Aktuelle Mitteilung:

Der Kreis Bergstraße stellt gemeinsam mit dem Kreiskrankenhaus Bergstraße und der Gewaltambulanz Heidelberg mit dem Projekt „Schnelle Hilfe nach Vergewaltigung“ ein wichtiges Hilfsangebot für Menschen bereit, denen sexualisierte Gewalt widerfahren ist. Hier können sich Opfer einer Vergewaltigung medizinisch versorgen und Spuren für eine eventuelle spätere polizeiliche Anzeige sichern lassen. Dadurch kann Klarheit über das Geschehene geschaffen werden, ebenso wie Rechtssicherheit, falls es zu einem gerichtlichen Verfahren kommt.
„Schnelle Hilfe nach Vergewaltigung“ erhalten Sie rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche im Kreiskrankenhaus Bergstraße. Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.kreis-bergstrasse.de/hilfenachvergewaltigung

Gesundheitsdezernentin Diana Stolz wirbt mit Kooperationspartnerinnen für das Projekt „Schnelle Hilfe nach Vergewaltigung“: Wer Opfer einer Vergewaltigung geworden ist benötigt schnelle und unkomplizierte Hilfe. Der Kreis Bergstraße hat daher vor zwei Jahren gemeinsam mit dem Kreiskrankenhaus Heppenheim und der Gewaltambulanz Heidelberg am Universitätsklinikum Heidelberg das Projekt „Schnelle Hilfe nach Vergewaltigung“ ins Leben gerufen. Damit wird es betroffenen Frauen und Männern ermöglicht, sich nach einer Vergewaltigung zeitnah, zu jeder Tages- und Nachtzeit im Kreiskrankenhaus Bergstraße medizinisch untersuchen zu lassen sowie eine vorsorgliche, kostenfreie Spurensicherung und Beweismittelsicherung durch Experten der Gewaltambulanz Heidelberg durchführen zu lassen.

„Uns ist es ein großes Anliegen, das Projekt weiter bekannt zu machen und Betroffenen umfassende Hilfestellungen zu geben“, wirbt die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz für das Projekt. Denn Vergewaltigung gehöre zu den tabubehafteten Themen in unserer Gesellschaft. Viele Frauen und Männer, die Opfer eines sexuellen Übergriffes wurden, vertrauen sich aufgrund von Scham und Schock niemandem an. „Mögliche Hilfe wird leider oft gar nicht oder zu spät in Anspruch genommen. Wir wollen die Bekanntheit des Hilfsangebotes weiter erhöhen und haben daher auch eine eigene Internetseite für das Projekt erstellt“, berichtet Stolz. Die entsprechende Seite befindet sich auf der Homepage des Kreises Bergstraße unter der Rubrik Gesundheit, Arbeit & Soziales, vgl. https://www.kreis-bergstrasse.de/hilfenachvergewaltigung

„Die Internetseite ist eine gute Ergänzung zu den Flyern, Plakaten und Aufklebern die bereits breit gestreut im Kreis Bergstraße verteilt wurden“, erklärt die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Bergstraße Nicole Schmitt. „Hier finden Betroffene die wichtigsten Informationen auf einen Blick, werden aber auch umfangreich über die entsprechende medizinische Untersuchung und die Möglichkeit der Spurensicherung und Aufbewahrung von Beweismitteln informiert“, ergänzt ihre Kollegin Melanie Knauf. Außerdem können sich sowohl Betroffene als auch Außenstehende unter der Rubrik „Häufige Fragen“ weitergehend informieren. Darüber hinaus gibt es auch für Ärztinnen und Ärzte hilfreiche Informationen zum Nachlesen.

„Es ist mir wichtig, Frauen nach einem so belasteten Ereignis nicht alleine zu lassen“, betont die Chefärztin der Gynäkologie des Kreiskrankenhauses Bergstraße, Dr. Cordula Müller. „Frauen sollen wissen, dass sie bei uns unkompliziert und empathisch medizinische Hilfe bekommen.“ Sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen sind für Müller keine Kavaliersdelikte, sondern gehören bestraft. Hierbei sei die Sicherstellung und Aufbewahrung von Beweismitteln, wie es im Kreiskrankenhaus – auch dank der Kooperation mit der Gewaltambulanz Heidelberg – möglich ist, entscheidend. Deshalb ist es ihr auch eine Herzensangelegenheit, dieses Projekt zu unterstützen.

Auch Prof. Dr. med. univ. Kathrin Yen, Ärztliche Direktorin des Instituts für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg und Leiterin der Gewaltambulanz, sieht eine herausragende Bedeutung in der rechtsmedizinischen Untersuchung nach Gewalt: „Dadurch können Beweise der Tat gesichert werden und es kann Klarheit über das Geschehene geschaffen werden.“ Dies diene zwei wichtigen Zielen: zu einen der Rechtssicherheit, falls es zu einem gerichtlichen Verfahren kommt. „Aber –  was ebenso wichtig ist – der Prävention, da Opfer von Gewalt als solche erkannt werden und dies ein wichtiger Schritt ist, sie vor möglichen weiteren Übergriffen zu bewahren“, ist Yen überzeugt.

Hintergrund:

Die Kooperation zwischen dem Landkreis Bergstraße, dem Kreiskrankenhaus Heppenheim und der Gewaltambulanz Heidelberg und somit das Projekt „Schnelle Hilfe nach Vergewaltigung“ wurde vor zwei Jahren anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen ins Leben gerufen. Durch diese Zusammenarbeit wollen die Beteiligten erreichen, dass betroffene Frauen, aber auch Männer, nach einer Vergewaltigung zeitnah die Möglichkeit haben, sich jederzeit im Kreiskrankenhaus Bergstraße medizinisch untersuchen zu lassen. Für eine vorsorgliche Spurensicherung wird die Gewaltambulanz Heidelberg durch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte hinzugezogen. Die Untersuchung erfolgt zunächst unabhängig davon, ob die Betroffenen beabsichtigen, eine Strafanzeige zu stellen. Ihnen soll jedoch die Möglichkeit offengehalten werden, innerhalb eines Jahres auf die in den Kliniken gesicherten und im Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg anonym gelagerten Spuren und Befunde zurückzugreifen, um bei späterer Anzeige in einem Gerichtsprozess die Chance auf Verurteilung zu erhöhen.