Unser Wort Haus kommt von Hube, ebenso wie das Wort Hof. Ein Hof konnte im Lauf der Geschichte verschiedene Ausprägung haben: im Amorbacher Urbar (1395/97) werden als Klosterbesitz curiae et areae genannt. Areae bezeichnete Fronhöfe.
Sogar das Wort Hafen kommt ursprünglich von Hube. Hube (ahd huoba, mhd huobe) bezeichnete das für die Ernährung einer Familie erforderliche Flächenmaß an Acker- und Weideflächen. Unser Wort Nachbar kommt von 'der nahe Bauer'.
Und mit Haus und Hof sind wir auch schon bei unseren - mehr oder weniger - beliebten Mitbewohnern: Hunde und Katzen wurden im Zuge der Seßhaftwerdung zu unseren geschätzten Haustieren, ebenso wie Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Hühner, Gänse.
Wen wir nicht so gerne mögen, sind Ratten und Mäuse. Aber die es fanden damals ganz paradiesisch, als wir anfingen Getreide und Kohl anzubauen und über Winter zu lagern.
So trug es sich zu, daß anno 1284 zu Hameln eine große Rattenplage herrschte, weil die Bewohner nachlässig mit ihren Kornspeichern geworden waren. Nachlässig waren sie dann auch mit der Bezahlung für den dämonischen Pfeifer, der ihnen versprach für ein paar Goldstücke die Ratten aus der Stadt zu führen. 1816 wurde die Rattenfängersage als Nr. 244 in Grimms Sagen aufgenommen. 10 Quellen gaben die Brüder Grimm an, meist aus dem 16. + 17. Jahrhundert. In der Sage entführte der unbezahlt gebliebene Rattenfänger aus Rache die Kinder, angeblich seien diese in einem Berg verschwunden und erst in Siebenbürgen wieder herausgekommen sein.
Für diese Entführung gibt es verschiedene Erklärungsversuche: die Kinder wurden zur Ostkolonisation verschleppt nach Pommern, Masuren oder Siebenbürgen. Oder sie wurden für einen Kinderkreuzzug rekrutiert. Eine weitere Erklärung wäre ein Ausbruch der Pest. Dafür spricht die Flöte des Rattenfängers (= Pestnase) und die bunten Kleider bis zum Boden (= Fetzen zum Schutz vor Kontakt zu Erkrankten), dagegen spricht, daß die Ratten als Erzählmotiv erst im 16. Jahrhundert in die Sage kamen. Ob die Pest schon Jahrzehnte vor der großen Pandemie 1349 in Hameln war, ist unklar. Laut neuesten Forschungen kam der 1349er Erreger schon im 13. Jahrhundert aus Ostasien nach Europa.
Die Brüder Grimm haben übrigens nicht nur Märchen gesammelt, sondern auch Volksüberlieferungen. Auch aus dem Odenwald wurden einige Figuren bei ihnen verewigt: der Rodensteiner (Hans von Rodenstein 1418-1500) oder der Krischer (Amt Reichenberg: er erschreckte des Nachts die Leute die im Wald arbeiten mußten; Köhler, Viehhüter, Betreiber von Wässerwiesen) oder die feurigen Wagen (Gammelsbach). Spannende Details dazu berichtet Heidi Banse im Beitrag "Odenwälder als Hauptpersonen in den Sagen der Brüder Grimm"
in: Gelurt Band 14. M. Hiller