Reichenbach bereitet sich auf den ersten Bensniggelmarkt vor

Reichenbach. Vierzehn interessierte Bürgerinnen und Bürger aus dem Lautertal kamen Anfang August ins Regionallabor in der Lautertalhalle, um über das Konzept für einen Regio-Markt im Tälchen zu beraten. Als sie zwei Stunden später den Raum verließen, hatten sie den ersten Lautertaler Benznickelmarkt erfunden. Er soll die Feierlichkeiten um 50jährige Bestehen der Gemeinde Lautertal beschließen.

Der Markt soll am dritten Adventswochenende (11. und 12. Dezember) in und an der Lautertalhalle seine Premiere erleben. Vereine die sich beteiligen möchten können sich melden bei Simone Meister: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Die Veranstaltung läuft über das Regional Büro im Rahmen von 50 Jahre Lautertal. Die Gemeinde hatte ihre Unterstützung bereits angekündigt. Es wird eine gemeinsame VA der Vereine, koordiniert durch Simone Meister vom Verschönerungsverein Reichenbach.

Pfarrer Jan Scheunemann zeigte sich offen, die zweite Auflage des Kirchenkaffees mit Gottesdienst und Rahmenprogramm darin zu integrieren, inklusive Adventsgottesdienst in der Kirche oder in der Halle. Ein Verbindliche Zusage konnte der Geistliche ohne Billigung seines Kirchenvorstandes allerdings nicht machen.
Im Zuge des vom Bundesinnenminister geförderten Projekts „Heimatleben 4.0“ war die Idee für einen Regio-Markt im Lautertal geboren worden. Dort sollten die ansässigen Vereine ein Schaufenster für ihre Angebote erhalten. Darüber hinaus sollten regionale Produkte angeboten werden, wobei „regional“ ein größeres Gebiet umfasst als nur das Lautertal. Im Idealfall wäre der Regio-Markt Türöffner für eine dauerhafte Vermarktung des Lautertals und der regionalen Produktvielfalt.
Eigentlich sollte der Markt im Herbst dieses Jahres stattfinden. Wegen anderer Termine und anstehender Straßensperrungen in Bensheim war man aber schließlich im Dezember gelandet. Und damit auf einem Adventswochenende.
Der Adventsmarkt der Reichenbacher Kirchengemeinde konnte im vergangenen Jahr Corona-bedingt nur als Adventskaffee in begrenztem Rahmen gefeiert werden. Im Zuge der Diskussion schien der Pfarrer mehr und mehr Gefallen an der Idee zu finden, seine Veranstaltung in den Regio-Markt einzubinden. „Es muss aber dann schon feierlich sein“, mahnte er. Spätestens als die Idee vorgetragen wurde, geschmückte Weihnachtsbäume aufzustellen, entwickelte sich vor dem Auge des neutralen Betrachters immer klarer das Bild eines Weihnachtsmarktes. Die Idee, typische Speisen  und kleine Geschenke für Weihnachten anzubieten, passten in dieses Bild.
Über eine Stunde stand dieser sprichwörtliche rosa Elefant im Raum. Henry Scheppers vom Elmshäuser Verschönerungsverein sah ihn als erster: „Warum machen wir nicht den ersten Lautertaler Weihnachtsmarkt?“ fragte er in die Runde und erntete rundum Nicken.
Thomas Maul von der APEG (Arbeitskreis Partnerschaft Europäischer Gemeinden) fand einen Namen für das Kind: „Erster Lautertaler Belznickelmarkt“. Zwar konnte nicht geklärt werden, ob es nun Belznickel, Belsniggel oder Bensnickel heißen müsse. Scheppers bekannte, er könne den Odenwälder Begriff nicht einmal richtig aussprechen. Aber auch er wusste, dass die Bezeichnung den Weihnachtsmann meint. Die meisten Anwesenden fanden die Idee gut, weil schon mit dem Namen Lokalkolorit in das Projekt kam.
Der Pfarrer nannte es eine „coole Idee“, Moderator Karl-Heinz Schlitt sprang ihm schließlich bei. Schlitt hatte sich diese Rolle im Rahmen der Initiative Heimatleben 4.0 mit Ottmar Meissner geteilt. Nun wurde das weitere Vorgehen in die Hände von Simone Meister gelegt, der Vorsitzenden des Reichenbacher Verschönerungsvereins. Sie ist zwar die Leiterin des Lautertaler Ordnungsamtes, legte aber großen Wert darauf, dass sie ihre neue Aufgabe als Privatfrau übernimmt.
Nun steht der große Rahmen des Marktes. Wunschtermin ist das Wochenende 10. und 11. Dezember mit dem Sonntag (3. Advent) als Haupttag. Deshalb hatte Simone Meister bereits alle Lautertaler Vereine gebeten zu prüfen, ob und welche Programmbeiträge geleistet werden können. Die Palette der Möglichkeiten geht dabei von der Leistung von Helferstunden über das Anbieten lokaltypischer Speisen bis hin zur Vorstellung der eigenen Aktivitäten. Weiteren Ideen sind keine Grenzen gesetzt. Wer noch Interesse bekunden möchte oder Informationsbedarf hat, kann sich nach wie vor an Frau Meister wenden. Dabei soll unbedingt ihre E-Mail-Adresse beim Verschönerungsverein genutzt werden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .(ppp)

