Vier von fünf Bäumen sind krank – Waldumbau drängt
Die aktuelle Waldzustandserhebung ist besorgniserregend: ob Fichte, Kiefer, Buche oder Eiche – die Bäume in Deutschlands Wäldern leiden stark unter den Folgen der Klimakrise. Insbesondere Dürre und hohe Temperaturen im vergangenen Sommer haben den Wäldern weiter starkzugesetzt, so das Ergebnis der vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) veröffentlichten Waldzustandserhebung 2022.
https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/030-waldzustandserhebung.html
In einem Vortrag am 29. April in Lautern anläßlich des 1. Bürger- und Familientages der Bürgerinitiative "L(i)ebenswertes Lautertal" erläuterte Frau Dr. Gerlind Wallon das Thema Holzwirtschaft in Deutschland. Sie kommt von der Bürgerinitiative Waldvision in Nußloch, wo inzwischen ein klimastabiler, naturnaher Wald gepflegt wird und der Hiebsatz halbiert wurde.
Wallon legte dar, daß von insgesamt 11,4 Millionen Hektar Wald (= 1/3 der Gesamtfläche Deutschlands), fast die Hälfte in Privatbesitz ist. Hinzu kommt, daß entgegen der natürlichen Vegetation mit 92% Laubholz tatsächlich über die Hälfte Nadelholz ist. Die Nutzung des Holzes hat extrem zugenommen: 2016 wurde doppelt soviel Holz eingeschlagen wie 1990, davon liegt der steigende Anteil an Brennholz derzeit bei 50% gegenüber einer stofflichen Nutzung. In Kaminöfen verbrennen Privathaushalte jährlich 25-28 Mio m3 Brennholz, in Pelletsheizungen werden wenigstens Sägereste eingesetzt, etwa 3 Mio Tonnen. Insgesamt verfeuert Deutschland 58 Mio m3 pro Jahr. Im Vergleich zu Erdgas erzeugt Holz 2,3-mal so viel CO2 oder 1,6-mal soviel wie Heizöl.
Die Verbrennung von Holz wäre nachhaltig und klimaneutral, wenn der CO2 Gehalt in der Atmosphäre ausgeglichen ist. Auch wenn die Waldwirtschaft nachhaltig und der Wald vital und anpassungsfähig wäre, hätte man eine ausgeglichene Bilanz. Dies ist nicht der Fall. Es wird seit 2020 jährlich mehr Holz entnommen als nachwächst, viel davon geht in den Export. Gerade nach den letzten Trockenstreß-Jahren müßte wesentlich weniger eingeschlagen werden: maximal die Hälfte!
Seit Beginn der Industrialisierung steigt die CO2 Konzentration drastisch an. 1850 lag sie - wie zuvor über viele Jahrzehnte - bei unter 285 ppm (part per million), 2020 bei ca. 410 ppm.
Solange ein Wald wächst, speichert er einen Teil der CO2 Emissionen. Diese Emissionen stammen aus der Energiewirtschaft und der Industrie (57%), 12% aus Landwirtschaft und Gewerbe, 30% aus privater Mobilität, Haushalt und Abfall. Um steigende Emissionen durch die Senkenleistung des Waldes aufzufangen, müßten bis zu 60% des jährlichen Baumzuwachses im Wald verbleiben.