Von unserem Leser August Homburg, der für den Verein Helfende Hände Odenwald Haushaltsauflösungen organisiert, habe ich einen Ordner mit historischen Fotografien des Fürstenhaus erhalten. Er hatte den Ordner bei einer Haushaltsauflösung in Lindenfels vor fünf Jahren entdeckt, im Privathaushalt eines 90jährigen Verstorbenen.

"Die großherzoglichen Herrschaften mit Ihren Hohen Anverwandten und Gefolge auf Jagdschloß Wolfsgarten - Herbst 1910"
Unterste Reihe v l n r: Großfürstthronfolger Alexej von Rußland; Erbgroßherzog Georg, Prinz Ludwig, Großfürstin Tatjana von Rußland
Zweitunteste Reihe: Prinzessin Heinrich von Preußen, Großfürstin Maria von Rußland, Großfürstin Olga von Rußland
Mittelreihe: Großherzogin Eleonore, Großfürstin Anastasia von Rußland, Prinz Heinrich von Preußen, Kaiser Nikolaus von Rußland, Kaiserin Alexandra von Rußland, Oberhofmeisterin Freiin von Grancy
Zweitoberste Reihe: Oberstallmeister Riedesel Frhr. zu Eisenbach, Hofdame Fräulein von Bützow, Großherzog Ernst Ludwig, Flügeladjutant Rittmeister Frhr von Massenbach, Hofdame Freiin von Rotsmann, Hofdame Fräulein Tutschew, Hofdame Fräulein von Oertzen
oberste Reihe: Leibarzt Dr. Botkine, Persönl. Adjutant Kapitänleutnant von dem Knesebeck, Flügeladjutant Kapitän Drenteln, Hofmarschall Frhr. von Ungern-Sternberg, Kammerherr Frhr. von Leonhardi
Die stehenden Herren sind nicht benannt.

 

Der Schuljugend Hessens zum 13. März 1917 - Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen

 

Ernst Ludwig, seine 2. Frau Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich und die beiden Söhne Georg Donatus *1906 und Ludwig *1908 etwa um 1914.

1. August 1914 nach Bekanntmachung der Mobilisierung

2. August 1914: Abholung der Fahne der Leibdragoner

"Aus der Zeit des Ausbruchs des Weltkriegs: Die großherzogliche Familie kommt am 2. August 1914 von der Abholung der Standarte und der Verabschiedung des 23. Garde-Dragonerregiments zurück"

Aufgenommen im Residenzschloß zu Darmstadt von Hofphotograph Ed. Zinsel. Dieser war Großherzoglich Hessischer Hofphotograph in der Riedeselstaße 39 in Darmstadt.



Ludwig Prinz v. Hessen und bei Rhein (1908-1968) / Porträt mit Familie / Gruppenaufnahme v.l.n.r.: Ehefrau Prinzessin Margaret geb. Geddes (1913-1997), Adoptivtochter Johanna (1936-1939) und Prinz...
Diese Information erhielt ich dankenswerterweise von Kristof Doffing mit diesem Link. Im Originalordner, der mir vorlag, war das Foto leider ohne Bildunterschrift.

 

 

Schönberg um 1810

 

Blick vom Garten auf Schloß Schönberg

Ausblick vom Park

Blick über Schönberg mit dem Schloß

 

eine hochwohlgeborene Hochzeitsgesellschaft! 1910 Hochzeit der Prinzessin Edda mit Prinz Wilhelm von Stollberg-Wernigerode:

Der unbekannte alte Herr aus Lindenfels hat auf Pauspapier die Umrisse der Personen auf dem Foto nachgetuscht, nummeriert und ihre Namen mit sauberer Handschrift daruntergesetzt:

das Brautpaar Prinzess Edda von Erbach-Schönberg (Nr. 6) und Bräutigam Prinz Wilhelm von Stollberg-Wernigerode (Nr. 5) stehen in der Mitte, vor ihnen drei Kinder: Prinzess Imma, Prinz Wilhelm Ernst, Erbprinz Georg Ludwig (7, 8, 9). Die große Frau rechts auf gleicher Höhe wie das Brautpaar ist leider unbekannt, ebenso der 2. Mann von links. Neben ihm die Brautmutter Fürstin Marie von Erbach-Schönberg (3), rechts dahinter Großherzogin Eleonore von Hessen, Gattin des Großherzogs Ernst Ludwig (15); auch die Häuser Erbach-Erbach (Graf Alexander, 18) und Erbach-Fürstenau (Gräfin Hugo, 19) sind vertreten sowie die Geschwister des Bräutigams und die Fürstin Elisabeth, geb. Waldeck-Pyrmont (11) und der englische Admiral Prinz Ludwig von Battenberg (12) mit seiner Tochter Prinzess Louise (13).

