Das Freilichtlabor Lauresham in Lorsch ist ein 1:1-Modell auf 4,1 Hektarfläche und zeigt einen idealtypischen grundherrschaftlichen Zentralhof des 8./9. Jahrhunderts. Hier läßt sich nicht nur Geschichte erleben, es wird auch geforscht. So werden hier die mittelalterlichen Arbeitstechniken der Wölbäcker erprobt und eine Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerrindes angestrebt.
Auf dem Herrenhof wurde sogenannte agrarsklavistische Landwirtschaft mit kasernierten Arbeitskräften betrieben, die Arbeit wurde von einer Stelle die alles koordinerte, täglich neu vergeben an Männer und Frauen. Das Herrenhaus heißt Sala und ist mit Schindeln aus Lärchenholz verkleidet. Für normale Häuser üblich war Obstbaumholz, Lärchenholz ist das härteste Nadelholz. Für statisch wichtige Gebäudeteile wurde Eichenholz verwendet. Besonderes Merkmal waren Fenster aus Pergament, diese wurden durch Leinöl transparent.
Festtafel im Herrenhaus: Der Hausherr war auch für die Kultur zuständig, er spielte die Leier und kannte alle Epen mündlich auswendig. Lesen Sie dazu auch: Lauresham: „12 Monate im Herrenhof“
Der Sohn eines Unfreien konnte gesellschaftlich nur aufsteigen, wenn er vom Herrn verlangte ihn für das Mönchleben freizugeben. Piraten und Räuber wurden die drittgeborenen Söhne, die beim Erbe leer ausgingen (keine Erbteilung!) und weder zum Militär noch ins Kloster konnten.
Kommen Sie mit mir auf Fotosafari in Lauresham:
Verschiedene Häuser gruppieren sich um das Herrenhaus. Der Schmied hatte seine Werkstatt in einem Grubenhaus.
Der Werkzeugkasten von Maastermu - die Werkzeuge wurden im Moor gefunden. Der älteste Eisennachweis stammt übrigens aus dem Odenwald. Dorther wurde auch die zum Schmieden erforderliche Holzkohle bezogen.
Hier kann man sich sogar selbst handwerklich betätigen... Die Schmiede hatte eine Außenesse um die Hufe von Pferden beschlagen zu können.
Für den Schleifstein gibt es nur einen einzigen Beleg aus der Karolingerzeit vom Bührer Berg Fritzlar.
Die Gänse bewachen den Weingarten und fressen Unkraut. Gänse mögen keine Trauben (Gänsewein!) und kein Weinlaub. Im Weingarten verschiedene Rebsorten, damit es immer einen Ertrag gibt. Die alten Sorten werden in Geisenheim rekultiviert und entschlüsselt, bis zu den alten Römern. Angebaut wird in Lauresham in Mischkultur, es kann daher kein sortenreiner Wein gekeltert werden.
Flechtzäune schützen die Gartenbeete und andere Bereiche, wo das Federvieh nicht hinsoll...
Die Schilfdächer der Häuser müssen steil sein, damit das Wasser gut abläuft. Nur die obersten 3 cm der Schilfdeckung sind feucht.
Der Lehmbau mußte durch Handwerker aus Lettland gemacht werden, da es zur Zeit des Aufbaues in Deutschland keine einheimischen Handwerker mehr gab, die die entsprechenden Kenntnisse hatten. Inzwischen hat sich das geändert. Gülle und Kuhfladen ergeben übrigens besonders streichfähigen Lehm.
Die Kelter hat ein Dach aus Birkenrinde (aus Lettland), Birkenpech ist der stärkste steinzeitliche Klebstoff, konnte bisher experimentalarchäologisch noch nicht hergestellt werden.
Einer der beiden Zugochsen, Darius oder David...
Die Getreidegarben wurden in der Scheune gelagert und bis Mai täglich gedroschen.
2015 erprobte man in Lauresham erstmals den Flachsanbau. Lesen Sie auch Lorscher Tabakacker: Das Projekt in der Stadt des Tabaks und Lorscher Freilichtlabor: Anbau alter Getreidesorten
Sauwohl fühlen sich die Schweine in Lauresham: Weideschweine sind für die Rodung wichtig, sie halten die Flächen frei.
Hütehunde bewachen die Herden und lassen niemanden an sie heran.
Marieta Hiller, 2012-2021