Beim DRK-Kreisverband wurde mit Sebastian Engelbrecht der letzte Zivildienstleistende verabschiedet. Eine vier Jahrzehnte währende Tradition ging zu Ende.
Ein in sozialen Einrichtungen viel diskutiertes Thema war in diesem Jahr die mittlerweile erfolgte Aussetzung der Wehrpflicht, die das vorläufige Ende des Zivildienstes bedeutete. Seit 1971 leisteten insgesamt 863 junge Männer ihren Zivildienst beim Bergsträßer DRK. Im Dezember 2010 traten die beiden Letzten ihre Stellen im Bereich Soziale Dienste an. Sebastian Engelbrecht war einer von ihnen. Als sein Zivildienstvertrag im Mai regulär auslief, entschloss sich der 20-Jährige diesen um sechs Monate zu verlängern. Nun nahm er das Angebot des DRK an, als Hauptamtlicher im Kreisverband zu arbeiten. „Besonders der Kontakt zu unseren Hausnotruf-Kunden macht mir sehr viel Spaß. Man lernt viel von den Menschen und hat immer wieder die Möglichkeit zu helfen", erklärte Engelbrecht seine Beweggründe. Zum Ende seiner Dienstzeit dankten ihm die Verantwortlichen des DRK-Kreisverbandes für seinen engagierten Einsatz und bedauerten das Ende einer Tradition. „In den vergangenen vierzig Jahren sind dem DRK zahlreiche Zivildienstleistende als Mitarbeiter erhalten geblieben. Diese Art der Personalgewinnung wird es in Zukunft nicht mehr geben", erklärte Kreisgeschäftsführer Ulrich Bergmann.
Aktuell können die seit dem Ende des Zivildienstes vakanten Stellen im Rahmen des sogenannten „Bundesfreiwilligendienstes aller Generationen" (BFD) besetzt werden. Allerdings war mit Florian Weber seit August lediglich ein Bundesfreiwilliger im DRK-Rettungsdienst aktiv. Beim DRK-Fachbereich Freiwilligendienste des Odenwaldkreises, der auch die Bergstraße betreut, ist die Nachfrage nach FSJ-Stellen seit dem Ende des Zivildienstes stark gestiegen. Für den BFD interessieren sich dagegen auch einige Monate nach der Einführung des neuen Bundesdienstes nur sehr wenige. „Während der Zivildienst als „Arbeitseinsatz" der jungen Männer deklariert war, wird der BFD heute offiziell als „Lerndienst" bezeichnet ", erklärte Thomas Peppler. Dieses Angebot stünde zwar im Gegensatz zum früheren Ersatzdienst beiden Geschlechtern und allen Altersklassen offen, so der DRK-Ausbildungsleiter. „Gerade das macht aber die Bewerbung des BFD in der Öffentlichkeit so schwierig: das Thema ist sehr komplex und der Ablauf des Dienstes schwer zu vermitteln", ergänzte Peppler. Hinzu käme nach Ansicht des ehemaligen Zivildienstbeauftragten, dass die Zivis sich einst eigenständig um eine Stelle bemühen mussten, Interessierte am BFD heute aber geworben werden müsse. „Offen bleibt, wie der Kreisverband die vakanten Stellen zukünftig besetzen kann. Die Zivildienstleistenden waren in den letzten Jahrzehnten eine große Stütze im Bereich Soziale Dienste", so DRK-Bereichsleiter Christian Pachner. Als Hans-Joachim Brückner noch auf der Kreisgeschäftsstelle aktiv war, hatten die Verantwortlichen solche Sorgen nicht. „Die sozialen Einrichtungen an der Bergstraße konnten sich oftmals unter mehreren hundert Personen ihre Zivis aussuchen", erinnerte sich der ehemalige Beauftragte für den Zivildienst, der diese Funktion 31 Jahre lang innehatte. Zeitweise hatte nahezu die Hälfte des Rettungsdienstpersonals direkt vor der hauptamtlichen Beschäftigung den Ersatzdienst beim DRK geleistet.