Der ZAW brachte 2022 im Plastikfastenkalender 40 Tipps zum Thema, die leider inzwischen nicht mehr online sind.
Deshalb habe ich für Sie die wichtigsten Inhalte kopiert sowie weiteres ergänzt. Der ZAW ist der Zweckverband Abfall- und Wertstoffeinsammlung für den Landkreis Darmstadt-Dieburg. Es ist sehr schade, daß der Plastikfastenkalender nach 40 Tagen (an Ostern 2022) abgeschaltet wurde, denn er enthielt unzählige wertvolle Tipps und Informationen sowie eine ganze Reihe weiterführender Links.
Der ZAW schrieb dazu im Februar: "Viele Menschen verzichten in der Fastenzeit auf Schokolade, Fleisch, Alkohol oder liebgewonnene Gewohnheiten wie die Nutzung von Handy oder TV. Der ZAW (Zweckverband Abfall- und Wertstoffeinsammlung für den Landkreis Darmstadt-Dieburg) hat sich in dieser Zeit dem Thema Plastikfasten verschrieben. Vom 2. März bis zum 16. April 2022 gibt es im „Plastikfastenkalender“ täglich einen interessanten Beitrag rund um das Thema Kunststoff und welche Alternativen sinnvoll sind. Gerade in Zeiten des Klimawandels ist es wichtig, dass wir alle unseren Kunststoffkonsum hinterfragen und reduzieren“, sagt Umweltdezernent und Vize-Landrat Lutz Köhler. „Das achtköpfige Projektteam aus den Gemeinden Fischbachtal, Münster, Schaafheim und Seeheim-Jugenheim sowie des LaDaDi und des ZAW haben hierzu viele wertvolle Informationen und Tutorials zusammengestellt.“
Im Kalender fanden sich von praktischen Tipps zum Selbermachen plastikfreier Produkte über Hintergrundinformationen bis hin zu Erfahrungsberichten rund um den Werkstoff Kunststoff viele interessante Beiträge. Er war online ab dem 2. März (Aschermittwoch) auf der Webseite des ZAW unter www.zaw-online.de/plastikfasten. Eigene Erfahrungen und Meinungen zum Thema Plastikfasten sind im LaDaDi höchstwillkommen unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - mein persönlicher Wunsch ist es, den Plastikfastenkalender wieder online zu stellen!
Hier sind die wichtigsten Inhalte, von mir noch weiter ergänzt:
- Küche: Edelstahl, Holz, Keramik und Glas sind die Alternativen bei Besteck, Dosen, Schneidbrettern und Schalen. Luffa zum Scheuern und Bambustücher als Spüllappen (20 Tücher von pandoo zu ca. 8 Euro, sehr robust und waschbar, ein Tuch kann angeblich bis zu 100 Mal gewaschen werden. Ich habe eines sieben Tage lang als Spüllappen in der Küche in Benutzung, und es ist schon auf etwa die Hälfte an Volumen zusammengegangen - siehe Foto ganz unten. 100 Mal waschen wird es ganz sicher nicht überstehen, aber es ersetzt auf jeden Fall die unzähligen Küchenrollenblätter, die in manchen Haushalten für jeden Zweck benutzt werden: wisch und weg. Ich kann die Tücher also trotzdem durchaus empfehlen. Am Ende können sie kompostiert werden: www.gopandoo.de). Selbstgemachtes Wachstuch oder Wachspapier kann Klarsicht- und Alufolie ersetzen. Das Rezept finden Sie hier: Waschen, Putzen und Körperhygiene
- Plastik sparen: zum Beispiel mit Neutralseife
- Plastik – Fluch und Segen: Der erste Kunststoff wurde auf der Weltausstellung im Jahr 1862 bei der Weltausstellung in London präsentiert und bestand noch aus einer Form von Zellulose. Über 50 Jahre und viele Entwicklungsstufen später, wurde Polyvinylchlorid, besser bekannt als PVC, entwickelt. Heute ist Plastik aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Jährlich werden weltweit über 400 Millionen Tonnen hergestellt. Neben PVC gibt es inzwischen viele Kunststoffarten unterschiedlicher Zusammensetzungen. Je nach Bedarf, wird Plastik mit chemischen Zusätzen wie Weichmachern, Flammschutzmitteln oder Farbstoffen versetzt. Diese Stoffe schaden aber auch der Umwelt und teilweise sogar der Gesundheit. Sie können aus dem Material austreten, in Wasser oder Luft übergehen und letztlich in unsere Lebensmittel gelangen. Zudem werden sie unter Umständen beim Recycling freigesetzt. Aber ohne den Kunststoff wären viele Dinge auch deutlich weniger nachhaltig: Plastik ist leicht, wärmedämmend, hitzebeständig, günstig, hygienisch, flexibel und haltbar. Vor allem in der Medizin hat sich Plastik als steriler, vielfältig einsetzbarer Stoff durchgesetzt: Blutbeutel, Infusionsflaschen und Spritzen als praktische Einwegprodukte, die eine Verbreitung von Keimen verhindern...
