Wie wurden Menschen früher vor nahenden Kriegen oder anderen Katastrophen gewarnt? Im Odenwald gab es dafür ein ganzes Signalnetz an sogenannten Lärmfeuern, zu denen auch die „Signaltannen“ gehörten. In Wenschdorf-Reichartshausen bei Miltenberg erinnert eine neue Tafel des Geo-Naturparks an der dort 2023 gepflanzten Signaltanne an diese Form der Informationsübertragung. Die Tafel wurde am 11. Juni offiziell eingeweiht.

Auf den höchsten Bergen des Odenwaldes, wo heute häufig Sendemasten stehen und im Notfall dazu beitragen, dass wir über Katastrophen informiert werden, gab es früher ein Netz an Signalstellen wie „Signaltannen“ oder Holzstapel, die brannten. Dabei steht der Begriff „Signaltanne“ stellvertretend für Bäume verschiedener Arten, welche die Menschen für diesen Zweck pflanzten.

In Wenschdorf-Reichartshausen handelte es sich ursprünglich um eine 14 Meter hohe Kiefer, die 300 Jahre alt wurde und bis in die 1980er Jahre stand. Herrmann Farrenkopf, der sich gemeinsam mit seinem ehemaligen Grundschullehrer des Themas annahm, erinnert sich noch genau, dass sich bis zu zehn Kinder an den Händen fassen mussten, um den ganzen Stamm des mächtigen Baumes zu umfassen. Nachdem die alte Kiefer gestorben war, pflanzte Farrenkopf in der Folge vier neue Kiefern und eine Schwarzkiefer, die jedoch alle entweder der Trockenheit oder anderen Umwelteinflüssen zum Opfer fielen. 2023 entschied man sich daher für eine Douglasie, die als besonders klimaresistent gilt.

„Signaltannen“ gab es in Wenschdorf-Reichartshausen von der Zeit des 30-jährigen Krieges bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Um deren Baumkrone waren zwei Eisenringe befestigt, an denen bei Bedarf ein brennender Pecheimer mit einem Seil hochgezogen wurde. Der obere Ring diente vermutlich zur Befestigung der Fackel. Der aufsteigende Rauch oder das Feuer war ein weithin sichtbares Alarmzeichen für die Einwohner der fernab gelegenen Ortschaften, besonders bei Kriegsgefahr. Frühzeitig gewarnt konnten sich die waffenfähigen Männer an Sammelplätzen formieren. Auch gewannen die Bewohner mit diesem Warnsystem Zeit, um sich in den Wäldern zu verstecken.

Zu den Aufgaben des Geo-Naturparks gehört es neben der Geologie und Natur auch über die Geschichte, die Traditionen und das Leben der Menschen in früheren Zeiten zu informieren, um dieses Wissen für zukünftige Generationen lebendig zu halten. Daher hat der Geo-Naturpark gemeinsam mit der Stadt Miltenberg unter Mithilfe von Herrmann Farrenkopf diese Tafel errichtet.

Quelle:

https://geo-naturpark.net/pressemeldungen/baum-statt-warn-app-neue-tafel-des-geo-naturparks-informiert-uber-katastrophenwarnung-in-fruheren-zeiten/

Foto: Ulrike Ackermann