Nach offiziellen Verlautbarungen werden 65% unserer Abfälle einer Wiederverwendung zugeführt: Glas, Papier und Pappe, Kunststoff Aludosen und Weißblech, Kork und Batterien. Tatsächlich sind es 27-32%. Denn man rechnet die 65% aus denjenigen Abfällen, die getrennt und in Aufbereitungsanlagen verarbeitet werden. Richtig müßte die Quote aus den tatsächlich aus wiederverwerteten Rohstoffen erzeugten Produkten errechnet werden. So aber werden Schmutz, Restflüssigkeiten und Fehlsortierungen mit einbezogen, das bringt allein schon bis zu 30% Gewicht - sogar Biomüll fließt in die Rechnung ein. Und es sind gerade mal 20% aller hochwertigen Kunststoffe, die zu etwas Neuem verarbeitet werden.

Mülltrennung in Österreicher Ferienwohnung: praktisch und platzsparend auf kleinstem Platz - da gibts keine Ausrede mehr für Verweigerer!

 

In Wahrheit wandert der größte Teil unserer Abfälle in die Verbrennungsanlage, denn diese müßte andernfalls teuer brennbares Material zukaufen.
Statt säuberlich getrennter Entsorgung wäre eine Vermeidung von Müll viel sinnvoller. Das deutsche Abfallvermeidungsgesetz 2013: enthält jedoch nur Empfehlungen und Absichtserklärungen.
Und nicht alle trennen ihren Müll: 20% der Bundesbürger werfen alles in die Tonne - oder in die Gegend!

Der Kaugummi: dieser Gedanke bleibt kleben!

Jedes Jahr geben die Kommunen allein in Deutschland über 900 Millionen Euro aus, um Kaugummi von den Straßen zu kratzen. Würden sie es nicht tun, müßten wir uns bald durch einen knöcheltiefen Kaugummisumpf kämpfen, während wir fluchend nach verlorenen Schuhen suchen.

Mit 900 Millionen Euro könnte man stattdessen Folgendes tun:
Fünf Krankenhäuser bauen - oder 20.000 Lehrer einstellen

Erzählt diese Kaugummigeschichte weiter, damit sie überall kleben bleibt!

So lange bleibt Müll in der Landschaft liegen:

  • Apfelkrotzen 1-3 Tage wenn sie ein Tier frißt, 3-6 Monate bis zur Verrottung
  • Bananenschale 6 Wochen bis 1/2 Jahr
  • Tempotaschentuch, Kippe ohne Filter 3 Monate
  • Kippe mit Filter 1-2 Jahre
  • Zeitung 3-12 Monate
  • Zündhölzer 6 Monate
  • Orangenschale 3 Jahre
  • Feuerzeug 100 Jahre
  • Kaugummi 5 Jahre
  • Aludosen 10-100 Jahre
  • PET-Flasche, Plastiktüte 100-1000 Jahre
  • Kreditkarte ohne PIN 1000 Jahre, mit PIN bis der nächste vorbeikommt...
  • Glas 4000 Jahre

Im Durchschnitt braucht jeder in Deutschland 65 Plastiktüten im Jahr. Das ergibt 5,3 Milliarden Tüten jährlich in Deutschland, die bis zu 500 Jahre brauchen, bis sie verrottet sind.
Zigarettenkippen machen fast 60% der Landschafts-Vermüllung aus, Kunststoffe fast 12%, Verrottbares 10%, Papier 9%, Glas 7,5%, Metall 4%.
Am schlimmsten sind Batterien: wenn die Metallhülle verrostet ist, gelangen die Chemikalien ins Erdreich, wo sie über Tausende von Jahren ihre Giftigkeit behalten.

Hausmüll: Deponie, Verbrennungsanlage, Recycling?

Im Durchschnitt entsorgt jeder Bundesbürger über 600 kg Hausmüll, davon über 210 kg Verpackungen. Nur in Zypern und Dänemark wird noch mehr weggeworfen, während es in Polen und Rumänien die Hälfte ist! Dazu kommen dann noch 280 Mio Tonnen Abfälle aus Bergbau, Industrie und Bau.

Von allem was wir an Hausmüll wegwerfen, kommt nur 1% auf die Deponie, während das in Rumänien über 80% sind. Denn "Ordnung ist das halbe Leben", auch wenn die andere Hälfte schöner ist. Und so sorgen wir Deutschen auch bei der Müllentsorgung für Ordnung und trennen unseren Müll, jedenfalls tun das 80% der Bundesbürger.

Mehrweg: Glas kann mehrfach verwendet werden und später eingeschmolzen werden und zu neuen Glasbehältern geblasen werden. Dazu muß es jedoch farbsortiert gesammelt werden. Weiß-, Grün- und Braunglas: kein Problem. Aber blaue Flaschen? Die gehören in den grünen Container! 2004 gab es noch 66% Mehrweg-Glas. Inzwischen sind es weniger als 45%.

