Der Kreis Bergstraße, das Gesundheitsnetz Rhein-Neckar und weitere Kooperationspartner organisieren Impfaktionen an Schulen
Humane Papillomviren (HPV) können Krebs auslösen. Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) gibt es in Deutschland rund 8.000 Fälle von HPV-bedingten Krebserkrankungen pro Jahr. Humane Papillomviren können vor allem Tumore am Gebärmutterhals, aber auch im Intimbereich sowie im Mund-Rachen-Raum auslösen. Jedes Jahr sterben in Deutschland laut dem RKI etwa 3.500 Menschen an Krebserkrankungen, die durch Humane Papillomviren (HPV) ausgelöst werden.
Der inzwischen verstorbene Botschafter der Bergstraße, Prof. Dr. Harald zur Hausen, entdeckte 1976 den Zusammenhang zwischen Humanen Papillomviren und der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs. Auf Grundlage seiner Forschung wurde 2007 die HPV-Impfung zugelassen, die vor durch Humane Papillomviren ausgelöstem Krebs und seinen Vorstufen schützen kann.
„Leider sind die Gefahren, die von HPV ausgehen, vielen Eltern noch nicht gut genug bekannt. Daher haben wir uns gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern dazu entschlossen, direkt an die Schulen zu gehen, um dort die Eltern zu informieren und zudem eine Möglichkeit für eine unkomplizierte, freiwillige Erstimpfung anzubieten“, sagt Landrat Christian Engelhardt.
Denn die Impfraten liegen in Deutschland immer noch auf niedrigem Niveau. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) lagen sie im Jahr 2020 bei den 15-jährigen Mädchen bei 51 Prozent, bei den gleichaltrigen Jungen sogar nur bei 17 Prozent. Dabei gelten Jungen, beziehungsweise Männer nicht nur als Hauptüberträger von Humanen Papillomviren, sondern können auch selbst an dadurch ausgelösten Krebsarten im Mund-Rachen-Raum oder im Intimbereich erkranken.
Um die Impfraten in der Rhein-Neckar-Region zu steigern, startete der Kreis Bergstraße bereits 2015 das Modellprojekt „Freiwillige HPV-Schulimpfung“ gemeinsam mit der Initiative Prävention des Gesundheitsnetzes Rhein-Neckar e.V. und insgesamt 13 weiteren Partnern. In Zusammenarbeit mit ortsansässigen Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten sowie Haus- und Frauenärztinnen und -ärzten werden an Grundschulen freiwillige Impftage für Mädchen und Jungen der vierten Klasse angeboten. 23 Schulen nahmen seit Einführung an dem Projekt teil.
Jüngst fand ein solcher Impf-Aktionstag an drei Schulen in Viernheim statt, darunter war unter anderem die Nibelungenschule. Dort haben sich Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgangsstufe von der Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin Dr. Daniela Klee impfen lassen. Im Rahmen eines Informationsabends wurden zudem die Erziehungsberechtigten vorab von der Ärztin und der Schulleiterin Anke Hofmann umfassend über das Thema informiert. Ein Teil der Eltern entschloss sich nach dem Infoabend bereits dazu, direkt mit ihren Kindern zum Kinderarzt zu gehen, um sie zur Impfung zu begleiten. In den kommenden Monaten sind zudem Impfungen an Schulen in Lorsch, Biblis und Bürstadt geplant.
Bei der HPV-Impfung handelt es sich um einen klassischen Impfstoff, der Antikörper erzeugt und als sicher sowie gut verträglich gilt. Da sie nachweislich die Wahrscheinlichkeit einer Entstehung von Tumoren reduzieren kann, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) Mädchen und Jungen ab neun Jahren eine HPV-Schutzimpfung. Im Alter von neun bis einschließlich 17 Jahren wird die Impfung von der Krankenversicherung bezahlt. Jungen und Mädchen unter 14 Jahren benötigen zwei, ab 14 Jahren drei Impfdosen.