In den 1980er Jahren entdeckte sich zugleich mit der wachsenden Verfügbarkeit von Wissen und Forschungsergebnissen auch eine uralte Literaturform ganz neu: die Utopie.
Alternative Gesellschaftsformen und fremde Welten beschäftigten phantasievolle Geister schon immer, doch nun wurde ein Pool an gesammeltem Wissen von Ethnologen und Naturwissenschaftlern zugänglich, der den Anreiz für eine breite Palette an Science fiction Literatur bot.
Auf Thomas Morus‘ (1478-1535) „Utopia“ und die fantastische Literatur von Jules Verne (1. industrielle Revolution - Stichwort steampunk!) folgte nun eine Welle an abenteuerlichen Geschichten um neue Lebensformen, neue Lebenswelten, neue Techniken und zugleich auch neue Gefahren für Mensch und Umwelt.
„Hic sunt dracones“ - dies schrieben Entdecker früher auf Land- und Seekarten, als es noch unentdeckte Regionen gab, um deren Entdeckung für andere unattraktiv zu machen und für sich zu „reservieren“. Heute gibt es kein Land mehr zu entdecken, bis in die tiefsten Meeresgräben ist alles erforscht und kartiert. So flüchteten sich moderne Entdecker in die Literaturform der Science fiction (muß sorgsam unterschieden werden von Fantasy).
Die Filmindustrie entwickelte Serien, die auch nach Jahrzehnten nichts an Beliebtheit verloren haben. Erfundene Substanzen wie Dilithium (Startrek) oder Naquadah (Stargate) stehen unbegrenzt zur Verfügung, erzeugen Energie, selbst Antimaterie kann genutzt werden. Das ZPM (Zero point modul, Stargate) stellt Energie aus einem Vakuum der Subraumzeit zur Verfügung.
Mit Warpgeschwindigkeit sind Flüge in unvorstellbare Weiten kein Problem mehr, aber was auffällt: die Menschen arbeiten nicht, sie reisen und forschen - mal mehr mal weniger militärisch orientiert. Die Alternativwelten der Science fiction präsentieren uns das Internet der Dinge schon seit 40 Jahren (wenn Jean Luc Picard am Replikator „Earl Grey, 70 Grad, ohne Zucker“ bestellt, wird das prompt erledigt), jeder an Bord der Enterprise oder im SG 1-Team hat seine überaus spannende Aufgabe, aber er schuftet nicht an langweiligen Arbeitsplätzen. Lediglich (von den Bösen) geknechtete und ausgebeutete Agrargesellschaften auf fernen Planeten trifft man als Produzierende nach unserem heutigen Verständnis an. Bleibt die Frage: wann hat das alles in der Realität begonnen?
Als das Web 1989 entwickelt wurde, dachte niemand daran, daß diese Form der Informationsübertragung einmal die vierte industrielle Revolution auslösen würde. CERN-Wissenschaftler (CERN Forschungslabor bei Genf) wollten einfach ein System haben, um Forschungsergebnisse einfach mit Kollegen austauschen zu können. Dieses Hypertext-System konnte wissenschaftliche Artikel zu einem Netz verflechten, sprich automatisch multiple Querverbindungen schaffen. Das Netz ersetzte Stichwort-Zettelkästen, Karteien und isolierte Datenbanken, indem es alles mit allem verband.
Marieta Hiller