Menschen zweier Mittelgebirgslandschaften: Ourewäller Knoarzköpp und die Erfinder des Sprichworts "Not macht erfinderisch“

Diese Seite ist noch nicht fertig! "Immer einen Kittel kälter" ist  es auf der Schwäbischen Alb (durchschnittliche Jahrestemperatur 4-7 °C, im Odenwald 5-14 °C). Das hinderte mich jedoch nicht daran, meinen Jahresurlaub dort zu verbringen. Urlaub in Deutschland ist seit Corona beliebt wie seit Jahrzehnten nicht mehr - für mich aber schon seit langem immer wieder interessant! Ruhrgebiet (ja - richtig gelesen!), Eifel und sächsische Schweiz waren für uns schon Urlaubsziele, und dieses Jahr nun die Schwäbische Alb.

Sinn für Humor: Stein mit Mütze und Gesicht in der charakteristischen Heidelandschaft, auch Driesch oder Driescher genannt


Dort fielen mir viele Gemeinsamkeiten mit meinem Heimatgebirge Odenwald auf, aber auch einige Unterschiede.
Karges Leben charakterisierte die Menschen hier wie dort. Die Landschaft ist rauh, die Böden meist wenig fruchtbar. Im Odenwald herrscht auf den waldfreien Flächen vorwiegend Viehbeweidung (Pferde und Rinder) und Streuobstwiese vor, auf der Schwäbischen Alb hat sich in jahrhundertelanger Schafbeweidung die typische Driescherlandschaft herausgebildet. Der Artenreichtum ist dort entsprechend wesentlich größer.
"Viel Steine gabs und wenig Brot" steht als Motto im Vorwort eines schwäbischen Kochbuchs von der Alb, und dieses Motto kann auch für die Odenwälder gelten. "Mir mache aus nix aa noch ebbes" hieß es im Odenwald. Die Rezepte ähneln sich - schauen Sie nur mal in den Dibbezauber (auf www.dblt.de - Kulinarisches).
Während aber die Odenwälder lange Zeit mit dem, was sie hatten zufrieden waren, wurden die Schwaben von einer Vision angetrieben: hier wurden im Zuge der Industrialisierung unzählige wichtige Erfindungen gemacht, die unsere moderne Industriegesellschaft nicht missen möchte.
WMF, Bizerba, Osram, Bosch, Wirkmaschinen für die Textilindustrie, Papiermaschinen, in jedem Ort auf der Alb entdeckt man bekannte Namen.
Aber hat der Odenwald nicht auch seine Industriezentren, seine Erfinder und seine Manufakturen? Wikipedia führt die Rubrik "Wirtschaft" nicht einmal auf. Dabei sind die ursprünglichen Mühlenstandorte Breuberg-Sandbach (Veith-Pirelli, Metzler, Odenwald-Konserven), Weinheim und Reichelsheim (Freudenberg), Michelstadt-Steinbach (Mühlhäuser, Howard Rotavator)  heute noch sehr lebendige Industriezentren, Koziol in Erbach verzeichnet wichtige Erfolge in der Kunststoffverarbeitung, ebenso Resopal in Nieder-Ramstadt. Auch die Steinindustrie hat im Odenwald überall Zeichen hinterlassen. Farben von Caparol (Nieder-Ramstadt) sind weltberühmt. Zu den noch aktiven Industriezentren kommen hier wie dort die unzähligen früheren Fabrikstandorte. Das Ende der Industrialisierung brachte mehr Ruinen mit sich als die Antike. Heute wenden sich beide Regionen verstärkt dem Tourismus zu.
Auf den Seiten der Route der Industriekultur Rhein-Main finden sich spannende Workshops für Jugendliche, die in die industrielle Fertigung schnuppern möchten: zum Beispiel "Wir bauen einen Raketenwagen". Aktuell findet eine Reihe zum Thema "Kleidung, Freiheit, Identität" statt. Ein Thema, das einen Bogen von der Wirtschaftsregion Rhein-Main und Odenwald schlägt zur Schwäbischen Alb, wo unzählige Betriebe - von der Heimarbeiterin am Küchentisch bis zur Wirkwarenfabrikation - existierten. Denn auf der Schwäbischen Alb ist es immer einen Kittel kälter... 

Info: Route der Industriekultur auch: https://www.krfrm.de/aktuelles/ und http://www.krfrm.de/projekte/geist-der-freiheit/veranstaltungen/#search-on

Ein Vergleich:

 
  Schwäbische Alb Odenwald
Höhe über NN bis auf über 1000m 200-630m
Größe ca 200 x 40 km ca 50 km2
durchschn. Jahrestemperatur 4-7 °C   5-14 °C 
Geologie entstanden im Jura, vor ca. 200 Mio Jahren. Kalkstein, zahlreiche Höhlen und unterirdische Flußläufe entstanden im Karbon, vor ca. 380 Mio Jahren. Von West nach Ost Granit, Buntsandstein, Muschelkalk
Schollenrand Albtrauf im Nordwesten, 400m Hang Bergstraßenrand im Westen, max. 400m Hang
     

 

Weitere Kapitel folgen:

  • Ausflugstipps (Fotos CC und MM dürfen nicht verwendet werden)
  • Erfinder - Kabelbinder Spaxschrauben & Fischerdübel - was wären wir nur ohne?
  • Wasser: die Hülen

Lesen Sie auch:

Reinheimer Knöpfe
Des Kaisers neue Kleider oder die Zunft der Linneweber
Von Schäfern und Wölfe

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Notizen...


Campus Galli
karolingische Seilerei in Campus Galli nur bedingt historisch: aus sicherheitsgründen darf im Bau nur Seil mit Kunstfaseranteil eingesetzt werden
Es sind zwar viele Artefakte erhalten, aber der Herstellungsprozeß ist selten dokumentiert.
Scheune 11x21,5 m, für das Dach 5 ha Roggenstroh!
Dreifelderwirtschaft
Herzgespann + Mispel
Grundriß große Klosterkirche
Wolfsangel (Scheune im Stammholz)
Sonnenuhr am Glockenturm
Stallfenster Drechslerstation
Imkerstation.

Wikipedia: Auf der Schwäbischen Alb existieren heute noch etwa 200 Hülen,[16] die meisten davon im Bereich der östlichen Alb. Die noch vorhandenen sind aufgrund ihrer wertvollen Tier- und Pflanzenwelt meist besonders geschützt, sie gelten als Naturdenkmäler (Feldhülen) beziehungsweise Kulturdenkmäler (Dorfhülen). Ein eindrucksvolles Beispiel einer Hüle befindet sich in Römerstein-Zainingen. Sie ist natürlichen Ursprungs und gilt als größte Hüle auf der Schwäbischen Alb. Eine weitere bekannte Hüle ist die Ascher Hüle. Auch einige Gemeinden und Weiler auf der Alb tragen davon ihren Namen, unter anderem Berghülen, Breithülen, Hülben, Hülen, Hohenhülen und Tiefenhülen.