Laßt euch von Kieselbart erzählen:
Überall in Deutschland huschen durch die ausgedehnten Waldgebiete seltsame Wesen: hier schnürt ein Luchs durchs Unterholz, mit Augen wie Wagenrädern, die unheimlich aus dem Dunkel leuchten. Dort verschmilzt ein schwarzer Wolf mit der Finsternis hinter grünen Blättern, nur ein Schemen. Rot leuchtet ein Waldpilz aus dem Laub, und das Reh zeigt sich - argwöhnisch und vorsichtig - am Waldessaum. Doch wen man meist nicht sieht, das sind die Angehörigen unseres Kleinen Volkes. Wichtel, Kobolde, Zwerge, Elfen....
Doch sie sind da: im riesigen Kellerwald in Nordhessen gibt es sogar ganz besondere Wesen: die Boggels.
„Prof. em. Dr. Zundermann hat mehr als 30 Jahre intensiv über Boggels geforscht. Der Boggel muss ein urtümliches Mischwesen, teils Pflanze, teils Tier sein. Große alte Buchenwälder sind sein Lebensraum. Durch die zunehmende Gefährdung dieser Wälder schienen auch die Boggels beinahe ausgestorben. In den Buchenwäldern des Nationalparks Kellerwald-Edersee hat hier möglicherweise ein letztes Volk überlebt.“ So steht es im schlauen Internet zu lesen: www.nationalpark-kellerwald-edersee.de. Ja ja, die Wissenschaftler... Natürlich könnte ich euch jetzt genau erzählen, wer die Boggels sind, wo sie herkommen, was sie machen und wie man sie zu Gesicht bekommen kann. Aber das tue ich nicht. Das müßt ihr schon selbst herausfinden. Am besten geht das, wenn ihr den nächsten Urlaub mal für eure Eltern und euch selber plant und in den Kellerwald und zum Edersee fahrt. Dort könnt ihr nicht nur Boggels entdecken (ein kleines bißchen verrate ich euch doch: schaut mal im NationalparkZentrum Kellerwald vorbei! Dort findet ihr spannende Erlebnisse rund um den Wald - und ihr werdet vielleicht die Boggels sehen...
Gleich beim Kellerwald ist übrigens der Edersee, wo ihr Schwimmen, Dampfer fahren, Sommerrodelbahn und Maislabyrinth besuchen, den Kletterwald erkunden, Draisinenbahn, Seilbahn und Standseilbahn fahren, in den Wildtierpark zu den Wölfen gehen - die heulen übrigens jeden Sonntag pünktlich um 8 Uhr, auf dem TreeTop Walk (Baumwipfelpfad) balancieren, einen Fledermauslehrpfad und tausend Sachen mehr erleben. Eure Eltern könnt ihr ruhig auf dem Urwaldsteig oder auf dem Knorreichenstieg wandern lassen. Aber zurück zum Kellerwald: ich wollte euch ja vom tiefen geheimnisvollen Wald erzählen.
Der Kellerwald hieß eigentlich früher Köhlerwald, weil in ihm viele Köhler ihre Meiler hatten. Die schwarzen Männer, wie ihr Menschen sie auch genannt habt, lebten einsam und auf sich gestellt mitten im Wald, fällten Buchen und ließen sie im Kohlenmeiler zu Holzkohle werden. Die brauchten die sieben Zwerge: denn die lebten hier ganz in der Nähe - gerade dort, wo ihr heute das Dörfchen Bergfreiheit finden könnt! Die sieben Zwerge arbeiteten tief unten im Berg, holten Erz heraus. Tag für Tag schufteten sie zwölf Stunden in der Finsternis, bekamen dafür gerade einmal sechs Albus an jedem Tag, wofür man heute nicht mal mehr einen Kaugummi aus dem Automaten ziehen könnte.
Die Holzkohle der Köhler brauchten sie, um im Rennofen reines Eisen aus dem Erz rinnen zu lassen. Denn mit Holzkohle kann man es sehr sehr heiß machen, und nur wenn es heiß genug ist - fast so heiß wie in der Hölle, wo des Teufels Großmutter die drei goldenen Haare hütet - nur dann rinnt das Eisen aus dem Erz.
Ob die sieben Zwerge in Bergfreiheit auch ein Schneewittchen hatten, wollt ihr wissen?
Ja, natürlich! Die geheimnisvolle Schöne, die hinter den sieben Bergen lebte, gab es hier wirklich. Schaut nur einmal vorbei! In uralten Büchern könnt ihr nachlesen, daß es nach dem dreißigjährigen Krieg nur zwei Schichten Bergmänner und ein Weib an Überlebenden in Bergfreiheit gab. Wer anders als Schneewittchen und zweimal sieben Zwerge sollten das wohl gewesen sein?
Der Kellerwald gehört zu einem viel größeren Wald: zu Buchonia - so nämlich ist der alte Name für Hessen. Allüberall gab - und gibt es noch - mächtige Buchen mit rauschenden Wipfeln und starken Stämmen, ja einen Urwald gar gibt es voller Buchen! Und Buchenwälder, in denen man noch längst vergangene Spuren der Menschen finden kann: dort wurden früher jedes Jahr die Stangen geschnitten: dünne Stämme, die man zum Bauen oder Heizen brauchte. Der Baumstumpf aber - wie im Märchen - trieb wieder aus, und bald wuchsen neue Stämme heran. Das nennt man Hackwaldbau. Auch einen Hutewald gibt es hier: wo glückliche Schweine sich an saftigen Eicheln und Bucheckern gütlich tun. Das alles könnt ihr im „Buchenblatt“ nachlesen, der Zeitschrift des Nationalparks, oder im Fagutop (Fagus = lat. Buche) bei Hemfurt - gleich beim Wildtierpark - entdecken. Hier findet ihr alles für große und kleine Baumfreunde und könnt alles selbst erforschen und probieren. Aber am schönsten sind Entdeckungen doch draußen im Wald!
Man sieht sich dort - zwischen den dicksten Buchenstämmen, unter einem grünen Moospolster, gleich links neben dem größten Pilz!
Euer Kieselbart!
Broschüren mit Tipps für Museen, Kabinette, Burgen, Schlösser des NVV (Nordhess. Verkehrsverbund) kann man beziehen über www.edersee.com. Dort findet man auch Ferienwohnungen, Campingplätze, Urlaub-auf-dem-Bauernhof und Gasthäuser der Region.
Weitere interessante Websites: www.nationalpark-kellerwald-edersee.de und www.nationalpark-kellerwald-edersee.de/de/4kids/boggelpedia/ www.urwaldsteig-edersee.de
www.kletterpark-edersee.de
www.geopark-waldeck-frankenberg.de
www.waldecker-land.de
www.baumkronenweg.de
www.nvv.de
www.eder-draisine.de
www.ausstellung-edersee.de
www.hutewald-basdorf.de
Fledermauspfad
www.bergfreiheit.de Bombardierung der Staumauer www.ausstellung-edersee.de
Marieta Hiller