Das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft informiert:
Starkregenereignisse sind nicht nur eine Gefahr für Städte und Siedlungen, auch in der Landwirtschaft können große Schäden entstehen. Klimafachleute gehen davon aus, dass im Zuge des Klimawandels auch in Deutschland häufiger Starkregen auftreten wird. Grundsätzlich können alle Regionen in Deutschland betroffen sein. Starkregen ist nicht nur für Städte und Siedlungen problematisch, sondern auch für die Landwirtschaft, und hier vor allem für Ackerbaubetriebe.
Dass das Motto „viel hilft viel“ nicht immer zutrifft, zeigt sich bei Trockenheit: Pflanzen benötigen dann dringend Wasser, stark ausgetrocknete Böden können aber die großen Niederschlagsmengen eines Starkregens in kurzer Zeit kaum aufnehmen. Ein Großteil des Wassers fließt oberflächlich ab und geht für die Pflanzen verloren. Für eine ausreichende Wasserversorgung ist deshalb ein schwächerer und dafür länger anhaltender Niederschlag viel günstiger.
Ab wann ist es Starkregen?
Der Deutsche Wetterdienst definiert Starkregen als große Niederschlagsmengen, die in einer bestimmten Zeit niedergehen. Die erste Warnstufe setzt bei 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter und Stunde an, die dritte und höchste Warnstufe beginnt, wenn in einer Stunde mehr als 40 Liter pro Quadratmeter abregnen oder über 60 Liter innerhalb von sechs Stunden.
So kann in einem Starkregen schon mal die Regenmenge niedergehen, die sonst im Laufe eines Monats fällt. Und auch der Vergleich mit der deutschlandweit durchschnittlichen Niederschlagsmenge im Jahr 2020 von 700 Litern pro Quadratmetern zeigt die Bedeutsamkeit eines Starkregenereignisses.
Reifes Getreide wird auf den Boden gedrückt
Wie groß die Schäden im Ackerbau ausfallen, hängt unter anderem davon ab, in welcher Vegetationsphase ein Starkregenereignis auftritt. Gehen zum Beispiel große Niederschlagsmengen auf ein reifes Getreidefeld nieder, kann ein Großteil des Getreides auf den Boden gedrückt werden oder sogar abknicken. Das verlangsamt den weiteren Reifungsprozess, fördert den Pilzbefall am Korn und erschwert die Ernte mit dem Mähdrescher. Die Folge sind große Ertrags- und Qualitätsverluste.
Staunässe lässt Pflanzen absterben
Trifft Starkregen im Frühjahr auf Äcker mit gering entwickelten Pflanzen, kann dies die Bodenstruktur beschädigen, vor allem bei Lehm- und Tonböden. Die aufprallenden Tropfen zerschlagen die an der Oberfläche liegenden größeren Bodenpartikel, sodass die feinen Bodenkörnchen nach und nach alle Poren der oberen Schicht verschließen. Der Boden verschlämmt.
Verschlämmte Böden können nur noch wenig Wasser aufnehmen. Regnet es weiter, so bilden sich Pfützen. Nässe staut sich auf der Oberfläche, Pflanzenwurzeln erhalten nicht mehr genügend Luft im Boden und sterben schließlich ab. Zudem lässt länger anhaltende Staunässe auch die oberflächlichen Pflanzenteile faulen, was zu massiven Ernteausfällen führen kann.
Erosionsgefahr in Hanglagen
In Hanglagen können die Folgen eines länger anhaltenden Starkregens noch gravierender sein. Je nach Intensität des Regens besteht die Gefahr, dass große Mengen des fruchtbaren Oberbodens samt der Pflanzen weggespült werden.
Der Schaden, der durch eine solche Erosion entsteht, geht weit über Ertragsverluste hinaus. Denn die abgetragenen oberen Bodenschichten sind unwiederbringlich verloren. Die Fruchtbarkeit eines Ackers ist dadurch auf viele Jahre hinaus stark beeinträchtigt, was sich in deutlich geringeren Erträgen bei allen nachfolgenden Kulturen niederschlägt.
Hinzu kommt, dass bei Erosion durch Starkregen auch ausgebrachte Dünger und Pflanzenschutzmittel abgetragen werden und in Bäche und andere sensible Gewässer gelangen können, wo sie Tiere und Pflanzen schädigen.
Bodenschutz durch angepasste Bodenbearbeitung
Landwirtinnen und Landwirte können sich gegen die negativen Folgen von Starkregen kaum schützen. Grundsätzlich haben sie jedoch die Möglichkeit, das wirtschaftliche Risiko zu mildern, indem sie sich gegen Ertragsausfälle versichern. Zudem gibt es einige ackerbauliche Maßnahmen. So kann der Boden vor starken Niederschlägen geschützt werden, wenn er möglichst ganzjährig mit Pflanzen oder organischem Material bedeckt ist. Das können Reste der abgeernteten Vorkultur sein wie etwa Blätter von Zuckerrüben, aber auch Stallmist oder Kompost, die im Ökolandbau oft eingesetzt werden. Das fördert gleichzeitig die Humusanreicherung und damit auch die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens.
In besonders erosionsgefährdeten Hanglagen säen und ernten Betriebe meist quer zum Hang. Von Vorteil ist es hier auch, möglichst auf das Pflügen verzichten und keine erosionsfördernden Kulturen wie Mais anzubauen, bei denen der Boden relativ lange ungeschützt bleibt. Auch der kombinierte Anbau verschiedener Kulturen kann in Hanglagen dazu beitragen, das Risiko für Erosion zu verringern.