Tourismus einst in seinen Anfängen: die „Fremdenpflege“ - bequeme Spazierwege und saubere Bettwäsche
In Österreich - hier Kärnten - unternahm man um 1900 große Anstrengungen, um die Gäste, die gern und immer stärker zur Erholung anreisten, zu versorgen.
Jede Sommerfrische die etwas auf sich hielt, sorgte mit dem Bau von Wasserleitungen (fließend warmes Wasser!) und Straßenbeleuchtung für den Komfort der Touristen. Die Verschönerungsvereine legten Spazierwege an, sprengten Felsen weg, damit sich „der zarte Damenfuß an keinem Steinchen stoße und steile Wege bequem genommen werden können“ (Cur-Zeitung vom Wörthersee 1897).
Straßen wurden im Sommer gegen Staubentwicklung mit Wasser gespritzt.
Für die „Fremdenpflege“ gab es gedruckte Richtlinien: „zum Auswischen der Gläser, Lavoirs und Nachttöpfe darf man nicht einerlei Tuch verwenden.“ Zunächst brachte man die Sommerfrischler im eigenen Schlafzimmer unter und zog solange auf den Dachboden. „Meine Mama war oft richtig fertig vom Waschen der Bettwäsche. Viele Gäste sind ja nur für eine Nacht geblieben. 1974 hat meine Mutter dann die erste Waschmaschine bekommen.“ (Maria Wohlmutter, Kärnten)
So erklärt sich diese Mitteilung des Kärntnerischen Gemeinde Blattes: „Anstatt der früher üblichen Strohsäcke wünscht der Gast nun Betteinsätze. Gebrauchte Wäsche wieder zu pressen ist behördlich untersagt.“
Das Skifahren wurde bereits zwischen den Weltkriegen allgemein beliebt, aber erst nach 1945 wurde es zum Breitensport mit entsprechenden touristischen Angeboten. Bald hatte diese „zweite Saison“ den Sommer-Wandertourismus überrundet. Aber auch Kärnten blieb nicht vom Rückgang der „Nächtigungszahlen“ verschont: 1973 kam die Ölkrise und die Mehrwertsteuer, Urlauber flogen immer öfter in den Süden, um am Strand zu liegen anstatt die Natur zu erkunden.
Infos: „Zimmer frei“ Ausstellung der Stadt Villach 2018, Katalog erhältlich unter ISBN 978-3-7084-0609-1.
M. Hiller 2018