Energieagentur Bergstraße gibt Tipps für den Alltag zum Schutz des Klimas und des Kontos / Mit kleinen Dingen viel erreichen / Schimmel vermeiden beim Energiesparen

Hohe Energiekosten und knappes Gas – Energiesparen ist in aller Munde. Wie kann man bei sinkenden Außentemperaturen seinen Energieverbrauch unter Kontrolle halten? Philipp Meister, Leiter der Energieagentur Bergstraße, ein Fachbereich der Wirtschaftsregion Bergstraße / Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB), erläutert: „Da durch falsch eingestellte Heizungen viel Sparpotenzial verschenkt wird, sind zumindest Besitzer von Gasheizungen über die ‚Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen‘ des Bundes verpflichtet, ihre Heizungsanlage innerhalb der nächsten beiden Jahre vom Fachmann prüfen und optimieren zu lassen.“ Dabei werden die Einstellung der Heizung, die Effizienz der Pumpen und die Dämmung der Rohrleitungen unter die Lupe genommen. Geprüft wird auch, ob ein hydraulischer Abgleich notwendig ist, wobei er bei Wohngebäuden ab sechs Wohnungen ohnehin vorgeschrieben und infolgedessen nicht mehr förderfähig ist.

Sollten Maßnahmen zur Optimierung des Heizungsverteilsystems, wie beispielsweise der hydraulische Abgleich oder der Austausch von Heizungspumpen, Ventilen oder sogar Heizkörpern, durchgeführt werden, gibt es über die Bundesförderung für effiziente Gebäude 15 Prozent Zuschuss. Fördervoraussetzung ist - neben dem hydraulische Abgleich - die Beantragung vor Auftragsvergabe.

Die Temperatur gleichmäßig verteilen

Wer die Raumtemperatur um ein Grad Celsius absenkt, kann bis zu sechs Prozent Heizkosten einsparen. „Doch hier gilt es ein paar grundsätzliche Dinge zu beachten, um Schimmelbildung zu vermeiden“, so Meister. Wie der Experte weiter erläutert, ist eine gleichmäßige Temperatur in der ganzen Wohnung von Vorteil. Denn Wärme fließt in kühlere Räume und Feuchtigkeit kondensiert an den kühlsten Stellen – an Fenstern oder Außenwänden. Zusätzlich wird durch eine gleichmäßige Temperatur ein Zuggefühl verhindert, das durch ein „Herabsinken“ der an der kalten Wandoberfläche abkühlenden Luftschicht entsteht. Deshalb ist es besser, überall die Temperaturen auf 19 Grad Celsius einzustellen als einzelne Räume auf 21 Grad Celsius zu halten und die übrigen nicht zu heizen. Heizt man jedoch selektiv, ist es wichtig, Türen zu weniger beheizten Räumen geschlossen zu halten. Regelmäßiges Stoßlüften ist in jedem Fall unbedingt erforderlich.

„Unter 18 Grad Celsius sollte die Temperatur in schlecht gedämmten Häusern jedoch nicht sinken,“ erläutert Philipp Meister, „bei guter Dämmung sind rund 16 Grad Celsius die Mindesttemperatur.“ Damit die Wärme auch im Raum ankommt, dürfen Heizkörper weder mit Möbeln noch mit Heizkörperverkleidungen zugestellt oder mit Gardinen zugehängt sein. Verhindern Möbel, Bilder oder auch Gardinen an Außenwänden und insbesondere Außenecken ungedämmter Gebäude die Zirkulation der warmen Luft, kann die an den kalten Stellen kondensierende Feuchtigkeit dem Schimmel guten Nährboden bieten. Daher heißt es Abstand halten.

Das Thermostat richtig einstellen

„Das Absenken der Raumtemperatur bei Abwesenheit oder in der Nacht ist mit programmierbaren Thermostaten ohne Komfortverlust möglich. Die Heizzeiten können dem persönlichen Bedarf angepasst werden und so startet das Aufheizen zum Beispiel eine Stunde vor dem Aufstehen am Morgen oder dem Nachhausekommen am Abend.“ Wer mit herkömmlichen Thermostaten heizt, sollte wissen, dass Stufe drei bei einer fünfstufigen Skala einer Temperatur von etwa 20 Grad Celsius entspricht, zwischen jeder Stufe liegen circa vier Grad Celsius. Dreht man das Thermostat voll auf, wird es nicht schneller warm – der Heizkörper heizt einfach länger, bis die eingestellte Wunschtemperatur erreicht ist. Gluckert der Heizkörper oder wird nicht richtig warm, kann Entlüften Abhilfe schaffen.

