Alles begann an der Theke.
Die beiden Tageszeitungen Echo und BA hatten sich Anfang 1995 abgesprochen, daß die redaktionelle Behandlung der Gemeinden aufgeteilt werden sollte. Aus bislang zwei Blickwinkeln wurde einer, und die folgende oft einseitige Darstellung gefiel uns nicht. So beschlossen wir, eine eigene Zeitung zu machen - wenigstens einmal im Monat. Thomas Glaser, Guido Seidler und ich waren uns schnell einig, wie wir das Projekt aufziehen würden. Guido erstellte das Grundlayout der Hefte, "an das sich eine gewisse M aus L nie gehalten hat", Thomas kümmerte sich um aktuelle kommunalpolitische Themen.
Ich wollte eigentlich nur das "Feuilleton" übernehmen. Aber die Zeitschrift sollte ja gedruckt werden, denn 1995 war man noch lange nicht soweit, daß eine kostengünstige Onlinezeitung denkbar gewesen wäre. Also mußte der Druck finanziert werden, und dazu holten wir die örtliche Wirtschaftswelt ins Boot. Die Betriebe schalteten ihre Inserate im Durchblick, und wir brachten dafür immer wieder Beiträge aus der Wirtschaft. Die erstaunliche Vielfalt der gewerblichen Angebote, Produkte, Dienstleistungen vor Ort blieb bis heute erhalten. Wer im Internet kauft, ist also selbst schuld - schon allein ein Preisvergleich lohnt sich, und bei Service, Beratung, Kundendienst und Gewährleistung können Internetanbieter sowieso nicht mithalten.
Und so funktionierte unser Durchblick über all die Jahre in bester Kooperation mit der örtlichen Wirtschaft.
Guido hatte Einzelhandelskaufmann gelernt und betrieb seit 1980 eine eigene Firma, zunächst für Herstellung und Vertrieb von Kassetten und Schallplatten, später kam Werbegestaltung hinzu. Von Visitenkarten bis zu Werbebannern reichte sein Angebot, bis die Covid-Pandemie der Selbständigkeit ein Ende setzte. Nun ist er angestellt in der Pharmabranche bis zu seinem Ruhestand in einigen Jahren. Über die gesamte Zeit war Guido für das Rechnungswesen zuständig und führte unser Warenwirtschaftssystem.
Thomas lebt seit vielen Jahren mit seiner Lebensgefährtin in einem Ortsteil von Oberzent. "Solange ich noch im Lautertal wohnte, schrieb ich für den Durchblick die Artikel zu den kommunalpolistischen Themen. Aus der Ferne wurde das schwierig und so kümmerte ich mich um die Technik, den Internetauftritt, Recherchen zu verschiedenen Themen und den rechtlichen Rahmen."
Nach über 30 Jahren Tätigkeit in der Computerbranche verbringt er jetzt seine Zeit mit der Versorgung von Ponys und Hühnern. Füttern, Ausmisten, Ställe bauen und reparieren, Weidepflege und ähnliches gehört zu den regelmäßig notwendigen Dinge die zu tun sind. "Wenn dann noch Zeit ist baue ich verschiedene Sachen aus Holz oder restauriere alte Möbel. Aber ganz ohne Elektronik komme ich auch im Rentnerdasein nicht aus, deshalb helfe ich im örtlichen Repaircafe mit und versuche defekten elektronischen Geräten wieder Leben einzuhauchen. Das freut die Besitzer und vermeidet unnötigen Elekroschrott. Für das jetzt zweieinhalbjährige Patchwork-Enkelchen muß natürlich auch noch Zeit übrig bleiben, dann ist der Rentnerkalender aber voll."
Was uns drei über die Jahrzehnte immer zusammengehalten hat, war soziales Engagement. Dies spiegelt sich auch in den Jahresprojekten des Durchblick: dreimal organisierten wir die Lautertaler Gesundheitstage mit örtlichen Anbietern aus der Gesundheitsbranche, gemeinsam mit der Gruppe "Dorf im Wandel" wurden wichtige Grundlagen für ein "insektenfreundliches Lautertal" geschaffen, in einem Jahr wurde ein Neuimker mit der erforderlichen Ausrüstung unterstützt oder in einem anderen eine Ausbildung zur Obstbaumfachwartin finanziert.
Seit der Covid-Pandemie wurden die Vereinsaktivitäten weniger, die hätten unterstützt werden können, und so begann ich mit den Jahrbüchern der Spinnstubb 2.0. Außerdem organisiere ich seit 2007 die Öffentlichkeitsarbeit für die Odenwaldweiten Lärmfeuer, und seit 2015 engagiere ich mich in der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe. Ich freue mich sehr darüber, daß die große Mehrzahl der syrischen, irakischen und eritreischen Geflüchteten inzwischen seit langem feste Arbeit haben, eine eigene Wohnung und gut integriert sind. Einen von ihnen traf ich am 8. Oktober vor dem Wahllokal - er durfte erstmals wählen. Aktiv bin ich im Vorstand des Odenwälder Kleinkunstvereins DoGuggschde e.V. und des Fördervereins Odenwälder Apfel e.V.
Ab Januar 2024 werde ich für viele Dinge mehr Zeit haben, die mich interessieren, denn dann übernehme ich für den Durchblick nur noch die redaktionellen Arbeiten und das Heftlayout. Marieta Hiller, im November 2023