Wann innerhalb der Gemarkung des heutigen Gadernheims sich erstmals Menschen niederließen, liegt im Dunkel der Geschichte begraben. Nach allem was man heute weiss, erfolgte die Ersterwähung im Jahre 1367. In einer alten Urkunde wird der Ort eindeutig mit „Geydenheym“ benannt, was ausdrücklich auf Gadernheim hinweist. Damit können die Gadernheimer zurecht und voller Stolz in diesem Jahr eine 650-Jahr-Feier veranstalten, zu der alle Gäste aus Nah und Fern willkommen geheissen werden.
Was der Name Gadernheim bedeutet, ist nicht eindeutig belegt. Der Gadernheimer Georg Grohrock hat in einer früheren Publikation dargelegt, dass sich der Name von Gatterzäunen und Falltoren zur Sicherung des Weideviehs vom althochdeutschen „Gadero“ oder „Gataro“ ableiten lässt. Jedenfalls wird der Name in der älteren Vergangenheit, als man es mit der Rechtschreibung noch nicht so genau wie heute nahm, immer wieder anders geschrieben. So 1367 Geydenheym, 1393 Geidenheim, 1454 Gaydenheim und Geydenheim, 1512 Gadern, 1516 Geidenau, 1653 Geudenau; 1720 Gendenaw. Der Reichenbacher Pfarrer Martin Walter hat es in seiner bekannten Chronik (1599 – 1620) immer Gadern genannt.
Bereits 1339 wird Raidelbach, das schon immer eng mit Gadernheim verbunden ist, als Zubehör zum Schloss Schönberg urkundlich erwähnt.
1369 wird Gadernheim wird – zusammen mit Lautern und Raidelbach – ein weiteres Mal, diesmal im sogenannten „Lindenfelser Kirchenzinsbuch“ urkundlich erwähnt. Der Eintrag führt die Anzahl der Höfe und die Mühlen auf. Danach befinden sich in Gadernheim, Raidelbach und Lautern zusammen 32 Huben und eine Mühle.
Diese sogenannte Fronmühle ist der Vorläufer der „Rossmanns-Mühle“ in der Wiesenstraße. Sie steht auf dem vermutlich ältesten Mühlplatz Gadernheims. 1369 gibt diese Mühle jährlich acht Malter Korn, außerdem muss der Müller ein Schwein mästen. Heute wird das Mühlen-Fachwerkhaus als Wohnhaus genutzt.
Gadernheim bildet bereits zu dieser Zeit zusammen mit Raidelbach und Lautern ein gemeinsames Gericht. Die Gerichtsverhandlungen finden zu festgelegten Terminen in Reichenbach auf dem Gerichtsplatz unter der Dorflinde, später im Rathaus in Reichenbach und ab 1619 im neuen Rathaus in Gadernheim statt.
Bis etwa im Jahre 1430 müssen die Gadernheimer noch nach Bensheim in die Kirche gehen. Mindestens einmal zu Weihnachten, zu Ostern und zu Pfingsten.
1561 kommt es zu einem territorialen Tausch zwischen dem Kurfürsten und Pfalzgrafen Friedrich III. und den Grafen zu Erbach. Dieser Tausch rundet die gegenseitigen, bisher stark ineinander verzahnten Besitzverhältnisse ab. Der Pfalzgraf tritt die Dörfer Reichenbach, Lautern, Gadernheim und Raidelbach an die Grafen von Erbach ab und erhält dafür die Dörfer Mittershausen, Scheuerberg, Mitlechtern, Knoden und Breitenwiesen. Dadurch werden die wiederholten Streitigkeiten wegen der Waldnutzung in diesen Gebieten beigelegt. Wahrscheinlich ist diesem Tausch eine genaue Besitzaufnahme beider Parteien vorausgegangen, das leider in den Wirren der Jahrhunderte verlorengegangen sein muss.
Vor 400 Jahren, im Februar 1617 haben die Gadernheimer gegonnen, ihr Rathaus zu bauen. Das heute noch bestenden Gebäude wird auf einem Freiplatz südlich des Zusammenflusses der Lauter und des aus dem Salztrog kommenden Baches erbaut, auf dem früher ein Gemeindebrunnen gestanden haben muss. Es ist von sieben Hofstätten als Ortskern umgeben. Es sieht 1618 noch anders aus als heute. Es ist ursprünglich als Fachwerkbau auf Säulen konzipiert. Der untere Raum ist eine freie Halle, in der Märkte abgehalten werden. Bei späteren Umbauten wird viel von der Bausubstanz zerstört. Bei einem Umbau im Jahre 1876 ist die Markthalle längst nicht mehr vorhanden. Irgendwann muss auch die schöne Holzfassade einer nackten Backsteinwand weichen.
