"Von wegen Regional Einkaufen: Fehlanzeige bei heimischen Erdbeeren und Spargel" - schrieb vor einem Jahr Renate Kessen vom Bundeszentrum für Ernährung (BZfE). Im Juli 2022 lagen die Auswertungen vor: Erdbeeren im Freiland wurden in Deutschland 2022 auf nur noch rund 9.700 Hektar Fläche angebaut, die Erntemenge belief sich auf ca. 91.300 Tonnen (Statistisches Bundesamt). Somit war das die niedrigste Erntemenge seit 24 Jahren. An heimischem Spargel wurden ca.  113.100 Tonnen geerntet, zehn Prozent weniger als im Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre.

Die Gründe: Anbauflächen wurden verringert, Saisonkräfte waren während der Coronajahre kaum zu haben, der Mindestlohn ließ die Kosten für heimische Produkte steigen. Verbraucher*innen beanspruchen für sich selbst Mindestlohn (gern auch mehr), sind aber offenbar nicht bereit, auch Produkte zu kaufen, die deshalb teurer sind.
Viele Erzeuger haben 2022 vorzeitig die Saison abgeschlossen, weil höhere Löhne und gestiegene Energiepreise ihre heimischen Produkte im Vergleich zu Importen teurer machten.
So blieben sie unter Umständen sogar auf der begehrten Frischware sitzen, weil Verbraucherinnen und Verbraucher auf billigere Angebote aus dem Ausland zurückgriffen. Damit nahmen sie nicht nur in Kauf, keine wirklich erntefrische Ware ohne lange Transporte zu erhalten, sie sägen sozusagen auch den Ast ab, auf dem sie sitzen.
Was Lebensmittel wirklich kosten und was wir vom Konsum regionaler Produkte haben, stellt das BZfE im Beitrag „True Cost – Was Lebensmittel wirklich kosten“ dar. Denn wir bezahlen Lebensmittel zweimal: einmal an der Ladentheke und einmal über die Kosten für Gesundheits- oder Umweltschäden. Steuern, Krankenkassenbeiträge und geschädigte Umwelt ziehen uns so über die Hintertür das Geld aus der Tasche, das wir beim Einkauf "gespart" haben.
Aktuell führt uns der Disput um das Thema einheimische Lebensmittel gut vor Augen, daß man den Handel im Blick behalten muß: in Polen wurde Weizen aus der Ukraine vom Handel in den polnischen Markt gedrückt, der für Regionen in Afrika gedacht war, wo Hunger herrscht. Die polnischen Erzeuger konnten sich schließlich gegen den Handel durchsetzen: der ukrainische Weizen wurde dorthin weitergeleitet wo er hingehörte.
Es empfiehlt sich deshalb, beim Einkauf immer aufs Herkunftsetikett zu schauen und wo immer es möglich ist, direkt beim Erzeuger zu kaufen. Dies hat den Charme, daß kurze Transportwege erforderlich sind und direkte Wertschöpfung in der Region für die Region stattfindet.

An den Ständen der Firma Wendel aus Zwingenberg kann man Ihnen genau sagen, woher das Obst und Gemüse stammt. Am Wochenende 22./23. April werden die ersten eigenen Erdbeeren geerntet.

Infos: https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/grundlagen/true-cost-wahre-kosten/