 2,5 Millionen Mikroorganismen zählen: Einzeller, Bakterien, Spinnen, Faden- und Regenwürmer, Asseln, Springschwänze, Milben, Käfer, Tausendfüßler und Pilze mit einem Trockengewicht von 5 Tonnen! Diese Spezialisten zersetzen oder durchmischen das organische Material am Boden, Holzreste, Zweige und Streu aus Blättern und Nadeln. So entsteht daraus nährstoffreiches Substrat. „Könnte man davon satt werden, daß man Erde ißt?“ fragte ein Teilnehmer. Nein, war die Antwort, denn um ausreichend Proteine zu bekommen, müßte man schon unermeßliche Flächen „abgrasen“.
Unter dem frischen dunklen Nährhumus gibt es eine Schicht aus schwarzem Dauerhumus, der schwerer zersetzbare Teile des Holzes wie Lignit und Zellulose enthält. Nährstoffe werden von hier gleichmäßig an die Wurzeln von Bäumen und Sträuchern abgegeben. Unter Laubbäumen dauert die Umwandlung von Streu durch Bodenorganismen etwa ein bis zwei Jahre, unter Nadelbäumen kann es mehrere Jahre dauern.
Der US-Professor David R. Montgomery befaßt sich mit Geo-morphologie und hat 2010 das Buch „Dreck. Warum unsere Zivilisation den Boden unter den Füßen verliert“ (ISBN 978-3-86581-197-4) veröffentlicht. Jens Uwe Eder nahm das Buch und die Unterrichtseinheiten Hypersoil der Uni Münster als Grund-lage für seinen Vortrag. Auch das Buch „Unsere Umwelt entdecken“ von Rudolf R. Knirsch, 1993 im Ökotopia-Verlag erschienen (ISBN 9783925169342, vergriffen, evtl. antiquarisch versuchen!) gibt wertvolle Anregungen.
Eder ging besonders auf Schäden durch Forstarbeiten im Wald ein. Jeder hat sich schon einmal bei einem Winterspaziergang im Wald geärgert, weil es dort nach Holzfällarbeiten aussah wie auf einem Truppenübungsplatz. Seiner Ansicht nach ist es wichtigste Aufgabe des Försters, dafür zu sorgen, daß Rückegassen an immer den gleichen Stellen bleiben, so daß der restliche Waldboden geschont wird.
Von den Gassen aus soll möglichst mit langen Seilen gearbeitet werden. Ist der Boden einmal durch die schweren Maschinen verdichtet, erholt er sich nicht mehr. Liebend gerne würde Eder mit Rückepferden arbeiten, doch die gibt es hier nicht mehr. Pferde und qualifizierte Arbeitskräfte müssen aus Slowenien geholt werden.
Der Wald darf nicht nur als Wirtschaftsgut betrachtet werden, sondern auch als Lebensspender. Ein einziger alter mächtiger Baum setzt soviel CO2 um wie 2500 Jungbäume. Daher ist es nicht nachhaltig, nur große alte Bäume aus dem Wald zu holen. Holz ist auch in anderer Hinsicht ein sehr nachhaltiges Material: ein Stück Holz bleibt im Durchschnitt 23 Jahre im Haushalt, sei es als Möbel, Geschirr oder Brennholz.
Die Zerstörung der über Jahrtausende gewachsenen natürlichen Böden könnte sich bald unangenehm bemerkbar machen: denn ein zerstörter Boden regeneriert sich für sehr lange Zeit nicht mehr, und ohne ausreichend Bodenflächen wird auch die Landwirtschaft als Kulturfolgerin der Waldwirtschaft noch weiter zurückgehen.
M. Hiller 2015