Kunststoff: Scanner in Sammelanlagen können PVC, PET, PE und PP unterscheiden, falls diese nicht zu stark verschmutzt sind. Verbundmaterialien können nicht fürs Recycling getrennt werden:

  • Yoghurtbecher MIT Aludeckel dran = Restmüll.
  • Tetrapaks sind aus bis zu 16 verschiedenen Folien extrudiert und sind Restmüll.

Das Duale System aber sammelt in den gelben Säcken alles, was das DSD-Symbol trägt. Dagegen darf reines Material ohne dieses Symbol nicht in die gelben Säcke, auch wenn aus sinnvoll recycelbarem Rohstoff besteht.

In Hamburg z.B. gibt es deshalb eine Wertstofftonne, in die auch Töpfe, Plastikförmchen, Folien und Kochbesteck dürfen. Zwar werden solche Rohstoffe auch beim Wertstoffhof angenommen, aber der liegt oft 20 Kilometer entfernt.

Im Restmüll, der in die Verbrennungsanlage wandert, entsorgen wir eine halbe Million Tonnen Materialien, die eigentlich recycelt werden könnten.

Das Duale System spricht von einer Vermeidung von Treibhausgasemissionen von ca. 3 Mio Tonnen pro Jahr (Öko-Institut).

Verpackungen könnten vielfach vermieden werden, doch steht dem unser strenges Hygienegesetz entgegen. Erst langsam können Unverpackt-Läden Fuß fassen, doch sie unterliegen strengen Auflagen und dürfen nicht alles verpackungsfrei abgeben, auch ihre Lieferanten bringen natürlich die Ware verpackt an. Stoffbeutel können Plastiktüten ersetzen, aber sie werden erst rentabel, wenn sie lange verwendet werden.

Biomüll: in die braune Tonne - besser auf den Kompost! 18,4 Millionen Tonnen Nahrung landen jedes Jahr im Hausmüll, davon fast die Hälfte aus Privathaushalten. Wandern diese ins Müllheizkraftwerk, sind wertvolle Inhaltsstoffe verloren. Beim Kompostieren werden diese als Dünger dem Kreislauf wieder zugeführt. Das Statistische Bundesamt freut sich über eine Recyclingquote von 99% aus der Biotonne: aber aus 100 kg Bioabfällen wird durch organische Zersetzung 50 kg Humus. Der Rest ist Wasser und Gas.

Smartphones: werden gesammelt zum Schutz von Gorillas in Afrika. Seltene Erden, Gold, Kupfer, für das in Dritte-Welt-Ländern Menschen unter schlimmen gesundheitsschädlichen Bedingungen arbeiten müssen, sind darin enthalten und können recycelt werden. Ein Pfand auf Mobiltelefone würde helfen, unsere Schubladen zu leeren, wir könnten uns von unseren über 80 Millionen unbenutzten Handys wesentlich leichter trennen.

Elektrogeräte: nimmt der Händler zurück - wenn wir nicht billig im Internet gekauft haben. Auch Discounter sind von der Rücknahmepflicht befreit, da ihre Verkaufsfläche für Elektroangebote unter 400 Quadratmetern liegt. Der Onlinehandel informiert Kunden meist überhaupt nicht über Rückgabemöglichkeiten. 1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott entsteht in Deutschland jährlich. Flachbildschirme halten im Schnitt 4-5 Jahre, während alte Röhrenfernseher 10-12 Jahre und länger hielten. Kühlschränke, Handys, PCs, Laptops tauschen wir immer schneller aus.

Viele Geräte haben einen vorprogrammierten Sterbezeitpunkt (geplante Obsolenz), hierfür gibt es die Berufsgruppe des Corrosion-Engineer. Dann geht irgendein Bauteil kaputt, das nicht mehr repariert werden kann. Das ist auch der Grund, warum Geräte verschweißt oder verklebt statt verschraubt sind. Oft gibt es überhaupt keine Ersatzteile auf dem Markt.

2020 sollen über 12 Millionen Tonnen Elektroschrott EU-weit anfallen, 2016 waren es 9,5 Millionen Tonnen. Von diesen werden 1,3 Millionen Tonnen illegal verschifft.

Reparieren, Teilen, Verschenken

Was man nicht mehr braucht oder haben möchte, hat noch immer einen Wert: man kann es über soziale Medien verschenken. Oder es gibt Second Hand Läden. Deren Angebote und auch Reparaturdienstleistungen von Betrieben werden jedoch wie Neuware mit 19% besteuert, so daß ihre Nutzung relativ teuer ist. Beim Elektrohändler hört man deshalb oft: reparieren kommt teuerer als neu kaufen. Hier kommen die Repair Cafés ins Spiel.

Marieta Hiller, März 2018