Wie wenig man noch vor 200 Jahren über die Römer im Odenwald und ihre Hinterlassenschaften wußte, zeigt sich darin, daß manch ein Zeitgenosse der Völkerschlacht bei Leipzig die Riesensäule aus dem Felsenmeer für nicht wert erachtete, dort als Denkmal für die 80.000 bis 120.000 Toten der bis dato größten Schlacht aller Zeiten aufgerichtet zu werden. Um 1814 war nicht klar, daß die Säule tatsächlich von den Römern vor mehr als eineinhalb Jahrtausenden erarbeitet worden war. Und so war sie ja „nur“ ein Werkstück unter vielen anderen, während man für das Völkerschlachtdenkmal etwas ganz Besonderes brauchte. Nicht daß ein solches Denkmal - so prächtig es auch sei - jemals künftige Generationen vom Kriegführen abgehalten hätte...
Im Beitrag von Johann Heinrich Kumpf in den Geschichtsblättern des Kreises Bergstraße Band 50, der kürzlich erschienen ist (ISSN 0720-1044, Laurissa Verlag Lorsch) wird die Diskussion um das Denkmal und um die Riesensäule mit vielen kuriosen Zitaten dargestellt, vom Verleger Friedrich Arnold Brockhaus (wer vor Wikipediazeiten noch Enzyklopädien und Lexika benutzte: es ist „DER Brockhaus) über den konservativen Dichter August von Kotzebue bis hin zu Goethe und seinem bis dato ungedruckten Gedicht wurde die Debatte geführt. Ein deutscher Ingenieur bereiste schon das Felsenmeer, um den „schicklichsten Weg für dieselbe (die Riesensäule) bis zum Rhein hin auszumitteln“. Leider wurde die Exploration dieses namenlosen Ingenieurs nicht dokumentiert, so daß sich die Wissenschaft noch heute darüber streitet, wie die Römer die 27 Tonnen schwere Säule wohl nach Trier zu schaffen gedacht hätten: den direkten Weg nach Reichenbach und über zahlreiche Staustufen auf der Lauter bis nach Gernsheim? Oder mit viel Kraftaufwand über den Sattel des Felsberges über Hochstätten und Auerbach? Nun wissen wir es leider noch immer nicht. M. Hiller