Ungeschickt war der Vorstoß für die Energiewende: Klimaschutzminister Habeck lieferte eine Steilvorlage an die Zeitung mit den vier Großbuchstaben und die reagierte prompt "morgen kommt der Habeck und baut deine Heizung aus!" Ungeschickt wohlgemerkt, was die Öffentlichkeitsarbeit und vorbereitende Maßnahmen angeht.

Nicht ungeschickt war es im Blick auf unsere Energieversorgung. Denn ganz Deutschland denkt jetzt endlich über die Situation endlicher und schädlicher fossiler Energie nach.
50% der Haushalte heizen noch mit Gas, es ist jedoch bereits ein Rückgang spürbar, auch durch Umstellung auf Brennwerttechnik. Bevor aber alle Gasheizungen verschrottet werden müssen, können noch 20-30 Jahre vergehen.

Eine Umstellung auf regenerative Energien läßt sich auch gar nicht so leicht vollziehen, denn es gibt von allem zu wenig: Biogas, grünen Wasserstoff, grünen Strom. Heizen mit Wärmepumpe: auch nur mit regenerativem Strom sinnvoll. Auf eine Photovoltaikanlage auf dem Dach zur Eigenversorgung wartet man derzeit jedoch mehrere Monate. Wenn jetzt die Heizung irreparabel kaputt geht und ausgetauscht werden muß, kann man unter Umständen die vorgeschriebenen 65% aus regenerativen Quellen nicht erfüllen. Es wird nicht genügend Biogas erzeugt (dieses kann übrigens über den bisherigen Gasversorger bezogen werden, man braucht keinen Tank im Vorgarten), es gibt - noch - zu wenig regenerativen Strom für Wärmepumpen und E-Mobilität, und grüner Wasserstoff kommt auch nur in Frage, wenn er mit grünem Strom erzeugt wird. Hier - wie an unglaublich vielen anderen Punkten - wurde das Pferd von hinten aufgezäumt.

Wieviel sinnvoller wäre es gewesen, als ersten Schritt alle Dächer mit brauchbarer Fläche für Photovoltaik zu erschließen, über eine attraktive Förderung! Und als zweiten Schritt erst die Abschaffung von Öl und Gas anzukündigen.

Wem jetzt die Heizung kaputt geht, der steht vor einem Problem: der Photovoltaik-Markt ist überschwemmt ist mit Anfragen, die 65% Regenerative sind nicht zu erreichen. Eine teure Wärmepumpe kann man sich vielleicht nicht leisten bzw. nicht mit regenerativer Energie betreiben. Die Wasserstofftechnologie basiert noch immer immer weitgehend auf fossilen Energiequellen. Interessant hierzu: Wikipedia Stichwort grüner Wasserstoff, und www.dblt.de Suchwort Wasserstoff. Dagegen läßt sich das bestehende Gasnetz auf Wasserstoff umrüsten (das ist diesmal kein Aprilscherz!). Denn irgendwann werden immer weniger Gasabnehmer immer höhere Netzkosten tragen müssen.

Beim Korrekturlesen dieses Beitrages im Juniheft des Durchblick kam im Radio die Meldung, daß Robert Habecks Staatssekretär Patrick Graichen seinen Posten im Wirtschaftsministerium räumt - nun dürfen wir sehr gespannt sein, wie sich das unglückliche und unausgegorene Wärmepumpentheater jetzt entwickelt...

Marieta Hiller, 17. Juni 2023