 

Georg August, Stifter der Linie Erbach-Schönberg, 1691-1758

und seine Gemahlin Ferdinande Henriette von Stollberg-Gedern, 1699-1750

 

Georg Ludwig, ältester Sohn Georg Augusts, 1723-1777

und seine Gemahlin Prinzess Friderike Sophie charlotte von Holstein-Oldenburg, 1736-1769

 

Gedenkurne im Schloßpark: "den besten Eltern 1794"

 

Gräfin Mathilde, einziges Kind Graf Maximilians, 1816-1872

Gustav-Ernst, Fürst und Graf zu Erbach-Schönberg 1840-1908; er heiratete Marie Karoline von Battenberg 1870.
Ihr Sohn Alexander Fürst und Graf zu Erbach-Schönberg (1872-1944) heiratete Elisabeth Prinzessin von Waldeck und Pyrmont.
Deren Sohn war Georg Ludwig Erbprinz zu Erbach-Schönberg 1903-1971

 

Gustav und seine Schwester Marie als Kinder

Gustav Ernst, Zeichnung

Marie, Zeichnung von Fa. A. v. Kaulbach, Nov. 1903

Gustav-Ernst, Fürst und Graf zu Erbach-Schönberg und Marie Karoline von Battenberg als Verlobte

Auf der Rückseite des Blattes "Graf Gustav und Przss. Marie v. Battenberg als Verlobte" ist handschriftlich vermerkt: Bild Gat Archiv Mz 7511/28, Marie Prinzeß von Battenberg u. Gustav Graf zu Erbach Schönberg 1870; Aufdruck: Photograph. artistische Anstalt von Beckofen Darmstadt

 

 

Marie und Ludwig v. Battenberg (Porträt von J. Hartmann, auf Schloß Schönberg, 1857 (auf der Rückseite steht als Datum 1847). Beide Daten sind seltsam, denn auf dem Verlobungsfoto von 1870 ist Marie von Battenberg eine junge Frau, die sicher jünger ist als das Mädchen von 1847...

Alexander Fürst und Graf zu Erbach-Schönberg (1872-1944), Sohn von Gustav-Ernst und Marie Karoline, heiratete Elisabeth Prinzessin von Waldeck und Pyrmont.

Elisabeth Fürstin zu Erbach-Schönberg, geb. Prinzess von Waldeck-Pyrmont, 1873-1962

Deren Sohn war Georg Ludwig Erbprinz zu Erbach-Schönberg 1903-1971.

Exkurs: ein Beitrag der Geschichtswerkstatt der Geschwister Scholl Schule in Bensheim 2015 zur Beteiligung an den Novemberpogromen 1938 von Georg Ludwig

Zu ihm gibt es eine Schrift der Geschichtswerkstatt der Geschwister Scholl Schule in Bensheim (Beiträge zur Geschichte des Erbach-Schönberger Fürstenhauses im 20. Jahrhundert, Bensheim 2015), die die Rolle des Erbprinzen Georg Ludwig während der NS-Zeit untersucht. Die Oberstufenschüler*innen arbeiteten mit ihren Lehrern Franz Josef Schäfer und Peter Lotz die Tatbeteiligung und Schuldfähigkeit Georg Ludwigs an den Novemberpogromen 1938 im Raum Reichelsheim heraus. 1951 wurde Georg Ludwig wegen schweren Landfriedensbruchs zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt.

Der Beitrag ist sehr ausführlich und behandelt auch die Geschichte des Schlosses und des Hauses Erbach bis in die Neuzeit, hat insgesamt 188 Seiten und ist hier zu finden.

 

"Fürstin Mutter zu Erb Schönberg"
Notiz handschriftlich: "auf der Rückseite des umseitigen Bildes: 'Aufgenommen von dem dazugehörigen 'Opa' im Juli 1936 auf der erbprinzlichen Lagerstatt in Hohenstein i./O.

Unklar bleibt, wer hier Oma und Opa sind und wer das Baby 1936: Gustav-Ernst und Marie Karoline als Großeltern können es nicht sein, sie hatten 1870 geheiratet und wären 1936 in den 90ern.
Sind es Alexander und Elisabeth Prinzessin von Waldeck und Pyrmont (1873-1961)? Dann wäre das Baby das Kind von Erbprinz Georg Ludwig, der 1925 Marie Margarethe Deringer (1903-1967) heiratete, und das Kind ist Ludewig Prinz zu Erbach-Schönberg (1926-1998), seit 1971 adelsrechtlich 4. Fürst und Graf. Aber dann stimmt das Geburtsdatum nicht: 1926 / 1936.