- Problematisch wird es, wenn Plastik aus Bequemlichkeit genutzt wird, oder wenn es um Wegwerfartikel geht, die nach einmaligem Gebrauch nur noch Abfall sind. To-Go-Becher, Fastfood-Verpackungen, Plastiktüten beim Obst- und Gemüsekauf oder Einweg-Getränkeflaschen. Bewußt beobachten, nachdenken und nach Alternativen suchen hilft. Zum Beispiel eine Thermoskanne statt To-go-Becher aus Bioplastik...
- Bioplastik funktioniert nicht: biologisch abbaubarer Kunststoff macht bei der Kompostierung in den fünf Kompostierungsanlagen im Landkreis Darmstadt-Dieburg Probleme. Und auf dem heimischen Komposthaufen findet man die Teile noch Jahre später völlig intakt.
- Waschen, Putzen und Körperhygiene: mit nur fünf Mitteln kann ein kompletter Haushalt auskommen! Natron, Soda, Essig, Zitronensäure und Neutralseife. Lesen Sie hierzu den Beitrag Waschen, Putzen und Körperhygiene. Mit diesen Fünfen lassen sich alle erforderlichen Reinigungsmittel gezielt herstellen und nur bei Bedarf mit Bleichmittel, Gallseife oder Duftölen ergänzen.
- Unverpackt einkaufen: auf dem Land schwierig - weil lange Fahrten erforderlich sind. Doch auch hier gibt es eine wachsende Zahl an Angeboten und Möglichkeiten. 2019 fielen in Deutschland 3,2 Millionen Tonnen Kunststoffverpackungen an (Umweltbundesamt). Baumwolltasche statt Plastiktüte: der ZAW empfiehlt die waschbaren Stoffbeutel aufgrund ihrer hohen Lebensdauer.
- Baustoffe müssen nicht immer neu gekauft werden sondern können im https://bauteilkreisel-dadi.net/ getauscht werden.
- Leihen statt kaufen
- Greenwashing – ein trauriger Trend: Nicht immer wird das Werbe-Versprechen von „Nachhaltigkeit“ gehalten
Der Plastikfastenkalender schreibt an Tag 33: Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der die Verkleinerung des eigenen ökologischen Fußabdrucks immer mehr Menschen am Herzen liegt. Wir alle konsumieren und unsere Kaufentscheidungen haben Auswirkungen. Sie beeinflussen die Strategien der Unternehmen, die Konsumgüter produzieren. Kein Wunder, dass Hersteller zunehmend mit Nachhaltigkeitsversprechen für ihre Produkte werben. Das kann durchaus dazu beitragen, dass Produkte unter besseren sozialen Bedingungen und mit weniger negativen Auswirkungen für Umwelt und Klima produziert werden. Leider entscheiden sich einige Unternehmen vermehrt dazu, weniger ihre Produktion, als vielmehr ihre Marketingstrategien zu verändern. Die Verwendung von Begriffen wie „umweltfreundlich“, „nachhaltig“ oder schlicht „grün“ ist inzwischen stark eingeschränkt. Dennoch finden Unternehmen immer wieder Wege, mit unspezifischen Aussagen oder dem Verpackungsdesign ein nachhaltiges Produkt vorzutäuschen oder ihren Einsatz für die Umwelt maßlos zu überhöhen. Man nennt es Greenwashing. Da steht dann auf dem Etikett ein „mit“ vor einem umweltfreundlichen Zusatzstoff, ohne dass eine genaue Prozentzahl angegeben ist. So werden kleinste positive Veränderungen in der Wertschöpfungskette schnell zu einer umweltfreundlichen Produktion stilisiert. Ebenfalls beliebt ist der Verweis auf rein pflanzliche Rohstoffe – nur ist Kunststoff aus pflanzlichen Rohstoffen nicht zwangsläufig auch biologisch abbaubar. Und für das Palmöl in rein pflanzlichen Wasch- und Reinigungsmitteln, fallen jedes Jahr tausende Hektar Regenwald. Einen Ausweg aus dieser Misere versprechen Prüf-Siegel. Sie kennzeichnen Produkte, die bestimmte, vorab definierte Kriterien erfüllen. Allerdings ist die Vielfalt an Siegeln groß, und nicht alle sind unabhängig oder haben hohe Anforderungen. Teilweise schafft moderne Technik hier Abhilfe. Einen auf Umweltschutz fokussierten Überblick über die in Deutschland gebräuchlichsten Siegel bietet beispielsweise eine Smartphone-App des NABU. Aber auch für einzelne Produkte gibt es inzwischen Nachschlagewerke online. Die App CodeCheck scannt dabei den Barcode von Produkten, deren Daten sich Nutzer:innen dann direkt auf dem Smartphone ansehen können. Eine kleine Internetrecherche loht sich. - Hundekotbeutel: Recycelte Wellpappe – die umweltfreundliche Variante...