Mit dem westfälischen Frieden geht der Dreißigjährige Krieg 1648 zu Ende, der unvorstellbares Leid auch über die Bevölkerung unserer Gegend gebracht hat. Er erfordert Opfer an Menschenleben in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Um Durchschnitt reduziert sich die Landbevölkerung um ca. 40 Prozent. Allerdings bleiben manche Gegenden vom Kriege fast ganz verschont, während andere beinahe völlig ausgerottet werden. Zu den mit am härtesten betroffenenen Gebieten gehört die Region zwischen Rhein, Main und Neckar. Der Gesamtverlust im Odenwald liegt bei rund 80 Prozent. Obwohl die Aktenlage aus dieser Zeit mehr als dünn ist, ist es Gadernheim damals bestimmt nicht besser ergangen als den anderen Dörfer ringsherum
Bis 1650 liegen im Odenwald rund 30 Dörfer völlig wüst. Diese hohen Menschenverluste werden nicht alleine durch den Krieg verursacht, sondern vor allem durch eingeschleppte Seuchen und durch die Pest. Trotz dieser trostlosen Zustände finden sich schon um 1640 die ersten Zuwanderer in Gadernheim ein.
1655 kommen die ersten Schweizer in unsere Gegend und schon 1660 hat die Bevölkerung in Gadernheim wieder die Hälfte des Vorkriegsbestandes erreicht.
In einer Karte von 1712 ist erstmals ein Schulhaus in der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße nachgewiesen, wo sicher schon Kinder unterrichtet werden.
Durch den Reichsdeputationshauptschluss werden 1806 die Gebietsverhältnisse neu geregelt und die Grafen von Erbach sind nicht länger die regierenden Fürsten. Gadernheim kommt mit dem gesamten Amt Schönberg zum Land Hessen. Verwaltungsmäßig gehört Gadernheim eine Zeit lang dem Amt Lindenfels an, später dem Kreis Bensheim und heute dem Kreis Bergstraße.
Im Jahr 1859 stellt man in Gadernheim Graphitvorkommen fest. Bis zum Jahr 1855 wird an einer Graphitfabrik gebaut (Graphitmühle) und ein Bergwerk angelegt. Der Graphit wird am „schwarzen Buckel“ bergmännisch bis etwa 1865 gewonnen. Zeitweise sind hier nahezu 80 Arbeiter beschäftigt.
Bis 1854 haben die drei Dörfer Gadernheim, Lautern und Raidelbach einen gemeinsamen Bürgermeister.
An den Krieg 1870/71 erinnert eine Sandsteinpyramide auf dem Friedhof. Die Vorderseite trägt die Inschrift: „Gott war mit uns. Ihm sei die Ehre.“ In die drei anderen Seitenflächen sind die Namen der 17 Teilnehmer eingehauen. Immerhin hat Gadernheim in diesem Kriege keine Toten zu beklagen.
Am 31. Oktober 1894 wird der Gadernheimer Friedhof eingeweiht.
Mit dem Bau des 34 Meter hohen Kaiserturms wird 1906 begonnen. Der Erbauer ist Adam Arras.
Am 1. September 1912 erfolgte die Grundsteinlegung für die evangelische Kirche gefeiert werden.
Nach dem Bau der Kirche werfen die beiden Weltkriege den gerade aufkommenden Wohlstand in Gadernheim wieder im Jahrzehnte zurück. Es dauert bis Ende der sechsziger Jahre, bis in Gadernheim wieder in nennenswertem Umfang öffentlich gebaut wird.
1968 wird mit den Bauarbeiten zur Mittelpunktschule begonnen, zeitlich entsteht in Gadernheim der Kindergarten. 1971 wird die Schulturnhalle fertig gestellt.
Am 19. August 2010 wird Gadernheim vom Hessischen Rundfunk als „Dolles Dorf“ unter vielen anderen Hessischen Dörfern unter 2000 Einwohnern ausgelost. Noch am selben Abend wird ein Kamerateam von vielen Gadernheimern in der Heidenberghalle begeistert empfangen. Das Team des hr produziert am nächsten Tag einen etwa sechs minütigen Filmbeitrag, der dann am 21. August in der Hessenschau ausgestrahlt wird. Beim Endausscheid, der während des Hessentags 2011 in Ober-Ursel aufgetragen wird, erreicht Gadernheim unter vier Teilnehmerns der 2. Platz. (Thomas Böhm)