Der Ordner, den August Homburg 2016 vor der Vernichtung bewahrte, enthält neben diesen Fotografien noch Zeitungsausschnitte von 1990, die sich um den Wallufer Ortsmaler Karl-Heinz Roth drehen. Der unbekannte Sammler hatte auf einer Zeichnung von Nieder-Walluf handschriftlich auf der Rückseite vermerkt: "Nieder-Walluf a. Rh. Blick vom Schlieffs Park (hier haben wir gewohnt von 1953-1957) und Khz. u. Anne Roth kennengelernt."

Die gestochene Handschrift auf den Fotografien ist also nicht die von Karl-Heinz Roth, sondern von diesem Unbekannten. Möglicherweise war es ein Herr Arzberger (Bensheim). Im Ordner ist eine Stammtafel der Familie Arzberger in Bensheim, angelegt im Januar 1972. Sebastian Arzberger heiratete 1886 Christina Götz, sie haben sieben Kinder: Lisbeth, Dora, Luise, Maria, Mina, Melitta, Otto, alle geboren zwischen 1886 und 1905. Wenn der Besitzer des Ordners 2016 um die 90 Jahre alt war, ist er der Sohn eines dieser Kinder. Lisbeth *1886 wäre um 1926 schon 40 Jahre gewesen, Dora *1888 wäre 38 Jahre, Luise *1891 35 Jahre, Maria *1993 wäre 33 Jahre, Mina *1894 32 J., Melitta *1897 wäre 29 Jahre alt. Wahrscheinlich wären also Otto und die jüngeren Mädchen.

In Brandau lebt Katharina Herzog, geboren 1927. Lesen Sie dazu: „Es hat sich noch niemand arm geschenkt“...

Frau Herzog kannte den Erbprinz Georg und seine Mutter. Er hatte ein Café auf dem Schönberger Schloß und war befreundet mit Katharinas erstem Mann Götzinger aus Raidelbach. Dieser hatte Flächen vom Hohenstein gepachtet, die dem Erbprinz gehörten. Sie erklärte mir auch, daß Erbprinz Georg drei Kinder hatte: ein Sohn (Prinz Louis bzw. Ludwig von Erbach-Schönberg) der eine Mühle geerbt hatte, die Tochter (Prinzessin Edda Marie von Erbach-Schönberg) ging als Goldschmiedin in die USA, der dritte war Sohn Prinz Maynolf von Erbach-Schönberg - diese Kinder waren in Katharina Herzogs Alter.

Marieta Hiller, Januar 2022

Ergänzung im September 2022

Frau Isabelle Ellinger schrieb mir: "Sehr geehrte Frau Hiller, vielen Dank für den interessanten Bericht über den Bilderfund in Lindenfels. Bezüglich des Bildes mit der Fürstin Mutter kann ich Ihnen bestätigen, dass es sich um Fürstin Elisabeth handelt. Das Baby auf dem Foto ist mein Vater Prinz Maynolf (ihr Enkel), der 1936 als drittes und jüngstes Kind des Erbprinzen Georg-Ludwig und seiner Frau Marie-Margarete geboren wurde. Er war dem Hohenstein immer sehr verbunden. In der Anlage sehen Sie ihn mit seinen älteren Geschwistern Ludewig (*1926) und Edda-Marie (*1930). Leider ist mein Vater vor gut einem Jahr gestorben. Er hätte sich sehr über Ihren Bericht und den Fund gefreut. Er hat ein beachtliches Familienarchiv zusammengetragen und sich unermüdlich um die Bewahrung der Familiengeschichte gekümmert. So hat er auch als Zeitzeuge viele Stunden die in ihrem Bericht erwähnte Geschichtswerkstadt der Geschwister-Scholl-Schule bei ihrer Arbeit über seinen Vater unterstützt. Das Archiv haben meine Tochter und ich zwar übernommen. Allerdings müssten wir für weitere Hilfe bei Ihrem Fund etwas Zeit zur Sichtung investieren. Beste Grüße, Isabelle Ellinger"

Und eine Anekdote über Großherzog Ernst Ludwig habe ich noch entdeckt: der Fürst war ein liberaler Freund der Künste, und Kaiser Wilhelm II bezeichnete ihn einmal als seinen schlechtesten Soldaten. Trotzdem mußte auch er an der Front in Frankreich eine hessische Einheit befehligen. Auf die Frage des Oberstleutnants, ob er sofort antreten lassen soll, antwortete Ernst Ludwig offenbar: "Bloß net, die Leut' sin' froh, daß se ihr' Ruh' hawwe. Ich geh lieber mal ins Feldlazarett". (Quelle: Zeitungsartikel ohne Datierung von Jan Herchenröder, Neffe des Oberstleutnants). Über Stefan George, hochgelobter Dichterfürst und Ober-Esoteriker, konnte Ernst Ludwig jedoch herzlich lachen, wie die Quelle weiter verrät.

Viele weitere Fotos befinden sich im Besitz von Herrn Homburg.