Ganz auf Plastik verzichten können Sie mit Hundekotbeuteln aus Papier. Hier gibt es z.B. eine Art „Schaufelsystem“ aus recycelter Wellpappe, das bis zu 70 % aus recyceltem Papier besteht.
Papier und Pappe sind grundsätzlich besser biologisch abbaubar als Plastik. Besonders nachhaltig sind Hundekotbeutel aus Papier, wenn sie schon aus recyceltem Papier hergestellt werden. Das ist ressourcenschonender als neu produziertes Papier. Entsorgung: Ein gebrauchter Papierbeutel darf aus hygienischen Gründen weder im Papier- noch im Biomüll entsorgt werden. - Hundekotbeutel 2: Maisstärke – die beste Lösung?
Der Vorteil von Hundekotbeuteln aus Maisstärke ist, dass die Beutel zu fast 100 % biologisch abbaubar sind. Maisstärke zersetzt sich nach der Benutzung und zerfällt in seine natürlich vorkommenden, ungiftigen Ausgangsstoffe. Nachdem Mikroorganismen wie Bakterien, Enzyme und Pilze ihre Arbeit geleistet haben, verbleiben nur noch Wasser, Kohlendioxid und Biomasse. Werden Hundekotbeutel aus Maisstärke verbrannt, wird dabei nur so viel CO2 freigesetzt, wie bei der Entstehung der Pflanze aus der Atmosphäre entzogen wurde. Gleiches gilt auch für die Papiertüten. Sie sind also klimaneutral.
Links und Literaturtipps:
www.zaw-online.de/schenk-tauschkiste
https://www.careelite.de/plastikfrei-leben-ohne-plastik/
https://www.smarticular.net/plastik-sparen-ersetzen-muell-vermeiden-tagebuch/
Literatur: Plastikatlas - Daten und Fakten über eine Welt voller Kunststoff / 6. Auflage; Heinrich Böll Stiftung
Buchtipps für selbstgemachte Holzspielzeuge: Holzspiele selbst gebastelt von Dieter Gamsjäger, ISBN: 978-3702010812 für 19,90 € / Spiele und Spielzeug aus Holz von Willi Brokbals, ISBN: 978-3800150878 für 24,90 € / Brettspiele aus Holz selbst gemacht von Frank Egholm, ISBN: 978-3772521836 für 18,90 € / Kreativbuch Holzspielzeug von Carsten Andres, ISBN: 978-3625175711 für 9,99 € / Lustiges Holzspielzeug selbst gemacht von David Wakefield, ISBN: 978-3702017590 für 24,90 €
https://www.careelite.de/plastikfrei-leben-ohne-plastik/
Mülltrennung wirkt! Eine Initiative der dualen Systeme (muelltrennung-wirkt.de)
https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/bioenergie/bioplastik
https://www.bund.net/themen/chemie/achtung-plastik/alternative-bioplastik/
https://utopia.de/ratgeber/bioplastik-biokunststoffe-check/
https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/was-ist-mikroplastik
Mehrweg oder Einweg: Unterschiede und Regeln beim Pfand | Verbraucherzentrale.de
PET-Einwegflaschen: 5 Tipps um sie zu vermeiden (gelsenwasser-blog.de)
https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/essen-trinken/mehrwegflaschen#gewusst-wie
https://newsroom.kunststoffverpackungen.de
https://refill-deutschland.de/
https://www.smarticular.net/ganz-einfach-plastikprodukte-durch-plastikfreie-alternativen-ersetzen/
Umweltsiegel: Die Umweltsiegel für Recyclingkunststoff
Für Wirtschaftsunternehmen:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/umweltfreundliche-beschaffung
https://www.nachhaltige-beschaffung.info
https://wirtschaft-entwicklung.de/netzwerk/nachhaltigkeit/
https://www.wlw.de/de/inside-business/praxiswissen/einkaeufer-ratgeber/nachhaltigkeit-supply-chain
https://www.csr-in-deutschland.de/DE/Unternehmen/unternehmen.html
Kompostierbare Spüllappen aus Bambus (ca. 0,40 Euro pro Stück) - angeblich bis zu 100x waschbar. Rechts neues Wischtuch, links nach nur 1x waschen halb so voluminös. Trotzdem nachhaltiger als Küchenrolle. Richtige Vliestücher sind nur wenig teurer und lassen sich ca. 6x waschen bevor sie zu dünn werden.
Marieta Hiller, im April 2022