„Nach 28 Jahren verantwortungsvoller grüner Arbeit im Lautertal beenden wir nun die parlamentarische Arbeit unserer grünen Wählerliste, um sie als offizieller Ortsverband von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN umso effektiver fortzusetzen“, teilt im November 2020 die Grüne Liste Lautertal mit. Dies nehme man zum Anlass auch einen Blick zurück zu werfen, bevor man voranschreite.

Gründung eines grünen Ortsverbandes ist konsequent

Gemischte Gefühle herrschten im Saal, als Sprecher Olaf Harjes die Mitgliederversammlung der Grünen Liste Lautertal eröffnete, welche sich explizit mit der Fragestellung beschäftigte, ob man grüner Ortsverband werden wolle. Anlass war ein entsprechender Antrag der drei Fraktionsmitglieder Harjes, Maus und Rutkowski. Frank Maus erläuterte, welche Gedanken und Erkenntnisse die Fraktion hierzu leiteten. „Die Zusammenarbeit mit den übergeordneten grünen Gruppierungen in Kreis, Land und Bund hat sich in den letzten Jahren spürbar vertieft“, erläuterte er die gewachsene Nähe zwischen der GLL und den Grünen. „Zum gegenseitigen Vorteil tauschen wir uns mittlerweile regelmäßig aus, entwickeln Projektideen und stimmen konzertiertes Handeln ab“. Bei Wahlkämpfen und dem Informationsmaterial arbeite man ohnehin schon jahrelang zusammen. „In der Lautertaler Bevölkerung gelten wir außerdem schon immer als Grüne – und das aus gutem Grund, denn unser Handeln ist vom Ethos der Ökologie, der sozialen Verantwortlichkeit und einem klaren Bekenntnis zur parlamentarischen Demokratie geprägt. Dies sind auch die Grundfesten der Bündnisgrünen und daher wäre es nun konsequent, dies auch zu dokumentieren.“

Bisher auf allen Politikfeldern aktiv

Hieraus ergab sich eine rege Diskussion, die erneut Für und Wider des Ansinnens abwog und die erbrachten Leistungen der GLL in den Blick nahm. Im Laufe der Zeit hätten die GLL zunehmend positive Wirkungen auf allen relevanten Politikfeldern erzielen können, so die Sprecher. Die flächendeckende Einführung von Tempo-30 auf allen Ortsstraßen sei hierbei eine frühe aber bahnbrechende Errungenschaft pro Verkehrssicherheit der GLL gewesen. In den letzten Jahren wären u.a. das Photovoltaikkraftwerk auf dem Dach der Feuerwehr Reichenbach als Klimaschutzprojekt und die Vorbereitung und Unterstützung von Entschuldungsprogrammen wie dem hessischen Schutzschirm-1 und der Hessenkasse zu nennen. Ergänzt werde dies unter anderem durch verschiedene Beiträge zum Erhalt und Sanierung einer eigenen Trinkwasserversorgung und ein massiver Einsatz für den Ausbau der Kindergartenplätze als Meilenstein für ein sozial lebenswertes Lautertal, so die Grünen. Nicht vergessen werden, sollten auch zielstrebige strukturelle Reformen im Bereich interkommunaler Zusammenarbeit, wie es bzgl. der Bauhoffusion mit dem KMB oder auch der gemeinsamen Geschwindigkeitskontrollen mit der Bensheimer Stadtpolizei gelungen war. „Wir waren also nie auf ein Politikfeld festgelegt, sondern erarbeiteten verantwortungsvolle Beiträge und Vorschläge auf allen relevanten Ebenen“, so Ulrike Reiser, Mitglied der GLL im Gemeindevorstand.

Nach Vorstellung der finanziellen Entwicklung durch Kassenverwalterin Annelene Bastian mit anschließender Entlastung derselben, schritt man zur Abstimmung bzgl. des Hauptantrages. Dieser erbrachte schließlich ein eindeutiges Ergebnis, denn alle Mitglieder der GLL schlossen sich der formalen Umwandlung der GLL in einen grünen Ortsverband ohne Gegenstimme oder Enthaltung an.

Ulrike Reiser, Olaf Harjes und Klaus Schneider bilden Vorstand – GLL als „Marke“ bleibt erhalten

Die anschließende Gründung des neuen bündnisgrünen Ortsverbandes nahmen schließlich der Sprecher der Kreisgrünen, Matthias Schimpf, sowie Bundestagskandidat Moritz Müller vor. Den Gründungs-Vorstand der Lautertaler Grünen bilden die beiden Sprecher Klaus Schneider und Olaf Harjes. Unterstützt werden die beiden durch Beisitzerin Ulrike Reiser. „Die Marke ´Grüne Liste Lautertal´ – kurz: GLL haben wir übrigens bewusst nicht auf- oder abgegeben“, teilt Vorstand Olaf Harjes mit. „GLL steht im Lautertal für qualitätsvolles Engagement, bleibt als Teil unseres Markenkerns erhalten und wird beispielsweise bei ortsverbandsinternen Arbeitskreisen weiterverwendet.“

