Februar 2023: Die Klimawandelschaden-Exkursion der Scholl-Schule hatte umfangreich bestätigt, was die Schüler bereits zuvor in den öffentlichen Medien festgestellt hatten. „Im Internet fanden wir viele Veröffentlichungen und Videobeiträge zur Klimawandelproblematik in Deutschlands Wäldern. Wir wollten herausfinden, ob das im Kreis Bergstraße auch so ist. Da im Lautertal, einer Gemeinde aus der uns viele Schüler besuchen, einige politische Entscheidungen hierzu anstehen, entschieden wir uns, eine politische Problemfeldanalyse nicht allgemein sondern konkret vor unserer Haustüre zu machen“, so Rieke Stützer und Lisa Pfeifer.

Es sei offenkundig geworden, dass der Wald auf sonnigen Flächen eklatante Schäden davon getragen habe. Teilweise sind diese Schadflächen mehrere Hektar groß. Die Schüler waren beeindruckt davon, wie sehr Revierförster Töngi daran arbeite, die Schadflächen wieder mit Nachwuchs zu bestücken, um eine möglichst geschlossene Waldfläche zu sichern oder perspektivisch zu reaktivieren. Die beiden Oberstufenkurse haben daher zugesagt, im März eine Aufforstungsaktion mit Förster Töngi durchzuführen. „Wir wollen einen aktiven Beitrag liefern, dem Klimawandel etwas entgegen zu setzen. Gleichzeitig sparen wir der Gemeinde Lautertal damit bares Geld, denn es muss kein Unternehmer dafür bezahlt werden“, so die Schüler übereinstimmend.

Verschiedene Formen der Waldreaktivierung wurden aktuell im Lautertaler Gemeindewald vorgestellt. Um dieses den Schülern besser zu veranschaulichen, zeigte Revierförster Töngi u.a. eine freie Schadfläche, welche zum Schutz vor Rehen und anderen Waldtieren umzäunt wurde. In diesem umzäunten Gebiet setzte man nach den Ausführungen des Försters eine „Kunstverjüngung” des Waldes ein, welches letztlich das Einpflanzen von Setzlingen durch Menschenhand ist. Im besichtigten Areal wurden im Winter 2021/22 erfolgreich Eichen, Buchen, Kastanien und Ahorne gepflanzt.

Die Schüler fragten bei Förster Töngi nach, warum es auch andere Flächen gibt, die nicht aufgeforstet werden. Hierzu erfuhren sie: „Hessen-Forst setzt traditionell auch auf Naturverjüngung. Diese Form der Wiederbewaldung nutzt die natürliche Selbstaussaat der umliegenden Bäume. Ein großer Vorteil ist dabei, dass dies im Grunde kostenfrei funktioniert. Wir beobachten eine besondere Eignung dieser Option insbesondere bei kleineren Flächen. Diese Variante fördert naturgegeben ortstypische Baumsorten“. Bei großen Schadflächen bevorzuge man allerdings die Kunstverjüngung, um die Wiederbewaldung schneller zu erreichen. Ein Mix aus beiden Maßnahmen sei ein guter Weg zur Erhaltung des Waldes in Zeiten des Klimawandels, da man in diesen Zeiten nicht mehr allein auf eine Naturverjüngung setzen sollte.

Bei der Kunstverjüngung setze man auf die deutlich klimaresistenteren Mischwälder, anstatt auf Monokulturen, die dem Klimawandel auf Dauer nicht standhalten würden. Auch die Auswahl der Baumarten der Mischwälder erfolge bedacht. So gäbe es große Unterschiede bei den verschiedenen Baumarten, was die Hitzeresistenz angeht.

 Text: Scholl-Climate-Project (GSS)

Auf dem Rückweg von der Exkursion befreiten Schüler der GSS Bäume einer früheren Aufforstung von überflüssig gewordenen Verbissschutzhüllen. Diese werden nun sachgerecht entsorgt. Foto: Robin Töngi

 

 

Januar 2023: Lautertaler Umweltpolitik als Unterrichtsthema

Zwei Oberstufenkurse der Geschwister-Scholl-Schule haben sich vorgenommen, zu analysieren, wie im Lautertal mit der Zukunft des Waldes in Zeiten des Klimawandels umgegangen wird. „Wir haben aus der Presse erfahren, dass im Lautertal in den nächsten Wochen mehrere Entscheidungen zur Zukunft des Gemeindewaldes anstehen. Die Berichterstattung zeigte uns, dass hierbei mehrere wichtige Aspekte miteinander verknüpft werden. Diese sind u.a. Klimawandel, Waldsterben, Gemeindefinanzen, Rohstoffversorgung. Wir haben uns entschieden, exemplarisch die Vorgänge im Lautertal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Vertreter der politischen Parteien müssen Entscheidungen treffen, die Teils für mehrere Jahrzehnte Konsequenzen mit sich bringen werden“, so ist aus der Schülerschaft zu hören.

