Reichenbach. Ein Stein des Anstoßes im wahrsten Sinn des Wortes ist ein etwa ein Meter langes ehemaliges Werkstück der Römer. Auf diesen Stein stieß, wie Arndt Rettig, Mitarbeiter vom Felsenmeer-Informationszentrum (FIZ), berichtet, die Gärtnerkolonne um Christina und Eberhard Mößinger bei ihren Verschönerungsarbeiten am Rathaus. Die Überraschung war groß. Die Frage stellte sich, was hatte dieser Findling hier am Rathaus verloren? Woher kommt er? Arndt Rettig, der zufällig vorbeikam, vermutete kühn, dies könnte noch ein Stück vom „Regenbogenstein“ sein. Aber das war pure Spekulation.
Das Ehepaar Mößinger beschloss, das Rätsel zu lösen. Wenn dies gelänge, wollten sie dazu eine kleine Infotafel aufstellen. Bürgermeister Heun gab sofort grünes Licht. Arndt Rettig machte sich daran, den Ursprung des Steins herauszufinden. Dass er aus dem Steinbruch „Schnapsloch“ kommt, konnte vermutet werden. Dass er mit dem Regenbogenstein, der heute am Infozentrum liegt und im Laufe der Zeit schon von „da nach dort gewandert“ ist, war möglich. Dass es sich bei dem ausgegrabenen Stein um ein vor ca. 1700 Jahren bearbeitetes römisches Werkstück handelt, das war ziemlich sicher.
So hat Rettig in Unterlagen „gegraben“, die Ergebnisse zu Papier gebracht, passende Fotos hinzugefügt und Text und Bild zusammen mit seiner Frau Ursula in informativer und ansprechender Form dokumentiert. So ist dort zu lesen, dass das Werkstück vor rund 1700 Jahren von römischen Steinmetzen bearbeitet wurde. Auf der Oberseite des Steines haben die Römer eine Rinne oder Nut eingearbeitet. Ansätze von Keiltaschen sind ebenfalls zu erkennen. Damit habe das Fundstück eine große Ähnlichkeit mit dem „großen Bruder“, dem 10 Meter langen Regenbogenstein, der jetzt am FIZ ausgestellt ist. Dieser hatte einst an derselben Stelle hinter dem neuen Rathaus gelegen.
Gemeinsam wurde die von Mößingers gestiftete attraktive Infotafel einbetoniert und aufgestellt. Bei einer kleinen Einweihung waren die Beteiligten sowie Heidi Adam vom Felsenmeer-Informationszentrum und der 1. Vorsitzenden der Lautertaler Gemeindevertretung Helmut Adam anwesend. Auch Bürgermeister Heun fand die Aktion gut, denn sie mache deutlich, dass allein die einmaligen römischen Werkstücke im und um das Felsenmeer einen nicht hoch genug zu schätzendes Kulturgut für die Gemeinde bedeuten. Wer nun wissen will, woher der Stein kommt und der Steinbruch „Schnapsloch“ seinen Namen hat, findet am neuen Informationspunkt die Antwort.
Auch an den tragischen Jagdunfall, von dem der „Lampertstein“ erzählt, wird erinnert, zumal der Gedenkstein in der Nähe des alten römischen Steinbruchs zu finden ist. Wer nun Lust auf einen Besuch des Felsbergs und des Felsenmeers bekommt, kann gleich vom Infopunkt aus starten. Übrigens, unweit vom Stein am Rathaus steht auf dem Marktplatz der blechern-grimmige Hagen. Am Fuße des Felsenmeeres plätschert die Siegfriedsquelle, wo bekannter Weise ein gemeiner Mord geschehen ist. Im Felsenmeer-Informationszentrum gibt es dazu entsprechende Antworten.
koe /Bilder: Eberhard Mößinger