Auf die Fenster achten und richtig lüften

Das Schließen von Rollläden und Vorhängen in der Nacht hält die Wärme drinnen. Zieht es durch die Fenster, müssen sie eventuell eingestellt werden, brauchen neue Fenstergummis oder Dichtband. Das gilt auch für Außentüren. Hier helfen „Zugluftstopper“ wie Bürstendichtungen oder der gute alte Plüschhund.

Diese Zugluft möchte keiner, doch gleichzeitig soll man regelmäßig lüften? Verschwende ich dadurch nicht meine kostbare Wärme? Wie kann man denn durch „richtiges“ Lüften Heizkosten sparen? „Gekippte Fenster verschwenden tatsächlich Heizwärme“, bestätigt Meister, „denn es kommt nur zu einem geringen Luftaustausch, während die Oberflächen rund ums Fenster auskühlen. An den kalten Oberflächen kondensiert – oft unbemerkt – Feuchtigkeit und bietet damit Schimmel Nährboden.“

Stoßlüften morgens, mittags und abends, das heißt Durchzug mit weit geöffneten Fenstern und Innentüren in der ganzen Wohnung sorgt für einen schnellen Luftaustausch und den Abzug der Luftfeuchtigkeit, während die Oberflächen nicht auskühlen. Die Lüftungsdauer hängt von Außentemperatur, Windverhältnissen und Luftfeuchtigkeit ab. Im Winter genügen meist ein paar Minuten, im Sommer darf es eine Viertel- oder halbe Stunde sein. Nicht vergessen, das Heizkörperthermostat herunterzudrehen, damit man nicht zum Fenster hinausheizt.

Nach dem Baden oder Duschen und Kochen sollte die Feuchtigkeit sofort „weg“gelüftet werden, nicht durch geöffnete Türen in die Wohnung, sondern durch weit geöffnete Fenster nach draußen. Die Dusche trocken zu wischen und den Lappen draußen zu trocknen bringt auch schon viel Feuchtigkeit nach draußen.

Wer keine Möglichkeit hat, die Wäsche draußen zu trocknen, stellt den Wäscheständer ins warme Wohnzimmer, falls er das Schlafzimmer weniger beheizt. Vermehrtes Lüften ist dann angesagt, genau wie bei Pflanzenliebhabern oder Aquarienbesitzern. Mit einem Hygrometer kann man die Luftfeuchtigkeit stets im Auge behalten, besonders bei niedrigen Raumtemperaturen. Idealerweise liegt die relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent.

Den Wasserverbrauch im Auge behalten

Auch im Bad lässt sich Energie sparen, denn je weniger Warmwasser ich verbrauche, desto weniger muss erwärmt werden. Duschen statt Baden, einen Sparduschkopf oder Durchflussbegrenzer verwenden und das Wasser abdrehen beim Einseifen oder Zähneputzen sind genau wie Hände mit kaltem Wasser zu waschen praktische Einspar-Möglichkeiten.

Dämm-Maßnahmen durchführen

Hausbesitzer können noch mehr tun, auch wenn es derzeit lange Wartezeiten bei Handwerkern für Dämm-Maßnahmen, den Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung oder einer neuen Heizung auf Basis erneuerbarer Energien gibt. Die Dämmung der obersten Geschossdecke und der Dachbodentreppe sind zum Beispiel gut auch in Eigenleistung zu bewerkstelligen, die Dämmung von Heizkörpernischen oder Rollladenkästen ist auch für Mieter durchführbar. Die LandesEnergieAgentur Hessen liefert auf ihrer Homepage www.lea-hessen.de nicht nur Energiespartipps, sondern auch Do-it-yourself-Anleitungen und Videos.

Info: Das Team der Energieagentur Bergstraße beantwortet gern alle Fragen zu den Themen Energie, erneuerbare Energien sowie Energieeffizienz und gibt einen Überblick über die aktuellen Fördermöglichkeiten. Vom passenden Heizsystem für Ihr Gebäude über Solarenergie bis zur Wärmedämmung erhalten Sie fachkundige Informationen, kostenlos und neutral. Zur telefonischen Terminvereinbarung ist die Energieagentur von Montag bis Mittwoch von 9:00 bis 13:00 Uhr unter der Rufnummer 06252/ 68929-88 zu erreichen oder Sie buchen Ihren Termin online unter www.wirtschaftsregion-bergstrasse.de.