Kein Heilkraut und damit auch nicht von der Ausrottung in „normalen“ nicht lizensierten Landschaften bedroht ist das Indische Springkraut. Doch verdächtig sollte es uns schon vorkommen: es ist nicht von hier!
Ganz so wie es bei den Menschen ist (der Ur-Odenwälder akzeptiert ja Zugezogene sprich "Zuugeraaasde" auch frühestens nach sieben Generationen als seinesgleichen) verhält es sich auch bei den Pflanzen. Jedes Pflänzchen hat seine Heimat, aber einige sind wanderlustig.
Diejenigen die schon seit Urzeiten spätestens aber vor dem Jahr 1492 (da entdeckte Kolumbus daß es hinter dem Tellerrand weitergeht) hier angekommen waren nennen wir Archäophyten und haben sie lieb. Neophyten aber (auf deutsch Neupflanzen im Gegensatz zu Archäophyten = Altpflanzen) werden kritisch beäugt. Beide Gruppen - Neo und Archäo - gehören zu den nicht einheimischen Pflanzenartensippen in Deutschland, knapp 700 von insgesamt gut 3.000 Arten. 300 der Erstgenannten leben in der Natur und 10 % von ihnen werden gezielt bekämpft, weil sie für einheimische Arten gefährlich werden.
Aus gutem Grund, wie es vor einigen Jahren schien: das indische Springkraut etwa wächst so rabiat daß es schnell alle anderen Pflanzengemeinschaften überwuchert und am Überleben hindert. Vor über 150 Jahren brachte ein schwärmerischer Gartenfreund das Kraut (Impatiens glandulifera) aus dem Himalaya mit. In vielen Gärten galt es in den folgenden Jahrzehnten als „must have“ und Imker freuten sich an ihm als gute Bienenweide.
Erste Sichtungen in Deutschlands Natur setzen 1914 ein, da hatte es sich in Oberbayern bereits ausgewildert. Im Odenwald fiel es erstmals vor etwa 20 Jahren auf in den Wiesen um Fürth. Jahr für Jahr wanderte es das Kolmbachtal hinauf und im Sommer 2010 blinkten seine hübschen rosa Blüten schon oberhalb Lautern.
Seit 2013 findet man es auch im Felsenmeer. Vermutlich fand die kriminelle Invasion in anderen Fluß- und Bachsystemen zeitgleich statt... Das machte den Forstämtern und Naturschutzverbänden Sorgen: das ökologische Gleichgewicht der Wuchsgemeinschaften in Auen ist empfindlich und wird schnell vom Indischen Springkraut dominiert. Daran sind wir Menschen nicht unschuldig, denn das Springkraut liebt nährstoffreiche Böden, vor allem Stickstoff.
Und wie kommt der wohl in die Böden entlang unserer Gewässer? Nicht nur aus der Landwirtschaft: denn vor einem guten Jahrhundert wandelten wir die ortsüblichen Silber-Weiden-Gebüsche in Pappelforste um. Die Böden waren dadurch gestört und anfällig. Ideale Wachstumsbedingungen für jemanden wie das Indische Springkraut. Schnell entwickelte es hier völlige Dominanz, während die große Brennessel, die wir eigentlich an naturbelassenen Stellen erwarten, komplett verdrängt wurde (aber die ist ja nach EU-Richtlinie sowieso ab sofort kriminell). Weniger problematisch scheint der Neuzugang für die Forstwirtschaft zu sein.
Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, kurz LWF, führte einen Freilandversuch durch, der Fragen zur Waldverjüngung klären soll. Das indische oder drüsige Springkraut rangiert dabei unter den leicht bekämpfbaren Unkräutern, es verdrängt andere Arten nicht dauerhaft, sondern kann Jahr für Jahr durch Mähen vor der Samenreife eingedämmt werden. 2005 legte die LWF zwei Versuchsstandorte mit vom Drüsigen Springkraut besiedelten Flächen an und beobachtet seither auf insgesamt 60 Versuchsparzellen Ankunft und Wachstum von natürlich verjüngten Pflanzen sowie die Entwicklung gepflanzter Bäumchen. Und natürlich den Einfluß von Bekämpfungsmaßnahmen auf die Waldverjüngung.
Ein Drittel der Versuchsparzellen wird nicht behandelt. Auf einem weiteren Drittel wird das Springkraut gemäht auf dem Rest der Parzellen wird es ausgerissen. Erste Ergebnisse sind: das drüsige Springkraut scheint auf die Verjüngung von Waldbäumen wesentlich geringer einzuwirken als Goldrute, Riesenbärenklau oder Japanischer Staudenknöterich. Es vermehrt sich ausschließlich durch Samen und bildet keine Rhizome und stirbt mit den ersten Nachtfrösten ab.
Infos www.waldwissen.net Warum heißt das Springkraut Springkraut? Als gelbblühende Pflanze kennen wir es schon immer (na ja solange wir uns eben erinnern können..) aus unseren heimischen Wäldern. Die Fruchtkapseln springen fröhlich davon, wenn man das Kraut berührt. (M. Hiller)