LaDaDi: Kreistierschutzbeauftragte warnt vor tödlichen Hundehaaren

Hundehaare können in der freien Natur tödlich werden für Vögel, die sie zum Nestbau benutzen. Die Tierschutzbeauftragte des Kreises rät deshalb, die Vierbeiner zuhause zu bürsten und die Haare zu entsorgen. Dies gilt für Haare von Hunden, die mit Insektiziden wie z.B. Flea Free Spot on, Frontline oder Pestigon vor Zecken, Flöhen, Milben etc. geschützt werden. Auch Katzenhaare von insektizidbehandelten Katzen sind gefährlich.

Darmstadt-Dieburg. Die Tierschutzbeauftragte des Landkreises Darmstadt-Dieburg, Dr. Christa Wilczek, warnt vor Hundehaaren, die für den Nachwuchs von Vögeln tödlich sein können. Gleichzeitig ruft sie Hundebesitzer dazu auf, ihre Tiere nicht in der freien Natur auszukämmen – oder, falls die Vierbeiner doch dort gebürstet werden – die Haare einzusammeln und sie zuhause in der Restmülltonne zu entsorgen. Anlass für diesen Appell ist eine Studie der Universität Sussex in England, bei der in Vogelnestern Insektizide nachgewiesen wurden, die auch in Deutschland in gängigen Produkten verwendet werden und auch im Onlinehandel verfügbar sind. Es handelt sich um Produkte zur Bekämpfung von Flöhen und Zecken, „insbesondere bei Hunden und Katzen mittels Halsbänder oder Spot-on-Präparaten“, erklärt Wilczek: „Bei den untersuchten Stoffen  - Fipronil und Imidacloprid - handelt es sich um Nervengifte, die über die poröse Eischale die Embryoentwicklung negativ beeinflussen oder auch den geschlüpften nackten Nesthocker schädigen.“ Laut Studie befand sich Fipronil in allen Nestern und Imidacloprid in fast 90 Prozent der Nester. „Viele Vogeleltern nehmen auf der Suche nach weichem Material gerne ausgebürstete Hundehaare mit den Insektizid-Wirkstoffen auf, um das Nest für ihren Nachwuchs weich auszupolstern. Das kann fatale Folgen für den Nachwuchs haben“, sagt sie.

„Das Beste ist also, den eigenen Vierbeiner im Garten oder vor der Haustür auszubürsten und die Haare sofort in der Restmülltonne zu entsorgen“, sagt Wilczek. Die Insektizide wirken gegen Flöhe, Zecken, Läuse, Schaben und Milben und sind für den Menschen laut Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung in geringen Dosierungen ungefährlich. Dennoch darf etwa Fibronil bei lebensmittelliefernden Tieren – etwa eierlegenden Hühnern – nicht eingesetzt werden. Bekannte Produkte im Handel sind Flea Free Spot on, Frontline oder Pestigon. Der Wirkstoff Imidacloprid wirkt zusätzlich gut gegen Mücken und Fliegen, etwa gegen die Sandfliege als Überträger der Leishmaniose, die bei Hunden als Importkrankheit ernsthafte Symptome hervorrufen kann. Verfügbare Produkte im Handel sind etwa Advantix, Advantage, Ataxxa, Halsband Seresto. Neben Halsbändern mit den Wirkstoffen gibt es Spot-On-Varianten, bei denen die Substanz auf die Haut von Hunden und Katzen aufgeträufelt wird.

Etwa 75 Prozent der Waldvögel, das habe laut Wilczek die Studie aus England herausgefunden, benutzen neben Moos oder Federn zum Auspolstern der Nester auch Fell. „Besonders das Unterfell isoliert dabei gut“, sagt Wilczek. Im Wald benutzen Vögel häufig Haare von Reh, Fuchs oder Wildschweinen. In Städten oder in der Nähe davon sind es aber meist Hunde- oder Katzenhaare. „Insektizide sind Nervengifte“, erklärt Wilczek, „sie bleiben auch in den Haaren, wenn diese ausgebürstet sind, von den Vögeln gefunden und in ihre Nester eingebaut werden.“ Die Schale von Vogeleiern sei porös, um einen Luftaustausch für den Embryo zu ermöglichen. „So können auch die Pestizide eindringen und die Entwicklung des Embryos beeinflussen“, sagt Wilczek. Bei Nesthockern, die nackt im Nest bleiben, könne das Gift auch später noch wirken, erklärt Wilczek. Beide Stoffe sind in der EU für den Ackerbau verboten, Imidacloprid ist in Gewächshäusern erlaubt. Fipronil ist zudem auch gefährlich für Bienen.

„Die meisten Hundebesitzer handeln bestimmt nicht in böser Absicht“, sagt Dr. Christa Wilczek, „ihnen ist bestimmt nicht bewusst, welche Gefahren von ein paar Haaren ausgehen. Zum Schutz der Vögel sollte sich aber nun jeder hinterfragen, ob denn das Ausbürsten der vierbeinigen Lieblinge nicht aus zuhause passieren kann. Damit kann jeder zum Vogelschutz beitragen.“