Auf der Neunkircher Höhe entspringt neben Lauter und Modau auch die Gersprenz. Sie sprudelt in einem Natursteinbecken auf 580 m Höhe NN und fließt auf ihren 62 Flußkilometern durch Winterkasten und Reichelsheim, Reinheim und Dieburg, bis nach Stockstadt (Achtung: es ist ein anderes Stockstadt als das, wo die Modau mündet! Die Modau mündet bei Stockstadt in den Rhein, die Gersprenz mündet bei Stockstadt in den Main), genauer bei der Schleusenanlage Kleinostheim.
Ihr Name lautete 786 Caspenze, 1012 Gaspensa, 1408 Gersprenze. Ursprüngliche Endung war -antia (anza enze enza inza), ein deutschwes Grundwort, das Fluß bedeutet (Wilhelm Sturmfels, Die Ortsnamen Hessens, 1910)
Der Großherzoglich Hessische Geometer G. W. Justin Wagner beschrieb die Gersprenz entlang ihres Laufes Im Jahr 1827. Auf ihrem Weg begleitet sie u.a. die Seite http://www.oberes-gersprenztal.de/ von Karl-Heinz Bayer aus Reichelsheim. Allerdings gibt es offenbar in Reichelsheim die Ansicht, daß auf der Neunkircher Höhe "nur" der Mergbach entspringt, der dann erst bei Bockenrod zusammen mit dem Osterbach die Gersprenz bildet.
Seit im Jahr 2013 der Oberlauf des Flüßchens in Mergbach umbenannt wurde, ist die schöne Tafel des Verschönerungsvereins Lützelbach entfernt worden. Dagegen wird die Gersprenzquelle seit 1952 im amtlichen Naturdenkmalverzeichnis des Kreises Bergstraße geführt, und seit 1889 kümmert sich die OWK-Ortsgruppe Neunkircher Höhe um die Anlage an der Quelle. Die Steineinfassung, Tische und Bänke und die Tafel wurde von den engagierten Mitgliedern errichtet und über die Jahre gepflegt. Sie können sich nicht damit anfreunden, daß die Quelle fortan Mergbachquelle heißen soll. Auch die Anwohner der Oberlauf-Dörfer wollen vermutlich gerne weiterhin an der Gersprenz leben. Der Lützelbacher Ernst Wege führt als schlagendes bzw. schäumendes Argument folgendes an:
die Gersprenz bedeutet "schäumender, rasch fließender Bach", während Mergbach "Sumpfbach, Grenzbach oder Marienbach" heißt. Weder ist der Oberlauf von Sumpfgelände geprägt, noch kennzeichnet er eine Grenze. Das starke Gefälle von der Neunkircher Höhe hinab ins Gersprenztal (sic!) läßt eher an ein schäumendes als auf ein sumpfiges Gewässer denken. Um Reichelsheim gibt es weite Wiesenbereiche, die sumpfig sind und als Retentionsräume dienen, so daß Ernst Wege eher hier das Sumpfige vermuten möchte.
Aber bevor die Fetzen fliegen zwischen zwei Odenwälder OWK-Ortsgruppen (Neunkircher Höhe und Reichelsheim), schauen wir uns lieber noch ein paar schöne Fotos an und halten Frieden.
Auch wurde zwischenzeitlich die ursprüngliche Gersprenz-Holztafel in restaurierter Form wieder aufgestellt und verkündet:
Gersprenzquelle!
Ohne Dich, klein und schlicht,
gäb es unsre Gersprenz nicht. Münster, Jahrgang 1932 / 33
Fotos: M. Hiller