Belzniggel oder Pelznickel? Eine Symbolfigur ist Namenspate in Reichenbach

Reichenbach. Wer Odenwälder Dialekt spricht, der kennt den Bensniggel. Oder heißt er doch Pelznickel? Oder Belzniggel? Thomas Maul, Schriftführer der APEG, brachte ihn jedenfalls im Regionallabor als Namenspaten für den ersten Lautertaler Regio-Markt ins Gespräch. Dieser soll dieses Jahr am dritten Advent seine Premiere erleben.
Maul erläuterte, dass die Herkunft des Begriffes nicht abschließend geklärt sei. Die Silbe „Pelz“ oder „Belz“ könne darauf hinweisen, dass der „Nickel“ mit einem Pelz oder mit Stroh, also „in Binsen“, gewandet gewesen sei.
Mit verschiedenen Online-Lexika ist er sich einig, dass „Nickel“ eine Ableitung oder Abkürzung des Namens Nikolaus ist. Womit wir beim wohltätigen Bischof Nikolaus von Myra wären, dem Namensgeber des Weihnachtsmannes.
Das „Belz“ im Namen leiten der Duden und die Online-Enzyklopädie Wikipedia von dem westmitteldeutschen Begriff „pelzen“ ab, der für (durch)prügeln steht. Das passt zu der mit einer Rute bewaffneten Figur, die auch schon mal unartige Kinder züchtigt. In der Figur des „Pelznickel“ vereinigen sich die Personen des beschenkenden Sankt Nikolaus und der seines für die Bestrafung zuständigen Knechtes Ruprecht.
Die Online-Ausgabe der Zeitung „Rheinpfalz“ berichtet, dass sich die Protestanten im Zeitalter der Reformation von der Heiligenverehrung der katholischen Kirche lossagen wollten. Reformator Martin Luther habe sogar den Weihnachtsmann und den Nikolaustag ganz abschaffen wollen.
Seine Anhänger wollten aber auf den schönen Brauch der Bescherung durch den Weihnachtsmann nicht verzichten und ersetzten Sankt Nikolaus durch den Pelznickel. Die Rheinpfalz schreibt diesen Schachzug den Pfälzern zu. Der Verfasser dieser Zeilen ist sich dagegen sicher, dass er ein Produkt aus Odenwälder Pragmatismus und Kreativität ist. Genau wie der Lautertaler Belzniggelmarkt. (ppp).