Wie sich ein Odenwälder Bergdorf ohne eigenes Wasser versorgte

Auf Rothenberger Gelände (Ersterwähnung 1349) fallen zwar pro Jahr 1000 mm Regen, aber es versickert schnell.

Es gab den Benzbrunnen im Ort, in dem in mehreren nacheinanderstehenden Trögen das Tröpfelwasser der Nacht aufgefangen, wurde. War der unterste Trog voll, wurde er abgedichtet, bis der nächste voll war etc.; am Morgen kam das Vieh und trank alles leer. Eine Kuh trinkt 20 ltr. am Tag!

Der Quellenfinder Beraz aus München sollte für die Rothenberger weitere Wasserquellen auftun, drei Stellen bezeichnete er, an denen Wasser zu finden sei: in 20 Meter Tiefe stieß man nach aufwändigen Sprengarbeiten auf Wasser hinter der Schmiede Foshag. Später baute man hier den Krämersbrunnen mit einem fast durchgängig ausgemauerten Stollen. Man sammelte hier das Kluftwasser, das aus den Stollenwänden rieselte, und leitete es zum Brunnen. Zwei weitere Kluftbrunnen zapften die selbe Wasserader an. Ein Ziehbrunnen, der durch einen Schacht bis hinab auf eine wasserführende Schicht abgeteuft werden konnte, versprach hier wenig Erfolg.

So verfiel man in Rothenberg auf eine technische Lösung, die zu ihrer Zeit meisterhaft funktionierte: man errichtete einen Wassermotor. Die Maschinenfabrik A. Schmid aus Zürich lieferte 1902 den Motor, der mittels einfacher Technik Wasser von der Pumpstation 40 Meter unterhalb des Großen Brunnen bei Gammelsbach über 280 Meter hinaufbeförderte. Zunächst mußten die 40 Meter Gefälle vom Großen Brunnen bis zur Pumpstation genutzt werden, um die 280 Meter überwinden zu können. Auf der Höhe liegt der Hochbehälter, von dem aus die Verteilung nach Rothenberg, Kortelshütte und Ober-Hainbrunn erfolgte.

der Rothenberger Wassermotor in Betrieb

Der Wassermotor arbeitet sehr langlebig und wartungsarm, seine Dichtungen aus Leder stammen übrigens von der Firma Freudenberg in Reichelsheim. Leder bleibt sehr lange geschmeidig, wenn es ständig umflossen ist. Jedoch bedeutete das nicht, daß der Motor jahrelang mühelos vor sich hin werkelte: denn der Wasserwart aus Rothenberg mußte täglich auch im klirrenden Winter schauen ob alles glatt läuft, mußte ölen, prüfen und reparieren. Aber alles konnte mit den am Ort verfügbaren Mitteln repariert und gewartet werden.

Bauskizze des Wassermotors

Werkzeuge...

M. Hiller, Februar 2018