Achtung: Aprilscherz!

Spätestens wenn die 30-Jahresfrist für Gasheizungen verstrichen ist, wird eine Umrüstung fällig. Der einfachste Weg ist Umstellung auf Biogas. Das wird aus Küchenabfällen,  Klärschlamm, Gülle oder eigens dafür angebaute Energiepflanzen gewonnen. Es verbrennt klimaneutral und kann ins Erdgasnetz eingespeist werden. So können die Energieversorger, die vor einigen Jahren erst die Gasinfrastruktur im Odenwald errichtet haben, auch weiterhin im Geschäft bleiben.
Die südhessischen EVUs gehen jedoch einen Schritt weiter: gemeinsam haben sie ein Projekt angestoßen, um große Kuhställe an ihr Netz anzuschließen. Da Methan leichter ist als Luft, können unter der Stalldecke Flächenelemente montiert werden, die wie eine Abzugshaube funktionieren, jedoch ohne elektrischen Antrieb. Das nach oben drängende Methan aus den Verdauungsabsonderungen der Stallbewohner drückt das schwerere Luftgemisch gegen Miniturbinen, diese ziehen dann - sind sie erst einmal in der Rotation - das aufströmende Methan in ein Leitungssystem, das direkt ab Hof in die Zuleitung zur Hauptgasleitung MIDAL (Mitte-Deutschland Anbindungs-Leitung) fließt.  
Zur Zeit stehen die EVUs mit ihrem Projekt "Kompensation und Herstellung aus Fäkalien und Rückständen Zentralsammlung" (kurz: KUHFURZ) in Verhandlung mit allen landwirtschaftlichen Betrieben im vorderen Odenwald, die mehr als 200 Rinder halten. Voraussetzung ist die Haltung in Offenställen, Weidehaltung wäre in diesem speziellen Fall kontraproduktiv.
Der besondere Clou am Projekt ist zum einen, daß eine ganze Region - Versorger, Produzenten, Leitungssystem und Verbraucher - einem gemeinsamen Ziel zuarbeiten. Zum anderen lassen sich handelsübliche ausgediente Photovoltaikelemente verwenden: wo Photonen die Halbleiter treffen und für Stromfluß sorgen, lassen sich durch geringfügige Änderungen auch Methanmoleküle zum Antrieb einsetzen. Der entstehende Sog sorgt für ein verlustfreies permanentes Weiterlaufen des Systems, ist es erst einmal angestoßen.
Erste Proberammbohrungen für die Anschlußtrassen aus Raidelbach zur MIDAL, die über Ernsthofen, Brandau, Lautern mit Verzweigung nach Bensheim und Reichelsheim verläuft, fanden in diesem März bereits statt, um geeignete Übergabestellen zu ermitteln. Aus der MIDAL erfolgt dann die Übergabe an die EVUs, die ihr eigenes Leitungsnetz zu den Abnehmern betreiben. Durch die beiden getrennten Leitungssysteme kann unter anderem vermieden werden, daß es zu Richtungskollisionen kommt. Das Gemeinschaftsprojekt soll nach Abschluß der Planungsphase ab 1. April 2024 in die Bauphase gehen, so daß der Weiterbetrieb bzw. die Neuanschaffung einer Gasheizung mit regionalem Biogas aus dem Stall nebenan gesichert wird. aa

Foto: Rammsondierungspunkt für die Zuleitung vom Stall zur MIDAL zwischen Lautern und Gadernheim