Ein Reisebericht von Mick Schäfer, Fotograf. Zu seiner Seite mit weiteren Infos, Ausstellungsterminen und Geschenktipps auf dblt.de kommen Sie hier.
m Herbst war ich in Carrara und wollte zu den Marmorbrüchen in der Nähe, ein Kindheitstraum der endlich wahr wurde...
Ein Geologe den ich dort zufällig traf hat mich mit ins Innere eines Berges genommen. Gradios!!
Carrara: ein kleiner verschlafener Ort in Italien mit vielen Marmorbrüchen, so dachte ich.
War nicht ganz falsch. Aber die die Steinbrüche die ich besuchen wollte waren von Carrara aus noch ein ganzes Stück entfernt.
Auf dem Weg dort hin wurden die Straßen immer enger und die Berge mit ihren weiß strahlenden Steinbrüchen immer höher. Bis der Verkehr nur noch in Einbahnstraßen geführt wurde und die Anzahl der LKWs immer mehr wurden.
Alles Rennfahrer... So wurde es etwas ungemütlich und hektisch auf der Straße. Meine Vorstellung, mir mal schön einen Steinbruch anzuschauen, erschien mir zunehmend naiv.
Es war schon schwierig einen Parkplatz zu finden. Ein älterer Herr wies uns darauf hin daß wir keinen guten Platz gefunden haben. Wir sollten lieber ein Stück weiter an der Seite anhalten. Er sah aus wie ein Steinbrucharbeiter. Der weiße Staub von Kopf bis Fuß verriet ihn.
Geologe war er und bot mir an, mir einen Steinbruch zu zeigen! Also holte ich schnell meine Kamera aus dem Bus .
Ich dachte immer in Carrara würden vor allem im Tagebau Marmor abgebaut werden. Nein. Mittlerweile sind die Berge um Carrara ausgehöhlt. In unglaublichem Umfang, so daß es Probleme dem Grundwasser gibt, das durch die Gesteinsschichten der Berge gereinigt werden soll.
Der Steinbruch sei ein kleiner, bemerkte Carlo, der Geologe. Ich aber fand ihn großartig.
Kathedralen fielen mir ein - die Räume wirkten durch übriggelassene Säulen wie getragen. Zahlreiche Meßpunkte hat der Geologe täglich zu kontrollieren: diese können auf eventuelle Verschiebungen hinweisen.
Zwei Arbeiter mit riesigen Maschinen bewirtschafteten der Bruch. Mit einer Art Kettensäge werden Blocke aus dem gewachsenen Fels gesägt.
Das Abfallmaterial wird zur Küstenbefestigung verwendet.
10-20 Tonnen wiegen die Blöcke und werden von den LKWs in rasender Geschwindigkeit zur Weiterverarbeitung gebracht. Das müssen wirklich alles Rennfahrer sein...
Zu Abschied bot mir Carlo an, wenn ich mal wieder in der Gegend wäre, sollte ich ihm vorher Bescheid geben. Dann würde er mir einen Tag lang alles ganz ausführlich inklusive Sonnenuntergang zeigen. Seine Mittagspause war zu Ende.
Die Steinmetze in Carrara arbeiten heute mit 3D Scannern und Maschinen die die Arbeit für sie erledigen. Diese Fotos sind von unfertigen Skulpturen.
Und das ist das Foto, das mich (Marieta Hiller) am meisten fasziniert: denn es illustriert auf bestechende Weise mein Fazit aus dem Jahrbuch-Beitrag "Eisenbahnpläne..." 2021:
"Die Fuhrleute haben ihren Kampf gegen die Eisenbahn gewonnen: bei Ponti di Vara (Italien, bei Carrara) steht in der unteren Etage eine steinerne Bogenbrücke mit Schienen, über die die ursprüngliche Marmorbahn (1887-1890 erbaut) führte. Darauf wurde eine fünfbogige Straßenbrücke aufgesetzt, den Tunnelanfang in den Berg hinein verbirgt der fünfte Bogen."
Siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Fantiscritti