Die Kulturlandschaft Lautertals befände sich seit einigen Jahren in einem radikalen Umbruch, so die Lautertaler Grünen. „Wenn das ungesteuert weiterläuft, wird unsere typische, bei Heimischen wie auch Touristen so beliebte Offenlandschaft bald verloren und nicht mehr wiederzuerkennen sein“, drückt es Fraktionsvorsitzender Frank Maus mit Wehmut aus. „Zum einen verbuschen seit Jahren viele Wiesen und ehemalige Äcker, sodass sich der Wald überall ausdehnt. Zum anderen sterben weitläufige Waldmonokulturen und hinterlassen schließlich eine Mondlandschaft. Das ist alles in allem weder lieblich noch im Sinne der Biodiversität wertvoll“, so Maus. „Wir müssen dem sehr bald etwas gut Koordiniertes entgegensetzen. Die Gründung eines Landschaftspflegeverbandes ist längst überfällig und genau deshalb beantragen wir dies“.
Auf den ersten Blick mag es positiv klingen, wenn sich der Wald ausdehnt, könne man den wissenschaftlichen Fachbeiträgen bzgl. der Flora und Fauna in Mitteleuropa entnehmen, aber eben nur auf den ersten Blick. Olaf Harjes, beruflich Biologe, erläutert die Zusammenhänge: „Wald stellt nicht automatisch die reichhaltigste Form von Biodiversität dar. Gerade die Wechsel von extensiv gepflegten Freiflächen der Wiesen und Äcker sowie Mischwald als Rahmenerscheinung unserer Odenwalddörfer ermöglichen es der Tier- und Pflanzenwelt eine besonders wertvolle Lebensgrundlage zu finden. Die Gesamtanzahl und die Vielfalt von Pflanzen und Insekten beispielsweise wird dadurch ungemein positiv beeinflusst. Beide Lebensraumformen wechseln sich häufig ab und ermöglichen hierdurch eine gute Durchdringung und Verbreitung mit all den vielfältigen Lebensformen.“
Auch aus touristischen Gründen sollten die Offenlandschaften erhalten werden, ergänzt Artan Oseku, einer der neuen Mitarbeiter der Grünen: „Wir haben mit dem Felsenmeer, unseren Wäldern, den Äckern und Streuobstwiesen einen als besonders lieblich empfundenen Landschaftsmix. Nicht umsonst zählen wir zu Hessens bekanntesten Zielen für Naherholung.“ Oseku verweist aber auch auf unerwünschte Veränderungen: „Es gibt seit Jahrzehnten sukzessive weniger Landwirte, welche die Offenlandschaften pflegen, das führt seit einiger Zeit zu rasanter Verbuschung. Kein Einheimischer und kein Tourist möchte aber kilometerlang nur durch dunkle Wälder streifen, wie zu Zeiten der Nibelungensage. Damit dies verhindert wird, brauchen wir einen effektiven Landschaftspflegeverband“. Landschaftspflegeverbände sorgten u.a. mit Wanderschäfern für eine Freihaltung der Offenlandschaften. Gleichzeitig würden so Abgase und Bodenverdichtung verhindert, weil weitgehend auf Maschineneinsatz verzichtet werde. Schonender gehe es kaum, sind sich die Grünen einig.
Nach Wahrnehmung der Grünen setzen sich diese bei Ökologen längst erkannten Veränderung auch im Bewusstsein der regionalen Politiker durch. „Im Kreis Bergstraße hat man das Problem der Landschaftsveränderung ebenfalls erkannt. Daher gibt es seit einem Jahr die Kreis-Biodiversitätskonferenz. Hier wird auch die Gründung eines kreisweiten Landschaftspflegeverbandes vorbereitet“, betont der grüne Kreistagskandidat Udo Rutkowski. „Auch hier besteht die Möglichkeit durch konzertierte interkommunale Zusammenarbeit eine wirksame landschaftspflegerische Effektivität zu erzielen, die wir im Lautertal allein niemals erreichen könnten. Hier gilt es die Potentiale interkommunaler Zusammenarbeit klug zu nutzen, statt sie zurück zu fahren.“
Wenn man wolle, dass unsere Kindeskinder den Odenwald noch genauso lebenswert vorfinden sollen, wie man ihn gegenwärtig noch antreffe, gelte es jetzt anzupacken. Tue man dies nicht rechtzeitig, wüchse der Landschaftsumbruch allen Kommunen schließlich über den Kopf. In diesem Sinne ist eine Lautertaler Teilnahme am Landschaftspflegeverband Bergstraße ein wichtige Chance, so die Grünen.