Auch das Goethe-Gymnasium, eine Nachbarschule der GSS, habe sich schon vor ein paar Monaten der Thematik angenommen. Während man dort insbesondere auf biologische Zusammenhänge achte, würden die Kurse der GSS die gesellschaftlich-politischen Abläufe zum Kern des Unterrichtsgeschehens im Fach Politik & Wirtschaft machen. Die Lehrkräfte bestätigen die Chancen einer Vor-Ort-Analyse: „In der Oberstufe ist die Thematik ´Ökologische Herausforderungen und Umweltpolitik´ verpflichtendes Element auf dem Weg zum Abitur. Allgemeine Umweltprobleme der Gegenwart können auch Vor-Ort beobachtet und analysiert werden. In der Pädagogik wird das ´Lebensweltorientierung´ genannt und gilt als besondere Chance, um vertieftes Lernen zu ermöglichen, da es das Leben der Schüler*innen direkt betrifft.“ Nicht erst seit der „Fridays for Future-Bewegung“ habe sich die GSS aufgemacht, umweltpolitische Fragestellungen auch vor der Haustüre zu beleuchten. Dadurch sei unter anderem auch die Arbeit des fortlaufenden „Scholl-Climate-Projects“ entstanden.

Schüler besuchen Umweltausschuss

Die Schülerinnen und Schüler haben sich in Arbeitsgruppen aufgeteilt, welche die verschiedenen Aspekte der Klimawandelfolgen beleuchten werden. Hierbei steht auch der Besuch der Umwelt-Ausschusssitzung am 17.12. um 19:00 Uhr im Rathaus Reichenbach auf der Agenda. Aus Sicht der Schüler*innen wird der Abend mehrere Einblicke ermöglichen, da gleich mehrere Experten die Problemlagen vorstellen werden. Neben dem Revierförster Robin Töngi wird mit Dr. Christian Storm ein versierter Wald-Biologe der Universität Darmstadt als Referent anwesend sein. Beide erläutern welchen Stressoren der Lautertaler Wald durch den Klimawandel ausgesetzt ist und welche Rahmenbedingungen er braucht, um überleben zu können.

Die Diskussion des Waldwirtschaftsplanes 2023 werde ökologische mit explizit wirtschaftlichen Fragestellungen verknüpfen. Besonders gespannt seien die Schüler*innen auch auf die Erörterung des Pachtangebotes von Wohllebens Waldakademie für das Naturschutzgebiet Felsbergwald: „Die Berichterstattung des BA zeigt uns, dass hier die besondere Möglichkeit besteht, mit dem Verzicht auf Holzeinschlag und der Bildung eines Naturwaldes/Urwaldes mit Naturschutz auch noch Geld zu verdienen. Lautertal gilt als eine - finanziell gesehen - relativ arme Kommune. Wir möchten herausfinden, wie die Kommunalpolitiker mit dem vorliegenden Pachtangebot für den Felsbergwald umgehen werden. Wir sind dabei u.a. gespannt, welche Rolle die verschiedenen Parteien spielen werden. Letztlich geht es dabei um unsere Zukunft.“

An der GSS sei es Tradition auch zu relevanten gesellschaftlichen Themen Stellung zu beziehen, ist sie doch auch als „Schule mit Courage“ ausgezeichnet. Im Jahreskreislauf bietet die Schule ihrer Schülerschaft in vielen verschiedenen Bereichen und Veranstaltungen demokratieorientiertes Lernen an. Die beiden Oberstufenkurse würden in den nächsten Wochen weiteren Kontakt in Lautertal suchen. So sei eine Exkursion mit dem Revierförster, sowie Interviews mit Bürgermeister Heun und Naturschutzaktiven geplant sowie eine Baumpflanzung im teils flächendeckend abgestorbenen Lautertaler Wald angedacht. Fortlaufende Berichterstattung sei vorgesehen.

Geschwister-Scholl-Schule Bensheim, im Januar 2023
Stefan Berg und Frank Maus