Normaler Weise wird Kohl jedes Jahr neu gepflanzt, denn es handelt sich um 2-jährige Pflanzen. Sie können zwar überwintern, aber im zweiten Jahr „schießen“ sie, d.h. Blüten- und Samenstände werden ausgebildet. Anders beim Ewigen Kohl (Synonyme: Ewiger Baumkohl, Strauchkohl, Tausendköpfiger Kohl u.a.): Es handelt sich hier um einen Blattkohl, der einem langen Stängel (ähnlich Rosen- oder Grünkohl) ausbildet, aber nie bzw. nur ganz selten zur Blüte kommt. Die Vermehrung geschieht ausschließlich vegetativ, also über Stecklinge oder Absenker. Je nach Sorte hat er unterschiedlich farbige Blättern: grün (‘Daubenton’s Green‘), grün-blau, blau-violett (‘Taunton Deane‘), panaschiert weiß-grün gestreift (‘Chou de Daubenton panaché‘, ‘Variegata’). Somit ist er nicht nur etwas für den Gemüsegarten sondern macht auch eine gute Figur im Staudenbeet.

Foto: M. Hiller, Bauerngarten im Freilichtmuseum Kommern

Herkunft und Ansprüche:
Über die Herkunft und die genaue botanische Bezeichnung ist man sich noch nicht sicher. Vermutlich stammt er von den englischen Kanalinseln (Jersey). In der Eifel ist er schon lange bekannt, dorthin kam er aus dem angrenzenden Belgien. Botanisch wird der Ewige Baumkohl als Brassica oleracea var. Acephala (zu dem auch die Zierkohle gehören) oder Brassica oleracea var. ramosa bezeichnet.
Er liebt gemäßigtes Klima, allerdings werden Sorten des Ewigen Baumkohls auch in den Subtropen angebaut. Andere Sorten ertragen problemlos Winterkälten zwischen -10 und -15°C. Ein interessantes Potential in Zeiten des Klimawandels!

Für kleine und große Haushalte geeignet:
Ein weiterer Vorteil des Ewigen Kohls ist sein langes Erntefenster und dass man ihn blattweise nach Bedarf ernten kann. Damit eignet er sich zur Versorgung eines Ein-Personen-Haushaltes genauso gut wie für eine ganze Familie. Grundsätzlich kann man ganzjährig ernten, die beste Erntezeit ist jedoch vom späten Frühling bis zum Frühsommer und dann wieder ab November. Nach der Pflanzung im Frühling können bereits im gleichen Sommer die ersten Blätter geerntet werden, während die Haupternte erst im Herbst ist. Pflanzt man nach dem Juni, erntet man zum ersten Mal im Herbst. Für eine kleine Familie sollten 3 ausgewachsene Baumkohl-Pflanzen für eine Selbstversorgung ausreichen.

Hochbinden – ja oder nein?
Ewiger Kohl wird als „Baum“ gezogen, indem man die Seitentriebe aberntet und ihn an einem Stock aufbindet. Dann kann er 1 m und höher werden. Alternativ kann er auch als „Busch“ kultiviert werden, dann wird er regelmäßig auf ca. 30 cm zurückgeschnitten und ggf. etwas zusammengebunden (wie bei Stauden), damit er nicht „umfällt“. Bei letzterer Form verzweigt er sich stärker und herunterhängende Triebe bewurzeln sich bei Erdkontakt. Dies nutzt man auch bei der Permakultur, indem man ihn nicht zurückschneidet oder hochbindet, sondern einfach ohne Stütze wachsen lässt und nur nach Bedarf erntet. So entstehen automatisch viele Absenker und der Eindruck, dass er „ewig“ wächst. Tatsächlich ist die Lebensdauer auf 5 bis 10 Jahre begrenzt. Spätestens wenn die Wüchsigkeit nachlässt, sollte man Stecklinge machen und diese dann an einen anderen Standort pflanzen.

Wie und wo wird gepflanzt?
Im Hinblick auf die sehr sonnenintensiven Sommertage der letzten Jahre wäre ein halbschattiger Standort am günstigsten. Im Gemüsegarten pflanzt man ihn bei „Baumkultur“ wie andere Kohlarten auch im Abstand von 30-35 cm in der Reihe und 50 cm Reihenabstand. Wird er mehr buschig gezogen, braucht es etwas mehr Abstand in der Reihe. Dabei werden die Jungpflanzen tief gepflanzt (2-4 Blattachselknospen mit einpflanzen). Das fördert die Ausbildung eines kräftigen Wurzelsystems und gibt der Pflanze halt. Soll eine Baumform gezogen werden, wird gleich ein Pfahl gesetzt, an dem der Kohl-„Stamm“ während des Aufwachsens im Abstand von 30- 50 cm festgebunden wird. In den ersten 2 Jahren sollte man in rauen Lagen im Winter den Wurzelballen und die Triebbasis durch Mulchabdeckung (z.B. Herbstlaub) vor Erfrierung schützen.

Nährstoff- und Wasseransprüche:
Auch der ewige Kohl ist ein Starkzehrer. Daher sollte man jedes Jahr ca. 4 l Kompost / m², verteilt auf 2 Gaben im Frühjahr und Frühsommer, ausbringen. Auch braucht er zur Ausbildung hoher Blattmassen entsprechend viel Wasser. Doch er ist anpassungsfähig: Bei Trockenheit oder sehr kargen Bodenverhältnissen wächst er einfach weniger und bildet kleinere Blätter aus.

Was ist beim Ernten zu beachten?
Geerntet werden beim Ewigen Kohl nur die einzelnen Blätter, und zwar zuerst die jeweils untersten. So bildet sich nach und nach ein „Stamm“ heraus. Beim Ernten reißt man das Blatt mit leichter Drehung nach unten ab, um ein Ausreißen der Blattachseln in den Trieb hinein zu verhindern. Dabei sollten der Pflanze während der Vegetationszeit immer 5-6 Blätter bleiben, über den Winter sogar 8 Blätter.

Wo bekommt man ihn her?
Da Ewiger Kohl keine Samen ausbildet, muss man sich eine Jungpflanze besorgen. Üblicher Weise geschieht dies entweder durch die Weitergabe eines Stecklings aus dem Bekanntenkreis oder auf Gartenmärkten, wo Gärtnereien und Gartenfreunde Spezialitäten, Raritäten und Liebhabersorten anbieten. Fündig wird man auch oft bei Staudengärtnereien, die sich auf Wild- und Küchenkräuter spezialisiert haben, wie z.B. Bioland-Gärtnerei für Kräuter und Wildpflanzen Strickler, Alzey, Bio Gärtnerei Christian Herb, Kempten, Rühlemann’s Kräuter und Duftpflanzen und viele weitere, die Sie im Internet finden.
    
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!     www.Gartenakademie.rlp.de