Landkreis Darmstadt-Dieburg:

Verbraucherinnen legen beim Kauf von Fleischprodukten immer mehr Wert auf Regionalität, Tierwohl und eine positive Klimabilanz. Eine Möglichkeit, diese Anforderungen zu erfüllen, sind stressarme Schlachtverfahren. Am bekanntesten ist der Weideschuss, doch jetzt nimmt die teil- oder vollmobile Schlachtung Fahrt auf. Die Ökomodell-Regionen Süd und Rhein-Main haben sich zusammengeschlossen, um über die Möglichkeit der teilmobilen Schlachtung im Haltungsbetrieb zu informieren.

Zu einer Informationsveranstaltung für Praktiker aus Landwirtschaft und Metzgerhandwerk hatten Sylvia Barrero-Stadler (Ökomodell-Region Süd) und Matthias Bathon (Ökomodell-Region Rhein-Main) eingeladen. Gastgeberin war Katrin Goebel auf dem Hofgut Oberfeld in Darmstadt, einem biozertifizierten landwirtschaftlichen Betrieb mit Leuchtturmwirkung in der Region. Ziel der Veranstaltung war die Vorstellung teilmobiler Schlachteinheiten anhand zweier Demonstrationsmodelle durch Lea Trampenau (ISS, www.innovative-schlachtsysteme.de) aus Lüneburg und Flavio Traxl (Bio Rind & Fleisch GmbH) aus Gusterath. Beide Referenten konnten ebenso fundiert und sicher alle Fragen rund um die neue EU-Verordnung beantworten, die seit letztem Sommer die Umsetzung dieses Verfahrens erleichtert.

Auch das Regierungspräsidium Gießen will die Teilmobile Schlachtung in Hessen fördern und unterstützen, da die Vorteile klar auf der Hand liegen. „Wir setzen uns nach wie vor für die regionale Produktion und Vermarktung unserer landwirtschaftlichen Produkte im Landkreis ein“, bestätigt auch Umweltdezernent und Vize-Landrat Lutz Köhler. „Auf diese Weise können die Ansprüche von Verbrauchern, die Bedürfnisse der Verarbeitungsbetriebe und der Wunsch nach mehr Tierwohl in Einklang gebracht werden.“ 

Regionale Verarbeitungsmöglichkeiten als Flaschenhals

Die rund 25 Teilnehmer ließen keinen Zweifel daran, wie viel Interesse derzeit an der Thematik besteht. Bereits im Vorfeld hatten einige Landwirte bei den Ökomodell-Regionen angeklopft, um sich über Möglichkeiten der teilmobilen Schlachtung zu informieren. „Jetzt, wo die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen, ist dieses Verfahren zu einer echten Alternative für viele Betriebe geworden“, sagt Sylvia Barrero-Stadler, die beim Odenwaldkreis für die Ökomodell-Region Süd angestellt ist. Ihr Kollege Matthias Bathon, der im Hochtaunuskreis die Ökomodell-Region Rhein-Main koordiniert, sieht noch einen Flaschenhals bei der Einführung des stressarmen Schlachtsystems: „Die Gespräche während der Veranstaltung haben gezeigt, dass es nach wie vor an regionalen Verarbeitungsmöglichkeiten mangelt.“ Die bestehenden Metzgereien seien zum Teil bereits für das komplette Jahr ausgebucht. „Hier braucht es dringend einen Fachkräftenachwuchs“, sagt Bathon. 

Umsetzung in Südhessen ist Ziel

Bei den geplanten Folgeveranstaltungen soll geklärt werden, ob es für die geplante Umsetzung der teil- und vollmobilen Schlachtung in den benachbarten Ökomodell-Regionen Kooperationsmöglichkeiten gibt und welche Lösungen in Bezug auf die fehlenden Verarbeitungskapazitäten gefunden werden können. Die Vorteile der teilmobilen Schlachtung sind ein ethischer Mehrwert durch gesteigertes Tierwohl, weniger Stress für Mensch und Tier sowie Synergieeffekte unter Landwirten, Metzgern und Verarbeitern. Eine Produktionssteigerung und bessere Auslastung regionaler EU-zugelassener Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe ist ebenso vorteilhaft wie die gesteigerte Transparenz. Überdies können sich zusätzlich neue Vermarktungsmöglichkeiten für regional erzeugte und nach höchsten Standards gehaltene und geschlachtete Tiere entfalten. Ein Gewinn auf ganzer Linie für eine Region, die einen großen Absatzmarkt aufweist. 

Über die Ökomodell-Regionen

Die Ökomodell-Regionen sind Teil des hessischen Ökoaktionsplans. Sie vernetzten Landwirte, Handel und Verbraucher und engagieren sich in Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern und Verarbeitern für eine bessere Vermarktung von biologischen und regionalen Produkten sowie die Schärfung des Bewusstseins für regional erzeugte Lebensmittel beim Verbraucher. Ziel ist es, regionale Wertschöpfungsketten zu etablieren und die regionale Vermarktung zu fördern.