Nur mal angenommen: Unsere Kapitallebensversicherungen fallen einem Schnäppchenjäger zum Opfer...

Sie haben vor vielen Jahren vertrauensvoll eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen, zur Absicherung Ihres Ruhestands.

Dazu sind Sie zur persönlichen Versicherungsberatung durch einen Mitarbeiter eines führenden deutschen Versicherers gegangen. Sie sind gut beraten worden und seither sehr zufrieden (wenn auch der zu erwartende Auszahlungsbetrag seit Abschluß vor 30 Jahren stetig gesunken ist). Ihre Versicherung hat Ihnen immer Sicherheit gegeben und Sie haben sich darauf verlassen, daß das auch so bleibt. Immer wurde betont, daß hinter der Gesellschaft eine kapitalstarke Eigentümerin steckt und Sie sich auf einen herausragenden Service verlassen können.

Was aber wird, wenn die Geschäftsleitung jetzt auf die Idee kommt, diese Versicherungen - und es geht immerhin um sechs Millionen Policen und rund 56 Milliarden Euro Kapitalanlagen - zu verkaufen? 6 Millionen Betroffene und 1000 Mitarbeiter bangen jetzt um Arbeitsplatz und Rentensicherheit, denn wenn das Lebensversicherungsgeschäft in einer "tragfähigen Lösung" und zu "attraktivem Preis" an eine Abwicklungsplattform oder einen Hedgefonds verkauft wird, ist nicht nur das Vertrauen in jahrzehntelange stabile Versicherungspolitik dahin.

Die Beschäftigten haben Anfang Oktober 2017 einstimmig gegen den Verkauf votiert, ihnen geht es auch darum, das bisherige Vertrauensverhältnis zu ihren Kunden zu bewahren. Denn sie haben jetzt einen schweren Stand, haben die gesamte Sache dem Kunden gegenüber zu vertreten und müssen Kritik und Schelte ausbaden. Und 6 Millionen Betroffene wissen nicht, ob sie morgen noch ein Ruhegeld haben. Stattdessen erfahren sie am eigenen Leib was es heißt von einem Schnäppchenjäger abhängig zu sein!

Marieta Hiller, Nov 2017