Grüne Lautertal suchen neue Mitarbeiter und bereiten sich auf Kommunalwahl vor

Auch bei den Lautertaler Grünen wirft die Kommunalwahl 2021 ihre Schatten voraus. Nach der erfolgten Umwandlung der GLL in einen grünen Ortsverband treten die Grünen nun unter dem Label „Bündnis 90/DIE GRÜNEN Lautertal“ an. Laut Angabe des Fraktionsvorsitzenden Frank Maus arbeiten die Grünen derzeit an ersten Themenfeldern zu ihrem Wahlprogramm: „Selbstverständlich werden wir auch schon bald die Listenaufstellung vorbereiten. Hierbei wird es die ein oder andere Überraschungen geben, denn es haben sich uns auch neue Gesichter angeschlossen, welche eine verantwortungsvolle Entwicklung Lautertals unter grüner Perspektive unterstützen möchten.“

Hierbei seien die Grünen selbstverständlich offen für weitere Unterstützer, die aktiv oder passiv eine Politik der ökologischen, sozialen und finanziellen Nachhaltigkeit im Lautertal umgesetzt sehen möchten. Wer sich für eine Mitarbeit bei den Grünen interessiere, könne sich unter 0152-33971596 oder per mail (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) an den Fraktionvorsitzenden Frank Maus wenden. Vor einer Listenaufstellung sei der Zeitpunkt hierzu geradezu ideal.

Frank Maus

 

Das neue Vorstandsteam von Bündnis 90 – DIE GRÜNEN – Lautertal: (von links) Ulrike Reiser (Beisitzerin), Olaf Harjes (Vorstand), Klaus Schneider (Vorstand)

(Foto: Frank Maus)

03.12.20: Grüne wollen parteiunabhängige Ortsbeiräte

In den Lautertaler Ortsbeiräten herrscht ein unterschiedlich kollegiales Klima. Vorreiter sei hier der Ortsbeirat Schannenbach/Knoden, wo schon seit vielen Jahren eine überparteiliche Personenliste gute Dienste leistet. Die Lautertaler Grünen sehen hierin eine Vorbildfunktion, die sie gerne auf alle Ortsbeiräte übertragen würden.

„Beratung ortsspezifischer Belange sind seit Beginn an das Hauptziel der Ortsbeiräte im Bundesland Hessen. Parteipolitik ist hier genauso überflüssig wie unerwünscht bei den Bürgern. Wir haben die gute Chance, den kollegialen Beratungscharakter durch ein bewusstes Weiterentwickeln der alten Parteilisten effektiv zu stärken“, ist sich Olaf Harjes, Fraktionsmitglied der GLL, sicher. Würde die Parteizugehörigkeit auf der Ebene der Ortsbeiräte erst einmal überwunden, täte dies auch der einvernehmlichen Beratungskultur gut, mutmaßen die Grünen. Zusätzlich erwarte man sich ein mehr an Freiwilligen, die gerne in Ortsbeiräten mitarbeiten möchten.

Angebot an alle Fraktionen

Fraktionsvorsitzender Frank Maus formuliert daher öffentlich ein klares Angebot an die anderen Fraktionen in der Lautertaler Gemeindevertretung: „Lasst uns einen gemeinsamen Vorstoß wagen“, äußert er in Richtung der Parteien und Wählergruppen von CDU, SPD und LBL. „Ich bin mir sehr sicher, dass uns die Bürger viel Beifall im Geiste zukommen lassen, wenn wir es tatsächlich schaffen, die altmodischen Parteilisten durch eine jeweils überparteiliche Kandidatenliste zu ersetzen. Dadurch bekämen die Ortsbeiräte mehr den Charakter von „Ortsbürger-Foren“, in denen Mann und Frau je nach Betroffenheit und Thema gerne gemeinsam mit den Gewählten nach der besten Lösung für den Wohnort suchen. Außerdem könne man dann besser geeignete Personen unterstützen, ohne dabei eine Partei bevorzugen zu müssen.“

Bürger wollen parteipolitisch neutral bleiben

„Wir beobachten, dass in manchen Ortsbeiräten ohnehin schon mehr Bürger diskutieren als gewählte Vertreter“, so der grüne Udo Rutkowski. „Genau dort, wo Bürger umfangreich zu Wort kommen, werden die Lösungsideen bunter, vielfältiger und kreativer. Parteizugehörigkeit hilft da selten, um die Probleme pragmatisch anzupacken“. Man sei daher überzeugt, dass dies in allen Orten des Lautertal eine breitere Bürgerbeteiligung hervorrufen könne: „Wir kennen mehrere Beispiele, wo überaus kompetente und vernünftige Einwohner sich gerne konstruktiv in die Belange der Gemeinde einbringen möchten, aber parteispezifisch neutral bleiben wollen. Kann es sich eine Gemeinde leisten, auf solche Aktivbürger zu verzichten, wo doch landauf landab über den Rückgang von Ehrenamtlichen geklagt wird?“

Die Grünen beobachten, dass es in der Bevölkerung ohnehin einen wachsenden Wunsch zu mehr Kooperationsfähigkeit in der Gemeindepolitik gäbe. Je schwieriger die Lage in der Gemeinde sei, desto mehr Gemeinsinn erwarteten die Bürger, um den Karren letztlich gemeinsam aus dem Dreck zu ziehen. Deshalb schlagen die Grünen im Lautertal eine gemeinsame Initiative aller Fraktionen zur anstehenden Kommunalwahl vor, überparteiliche Listen „an den Start“ zu bringen.