Das Mühltal zwischen Ober-Ramstadt und Eberstadt

Die Modau entspringt auf der Neunkircher Höhe und fließt durch das Modautal und das Mühltal, bis sie bei Stockstadt in den Rhein mündet. Mitte des 18. Jahrhunderts gab es an der Modau 70 Wassermühlen zählen, da sie von der Quelle bis zur Mündung  über 300 Meter Gefälle hat. Die Modau brachte so genügend Wasserkraft für Getreidemühlen, Papiermühlen, Pulvermühlen und Ölmühlen.

Die Pulvermühle im Mühltal

Der Müller war nicht nur verdächtig - er lebte bisweilen auch gefährlich.
Im Jahre 1811 wurde im Mühltal an der unteren Modau auf Veranlassung Großherzogs Ludwig 1 eine Pulvermühle erbaut. Er ließ eine Untersuchung zur effektiven Ausnutzung der vorhandenen Wasserenergie durch Hofkammerrat J. L. Schleiermacher durchführen. Dessen Stampfenmodell kann heute im Hessischen Landesmuseum Darmstadt besichtigt werden.
Salpeter, Holzkohle und Schwefel sind die wichtigsten Bestandteile des Schwarzpulvers. Sie wurden zunächst getrennt auf Kollergängen oder Stampfen zerkleinert und dann durch Stampfen miteinander gemischt, was sehr gefährlich war und oft zu Explosionen führte. 1952 zerstörte eine Explosion die Pulvermühle, wobei der Müller, ein Wachtmeister und zwei Soldaten ums Leben kamen.
Die vermischten Zutaten werden zum Schluß durch Schütteln oder Trommeln zu größeren Partikeln geformt und mittels Sieben in verschiedene Größen unterteilt.

 

Das Mühlrad der Pulvermühle

Antrieb

Das Wasserrad der Pulvermühle in Zahlen:

Raddurchmesser 5,50m                   Schaufelbreite 1,18m
Schaufeltiefe 0,85m                         Schaufelzahl 40
Radarme 8                                      Fallhöhe 1,50 m
Schluckmenge 800 l / sec = 10 Badewannen voll
Der Generator bringt eine Leistung von 7,5 kW bei einer Drehzahl von 955 U/min. Das Wasserrad läuft mit einer Drehzahl von 6 U/min, der Generator wird über einen Riemen angetrieben. Die Radarme wurden 2006 ersetzt und waren somit ca. 100 Jahre eingebaut.

die "Pertinax"-Sammlung des Mühlenbesitzers

Über die Transmission wurde die Bewegungsenergie auf die verschiedenen Werkzeuge übertragen

 
Oft findet man alte Mühlsteine in Mauern
 
 

Ein Gebet an einer alten Mühlenwand

Herr setze dem Überfluß Grenzen
und lasse die Grenzen überflüssig werden
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
und auch Geld keine falschen Leute
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke meinen Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr sorge dafür daß wir alle in den Himmel kommen
Aber nicht sofort.

Mühle in der Mordach im Mühltal

Die Mühlen an der Weschnitz

Unten der große Speicher der Unteren Hildebrand Mühle Weinheim, deren Gründung noch im Dunkeln liegt, aber schon Zeuge des Industriezeitalters. Darunter die Kinscherfsche Mühle an der Weschnitz, eine alte Mühle, die zudem auch noch Wasserrechte aus zwei Herrschaftsbereichen hatte. Die Weinheimer Mühlen versorgen 300 Haushalte = 0,4% aller kWh in Weinheim (viel Industrie)!

Die Kinscherfsche Mühle im Weschnitztal

 

Die Nieder-Beerbacher Mühlen

Die vier Nieder-Beerbacher Mühlen gehörten alle nicht zur Zunft der Nieder-Ramstädter und Traisaer Müller und Bäcker, dadurch fehlten ihnen wichtige Handelsvorteile.
Die Waldmühle, die unterste der vier Nieder-Beerbacher Mühlen, wird erstmals Ende 18. Jahrhundert in Dokumenten als Gerber-, später als Walkmühle erwähnt. Zur Mahlmühle wurde sie 1850 umgebaut und umfaßte auch eine größere Landwirtschaft. Von 1924 bis in die 1960er Jahre gab es hier eine beliebte Ausflugswirtschaft. Nachdem man hier mit einer Turbine zur Wasserkraft-Unterstützung keine befriedigenden Leistungen erzielte, stellte man 1928 wieder auf reinen Wasserrad-Antrieb um. Das Mühlrad mit über 8 Meter Durchmesser ist noch erhalten, es trieb außer der Mühle auch einen Generator zur Stromversorgung an. 1960 kam das Aus für die Waldmühle.
Die Dorfmühle ist mit Ersterwähnung 1484 als Eigentum der Herren von Frankenstein die älteste Nieder-Beerbacher Mühle. An der Geibelsmühle (18. Jh.) findet sich in einem Sandsteinwappen ein Mühlrad mit Krone, was auf eine herrschaftliche Mühle hinweist. Diese stand im Eigentum des Landesherrn und wurde als Lehen oder Erbpacht vergeben. Mit Wasserkraft wurde hier Ölsaat durch Stampfen oder im Kollergang aufgebrochen und durch Keilpressen ausgequetscht.

Die Mühlen auf der Mordach

Landgraf Ernst-Ludwig hatte 1698 auf der Scheuerwiese eine Glashütte mit Stampfwerk gegründet. Hier wurden Spiegelscheiben und Butzenfenster, Trinkgläser und Flaschen hergestellt. In der Schleifmühle an der Modau wurden die Spiegel anschließend weiterbearbeitet. Jedoch bestand die Glashütte nur zehn Jahre und wurde an einen Müller verkauft und zur Mahlmühle umgewandelt, zweihundert Jahre später brannte sie ab.

1701 wurde die Mahlmühle "Neue Bohlenmühle" gegründet, der später eine Sägemühle angebaut wurde. Außerdem gab es auf der Mordach die Zehmühle, die zur Müllerzunft Nieder-Ramstadt gehörte, die Frankenberger und die Engelsmühle.

Die Alte Mühle in Schlierbach

1398 wurde die Mahlmühle des Pfalzgrafen Ruprecht erstmals urkundlich erwähnt, später (1488) wurde sie zum Lehensgut des Grafen von Wamboldt, später des Grafen Ullner zu Dieburg. Die Zehntabgabe der Frohnmühle betrug nach Quellen von 1568 jährlich sieben Malter Korn und eine Mastung. 1720 wurde die Mühle mit drei Mahlgängen ausgebaut und ging in bäuerlichen Besitz über. 1869 wird das Recht zum Betreiben einer Holzschneidemühle erteilt, 1898 das Backrecht mit Betrieb einer Mehlhandlung. Bis 1955 war die Mühle als Mahl- und Holzschneidemühle in Betrieb.

Alle Texte: M. Hiller

Die historische Mühle in Brombach bei Hirschhorn

Brombacher Mühle

Hier geht es zur Brombacher Mühle und dem Prinzip der Wässerwiese