Regelmäßig müssen wir unseren Hausmüll zur Abholung rausstellen, Altpapier bündeln, gelbe Säcke mit säuberlich gespülten Joghurtbechern stapeln und die Spannungsabfälle unter den Steckdosen zusammenkehren. Nun stellen Sie sich mal vor, Sie müßten Ihr Internet wegwerfen, weil es ein Besseres gibt. Was würde das wiegen, wie sperrig wäre es, und darf es in den Restmüll oder gehört es zum Elektroschrott?
Fragen über Fragen! Niemand macht sich über solch vordergründig nutzloses Wissen Gedanken und am Ende geht es uns mit den Bits und Bytes so wie mit den Atomen: die will auch keiner lagern wenn man sie nicht mehr braucht.
Was ist das bloß???
Hier lesen Sie endlich, wie Mathematiker aus den USA das Gewicht des Internet ermittelten: Daten - und daraus besteht das Internet ja - werden mittels Elektronen gespeichert, die dadurch eine höhere Energie haben. Das bedeutet zugleich auch höhere Masse. Einsteins berühmte Formel E=mc² setzt Energie und Masse in ein direktes Verhältnis. Nach dieser Berechnung wiegen die reinen Daten gerade mal so viel wie ein Ei, manche sagen auch wie eine Erdbeere. Die in einem eBook enthaltenen Informationen wiegen ein Trillionstel Gramm und trotzdem kann man Stunden damit zubringen darin zu lesen. Interessant wäre auch die Frage, ob ein eBook mit aufgeladenem Akku schwerer ist als mit leerem, aber diese Frage ist in etwa so müßig wie die, ob ein belichteter Film schwerer als eine neue Filmrolle ist (falls noch jemand weiß wie früher Fotos gemacht wurden).
50 Gramm also wiegt das gesamte Wissen, aber auch der gesamte digitale Nonsens unseres Planeten. Nur leider können die puren Daten nicht alleine existieren, sondern sie sind dick und warm angezogen. Die niedlichen kleinen Viecher treiben sich in Servern rum, auf Festplatten, und das bringt natürlich Gewicht auf die Waage.
Bei 50 Gramm wird es auch nicht lange bleiben: die Daten-mengen wachsen: 2012 umfaßte das Internet 2,8 Zettabyte (2800.000.000 Terabyte). 2013 waren es schon 3,7 Zettabyte, 2016 sind es 7,7 Zettabyte, die mit 26.500 Gigabyte pro Sekunde übertragen werden können und für deren Speicherung man über 1000 Millionen haushaltsübliche 4-Terabyte Festplatten bräuchte. 2020 sollen 50 Mrd. Geräte mit dem Internet verbunden sein und Daten von 40 Zettabyte herumschubsen. Dann wird uns das Internet der Dinge fest im Griff haben, und natürlich trägt von denen keiner den Müll raus.
Und was kostet es?
Das kostet das Internet: Scheinbar kostenlos ist das Versenden von SMS, Mails, Posts und das Surfen im Netz. Tatsächlich hat das Internet und alle seine Funktionen einen enormen Energieverbrauch, der mit fortschreitender Digitalisierung stetig zunimmt. Laut der für Digitalisierung zuständigen EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager werden für Filme im Internet-Streaming, z. B. über Youtube oder Netflix sowie Videokonferenzen weltweit rund 200 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr verbraucht, das ist so viel wie alle Haushalte in Deutschland, Italien und Polen 2018 verbraucht haben. Für das Ziel der EU, den Kontinent bis 2050 klimaneutral zu machen, sei dies eine große Herausforderung, so Vestager, die in der EUKommission für das Thema Digitalisierung zuständig ist.
März 2018 und Februar 2020 M. Hiller