RP Darmstadt nimmt an Abstimmungstermin zum Schutz der gefährdeten Schmetterlinge teil
Darmstadt. Zu einem gemeinsamen Abstimmungstermin kamen jüngst zahlreiche Naturschutzbehörden und -verbände im Lautertaler Rathaus zusammen – darunter auch eine Vertreterin des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt. Thema war der Schutz zweier ganz besonderer Schmetterlingsarten: Des Hellen und des Dunkeln Wiesenknopf-Ameisenbläulings.
Beide Arten brauchen spezielle Bedingungen und sind auf besonderen Schutz angewiesen. Der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind streng geschützt, denn beide Arten sind bundesweit sehr selten geworden. Der Helle Wiesenknopf-Ameisenbläuling wird – wenn nichts unternommen wird – im Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis in den nächsten Jahren sogar ganz verschwinden. Das Land Hessen ist gesetzlich verpflichtet, sich um ihren Schutz zu kümmern. Das Treffen im Rathaus der Gemeinde Lautertal (Odenwaldkreis) diente dazu, die Schutzmaßnahmen für die beiden Arten abzustimmen.
Die Herausforderungen beim Schutz der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge: Beide Arten benötigen feuchte und ohne oder mit wenig Düngung bewirtschaftete Wiesen. Zudem müssen dort mit dem Großen Wiesenknopf eine bestimmte Pflanze und mit der Knotenameise eine bestimmte Ameisenart vorkommen. Sonst können sich die Schmetterlinge nicht fortpflanzen (siehe "Hintergrund" ganz unten). Auf den meisten Wiesen ist das nicht mehr gegeben. Denn für landwirtschaftliche Betriebe ist es schwierig, Wiesen in ihre Wirtschaftskreisläufe zu integrieren, die sie im Sommer nicht mähen und nicht düngen dürfen. Deshalb sind die beiden Schmetterlingsarten so selten geworden.
Was wurde schon zum Schutz der beiden Arten unternommen? Das RP Darmstadt hat die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe bei zwei Treffen über
Fördermittel informiert, wenn sie ihre Wiesen im Sommer drei Monate nicht mähen. Im Auftrag des RP hat der Landschaftspflegeverband Bergstraße viele landwirtschaftliche Betriebe über die Bedürfnisse der beiden Schmetterlingsarten aufgeklärt. Die Ämter für ländlichen Raum im Kreis Bergstraße und Odenwaldkreis haben mit landwirtschaftlichen Betrieben vertraglich vereinbart, dass sie bestimmte Wiesen im Sommer nicht mähen und nur wenig düngen. Das Forstamt Beerfelden pflegt bestimmte Flächen in den Schutzgebieten, die es betreut, und hat im Auftrag des RP Darmstadt drei wertvolle Wiesen gekauft. Zudem kartiert ein vom Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald beauftragter Experte im Rahmen eines Monitoring-Projekts seit mehreren Jahren die Schmetterlinge. Der Gewässerverband Bergstraße pflegt Rückhaltebecken und Deiche mit Massen-Vorkommen des Großen Wiesenknopfs. Mehrere Privatpersonen setzen sich ehrenamtlich für beide Arten ein, beraten und informieren die Behörden über Schmetterlingsvorkommen und halten
Kontakt zu betroffenen landwirtschaftlichen Betrieben.
Welche Erfolge wurden schon verzeichnet? Die Kartierungen des Geo-Naturparks haben weitere Schmetterlingsvorkommen ermittelt, die zuvor
nicht bekannt waren und jetzt geschützt werden können. Die Ämter für ländlichen Raum haben mit einigen landwirtschaftlichen Betrieben freiwillige Vereinbarungen getroffen, dass sie bestimmte Wiesen im Sommer nicht mähen. Um erfolgreich zu sein, müssten aber mehr Betriebe mitmachen.
Was haben die Beteiligten beim Treffen vereinbart?
Damit die Meldungen einfacher bearbeitet werden können, benötigt das Amt für Landwirtschaft Bergstraße genauere Angaben zu den Schmetterlingsvorkommen. Zusätzlich benötigen die Ehrenamtlichen mehr Unterstützung bei der Zusammenarbeit – insbesondere außerhalb der
Schutzgebiete. Die Beteiligten sind sich einig, dass geklärt werden muss, warum auf vielen geeigneten Wiesen nicht genügend Ameisen vorkommen. Der Geo-Naturpark plant eine Untersuchung zu beauftragen. Auf einigen gemeindeeigenen Flächen sollen außerdem die Pflege für die beiden Schmetterlingsarten optimiert und Infotafeln aufgestellt werden. Die Ämter für Landwirtschaft und der Landschaftspflegeverband Bergstraße bemühen sich weiter um freiwillige Vereinbarungen für eine schmetterlingsgerechte Mahd bei den landwirtschaftlichen Betrieben.
Außerdem wird der Landschaftspflegeverband Bergstraße ein Infoblatt für Landwirte zum Thema Wiesenknopf-Ameisenbläulinge erstellen. Das RP Darmstadt unterstützt die Beteiligten bei ihren jeweiligen Aktivitäten und klärt offen gebliebene Fragen. Das nächste Treffen ist im Dezember 2025.
Wie können Bürgerinnen und Bürger helfen? Bürgerinnen und Bürger können Lebensmittel von landwirtschaftlichen Betrieben beziehen, die ihre
Wiesen ohne oder mit wenig Dünger bewirtschaften. Außerdem sollten im eigenen Garten kein Kunstdünger und keine Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Wichtig ist es auch, in Schutzgebieten auf den Wegen zu bleiben.
Hintergrund: Schmetterlinge, die Ameisen fressen
Die beiden Arten der Wiesenknopf-Ameisenbläulinge tragen ihren Namen nicht zufällig: Ein wichtiger Teil ihres Lebens spielt sich auf den Blütenköpfen des Großen Wiesenknopfs ab. Das ist eine Pflanze, die auf artenreichen, ungedüngten Wiesen wächst. Dort auf den Blütenknospen legen die Schmetterlinge ihre Eier ab. Nur wenn die Wiesen im Sommer drei Monate nicht gemäht werden, können sich die Raupen in den Blüten fertig entwickeln. Im Lauf des Sommers lassen sich die Jungraupen auf den Boden fallen. Dort bringen sie eine Knoten-Ameisenart dazu, sie zu adoptieren und in ihr Ameisennest zu tragen. Die Ameisen füttern und beschützen die Schmetterlingsraupen im Ameisennest. Dort fressen die Raupen jedoch nicht nur Ameisenfutter, sondern auch Ameisenbrut. In jedem Ameisennest kann sich in der Regel nur eine Raupe des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings entwickeln. Daher müssen für den Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläuling größere Wiesen mit mehr Ameisennestern zur Verfügung stehen als für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Jedoch werden die Blüten des Großen Wiesenknopfs im Sommer häufig abgemäht. Oft gibt es auch zu wenige Ameisennester in den Wiesen. Fehlen die Wiesenknopf-Blüten oder die Ameisen, können sich die Wiesenknopf-Ameisenbläulinge nicht mehr fortpflanzen. Deswegen sind die beiden Arten sehr selten geworden. Wo sie aber vorkommen, stehen sie für einen intakten Wiesen-Lebensraum.
Link: https://rp-darmstadt.hessen.de/umwelt-und-energie/naturschutz
Foto: dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Jürgen Liebherr, Pixabay
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